Zuckerfasten das ganze Jahr über: Nur ein Stück dunkle Schokolade täglich. Das ist möglich. Dafür müssen wir aber einige Gewohnheiten ändern und uns ein paar Dinge bewusst machen.
Süßexplosion nach dem ZUCKER-Fasten
Ostern ist das Fest der Schokoladeneier und süßen Torten. Entsprechend habe ich mein erstes Stück Kuchen am Ostersonntag unglaublich genossen, ja es regelrecht zelebriert. Mein Stück selbst gebackenen Möhrenkuchen mit 20 Prozent weniger Zucker als im Rezept war ein Traum. Danach gab es noch ein Stück Mandarinen-Joghurttorte. Die hatte ich mir von meiner Mutter gewünscht. Diese Joghurttorte empfand ich als megasüß.
Also meinen Süßgeschmack wieder zu sensibilisieren, das hat während der Fastenzeit sehr gut geklappt. Das hatte ich aber auch schon vorher gemerkt, wenn ich Obst gegessen habe oder das Salatdressing meinen Süßgeschmack viel mehr als sonst befriedigt hat, weil ich die Süße viel intensiver geschmeckt habe.
ZUCKER-Gier ist geblieben
Leider hätte ich direkt wieder rund um die Uhr Süßes essen können. Keine Süßigkeit war vor mir sicher. Ich hätte ständig in den Korb mit den Schoko-Eiern reingreifen können und beim Kuchen immer noch ein Stück mehr essen. Weil Ostern war, habe ich dieser Gier auch öfter mal nachgegeben.
Dass meine Lust auf Süßes auch nach dem wochenlangen Zuckerfasten ungebrochen ist, hatte ich befürchtet. Genauso wie ich sofort wieder dazu neige, maßlos zu werden.
Mir haben Menschen erzählt, dass sie nach der Fastenpause keine Lust mehr auf Süßes hatten, keine Süßigkeiten mehr brauchten, sie sogar nicht mehr wollten. Mir geht das nicht so. Ich bin nach wie vor zuckersüchtig. Das muss ich mir eingestehen.
Immerhin habe ich eins geschafft: es fällt mir leichter, mal „Nein“ zu sagen. Und genau das muss ich weiterhin nutzen…
Neue ZUCKER-Regeln einführen
Wir sind Gewohnheitsmenschen! Neue Verhaltensweisen zu etablieren das dauert leider länger als die Fastenzeit. Die Fastenzeit ist aber schon mal ein guter Anfang. Und von hier aus, lässt es sich gut weitermachen.
Das heißt, es muss nicht so strikt wie beim Fasten gehen. – Ich hatte in dieser Zeit kein einziges Stück Kuchen oder Torte. Und ich habe auch keine Süßigkeiten gegessen, mir nur einmal ein Honigbrot gegönnt.
Aber ich brauche weiter Regeln. Denn genau wie beim Fasten helfen Regeln bei der Stange zu bleiben, bis mein neues Essverhalten zur normalen Gewohnheit geworden ist, die ich nicht mehr ständig hinterfrage.
Deshalb werde ich mir angewöhnen, abends keine Süßigkeiten zu essen. Hier hat sich als Ersatzhandlung schon ganz gut etabliert, dass ich mir einen leckeren Tee mache und den genieße. Denn eigentlich geht es am Abend darum, mir etwas zu tun zu geben. Und das kann auch Teetrinken sein.
Kuchen oder Torte wird es nur am Wochenende geben, nicht mehr zwischendurch und schon gar nicht, wenn ich am Nachmittag ausgehungert nach Hause komme.
Welche Grundregeln helfen, Maß zu halten, kann jede und jeder für sich selbst festlegen. Wenn sie gut funktionieren, etablieren sie sich langsam wie von selbst. Und wenn es nötig ist, können sie auch entsprechend angepasst werden.
ZUCKER-Genuss braucht Zeit
Gegen die Maßlosigkeit hilft es auch enorm, gaaanz langsam und genießerisch zu essen. Das Stück Torte bewusst sehen und dann auch zu riechen, zu schmecken und sogar zu hören, wie die Nussstücke krachen, die Creme-Bläschen zerfallen.
Wer schlingt, schmeckt nicht richtig, was da auf der Zunge zergeht. – Dann können wir uns das Essen auch sparen.
Tipp: Schnelles Nebenher-Essen vermeiden.
Denn dann wird es schnell zu viel. Die Portionen sind dann oft größer und werden auch aufgegessen, weil wir uns keine Zeit nehmen zu bemerken, dass wir bereits ausreichend hatten.
Außerdem macht schnelles Essen nicht zufrieden. Es macht den Kopf nicht satt, weil wir das Gericht oder den Snack nicht wahrnehmen. - Wenn mein Essen nur irgendwas zum Sattmachen war, also nicht besonders lecker, so dass ich es einfach gegessen habe, ohne es mir schmecken zu lassen, dann habe anschließend verstärkt nach was Süßem gesucht, weil ich geschmacklich noch nicht zufrieden gestellt war.
Deshalb genieße ich jetzt nur noch, was mir wirklich schmeckt. Und damit meine ich vor allem herzhafte Gerichte, abwechslungsreiche Salate oder auch Kartoffeln mit selbst gemachtem Kräuterquark. Das hilft super gegen Maßlosigkeit.
TIPP: Nur essen, was wirklich gut schmeckt.
ZUCKER-Fallen umgehen
Süße Speisen und Süßigkeiten verführen dazu, immer noch mehr zu wollen. Deshalb ist es hilfreich, sich nur die Menge Schokolade aus der Schublade zu holen, die wir uns gönnen wollen. Der Rest bleibt im Schrank, ohne wenn und aber. Und auch bei süßen Gerichten wie Milchreis, wird nur genau soviel gekocht, wie als EINE Portion vertretbar ist. Keinen Nachschlag einkalkulieren!
TIPP: Portion genau festlegen!
Menschen, die häufig zu wenig trinken, essen ebenfalls oft mehr Süßes. Denn unser Hirn kann uns tatsächlich Heißhunger auf Zucker signalisieren, obwohl wir eigentlich Durst haben. Um diese Fehlleistung auszuschließen, ist es wichtig, zunächst mal ein großes Glas Wasser zu trinken, anstatt der Zuckergier nachzugeben. Meist hat sich der Zucker-Heißhunger dann schon erledigt. Ein großes Glas Wasser VOR den Mahlzeiten hilft außerdem, etwas weniger gierig zu essen.
TIPP: Bei Appetit auf was Süßes erstmal ein großes Glas Wasser trinken.
Weitere Tipps für unsere ZUCKER-Freiheit
Äpfel, Beeren, Mirabellen & Co: Die Ballaststoffe in Früchten machen nicht nur satt, sie lassen auch den Blutzucker weniger schnell ansteigen als beispielsweise Fruchtsäfte. Fruchtsäfte enthalten kaum Ballaststoffe. Zwei Portionen Obst täglich befriedigen auch unseren Zucker-Appetit. Aber Achtung, Süßkirschen, Trauben und Bananen etwa enthalten mehr Kohlenhydrate als andere Obstsorten. Hier empfehle ich zurückhaltend zuzugreifen.
TIPP: Obst essen, statt Fruchtsaft trinken.
Fett ist ein fantastischer Geschmacksgeber an Gerichten. Besonders pflanzliche Fette oder Öle enthalten wichtige ungesättigte Fettsäuren. Fette bremsen den rasanten Anstieg unseres Blutzuckerspiegels ebenfalls und sorgen dafür, dass das Zuckerloch danach weniger drastisch ausfällt, so dass unser Körper nicht so stark nach Süßem giert, wenn der Blutzucker wieder gesunken ist. Wer also Süßes wie ein Dessert liebt, macht es richtig, weil in nahezu allen Hauptgerichten zuckerbremsendes Fett enthalten ist. Außerdem essen wir dann meist nur ein kleines Dessert, weil wir dann schon relativ satt sind.
TIPP: Süßes nach einer herzhaften Hauptmahlzeit genießen und nicht allein zwischendurch essen.
Zimt kann die Insulinsensitivität verbessern, senkte in einige Studien den Blutzucker. Zimt als Gewürz kann uns beim Zuckerheißhunger also ebenfalls helfen. Ich empfehle den etwas teureren Ceylon-Zimt. Der schmeckt nicht nur feiner, sondern enthält im Gegensatz zum Cassia-Zimt auch kaum leberschädliches Cumarin.
Pfefferminze kann den Appetit bremsen, ebenso wie Bitterstoffe in Chicorée oder Grapefruit. In der Apotheke gibt es deshalb sogar sogenannte Bittertropfen. Die können in „schweren Minuten“ helfen.
TIPP: Gewürze und Bittergeschmack nutzen, um nicht unüberlegt zu Süßem zu greifen.
Kaugummi mit Pfefferminzgeschmack hat zwei Vorteile. Er bremst nicht nur den Appetit, das Kauen beschäftigt uns und lenkt ab. Natürlich klappt auch Teetrinken und abwarten. Und wer direkt nach dem Abendessen die Zähne putzt, der baut eine innere Ess-Hürde auf. Erstens, weil der Pfefferminzgeschmack bremst und zweitens, weil wir anschließend auf der Couch sehr ungern noch zu Schokolade oder Chips greifen. Schließlich müssten wir und dann die Zähne nochmal putzen.
TIPP: Gegen den inneren Schweinehund Kaugummi kauen oder Zähneputzen.
Wenn ich Lust auf was Süßes spüre, und Wasser trinken oder Kaugummi kauen nicht helfen, dann überlege ich mir, wann konkret ich mir das nächste Mal etwas Süßes gönnen und genießen möchte. Natürlich nicht jetzt sofort, aber in absehbarer Zeit, etwa kommendes Wochenende oder morgen früh ein Marmeladenbrot. Vielleicht reicht auch der Apfel im Müsli. Und dann freue ich mich darauf, genauso wie ich stolz darauf bin, dass ich dem Appetit im Moment nicht nachgebe.
TIPP: Sich den Zeitpunkt des nächsten süßen Genusses genau überlegen.
Wenn mir die Fastenzeit eins gezeigt hat, dann ist es das bewusstere Essen und Genießen. Gerade bei Schokolade. Gute Schokolade ist nämlich zu schade, um sie mir zwischendurch reinzudrücken. Und tolle Bitterschokolade wird auch nicht zerbissen und gekaut, sondern ganz langsam gelutscht.
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