Richtig reagieren und helfen

Schlaganfall: Schnelles Handeln ist lebenswichtig

Stand
Redakteur/in
Hans Liedtke

Über 700 Menschen erleiden durchschnittlich täglich einen Schlaganfall, sind in Lebensgefahr und müssen schnell ins Krankenhaus. Wir erklären, wie man einen Schlaganfall erkennt.

Warum heißt der Schlaganfall so? Was schlägt zu?

"Marktcheck"-Gesundheitsexperte Dr. Lothar Zimmermann erklärt, wie man einen Schlaganfall erkennt und wie man sich dann verhalten sollte.

Beim Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung des Hirns. Schlaganfall heißt das, weil es so schlagartig auftritt. Wie aus dem Nichts, so denkt man, aber das stimmt nicht unbedingt. Viele Schlaganfälle haben Warnsignale.

Welche Symptome sind typisch bei einem Schlaganfall?

Oft geht einem großen Schlaganfall eine kurzzeitige Durchblutungsstörung um Tage oder Wochen vorher voraus.

Bei einem Drittel aller Patienten kündigt sich der Schlaganfall sogar durch eine sogenannte TIA, eine transitorische ischämische Attacke an. Das ist auch eine vorübergehende Minderdurchblutung im Gehirn, verbunden mit Symptomen wie Taubheit, Lähmung oder auch kurze Sprach- und Sehstörungen. Das Besondere: Diese Warnsignale können kurz später wieder verschwinden, das macht es so tückisch. Aber wenn so etwas auffällt, sollte man es unbedingt notärztlich untersuchen lassen, denn der "echte große Schlaganfall" ist oft nicht fern.

Unterscheiden sich Frauen und Männer in ihren Symptomen?

In den Symptomen nicht wirklich, aber bei Frauen liegt noch öfter als bei Männern eine Herzinsuffizienz vor, die unerkannt bleibt und auch die kann das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. Außerdem werden Frauen älter als Männer und je älter man wird, desto eher erleidet man einen Schlaganfall. Typische Frauenrisiken sind Hormoneinnahmen, aber auch Migräne, die das Risiko erhöhen können.

Gefährlich und häufig unerkannt! Fettstoffwechselstörung: Symptome, Diagnose, Behandlung

Betroffene sind ahnungslos, weil eine Fettstoffwechselstörung oft keine Beschwerden verursacht - bis es zum Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt. Patienten sind aber nicht machtlos.

Doc Fischer SWR

Gibt es Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung?

Es wird ein Ultraschall der Halsschlagader angeboten, der Ablagerungen erkennen und so dazu beitragen soll, das Schlaganfallrisiko zu senken. Doch der IGeL-Monitor hat die Untersuchung negativ bewertet. Bei einem Verdacht, dass Beschwerden auf eine verengte Ader zurückgehen können, ist der Ultraschall aber Kassenleistung und natürlich geboten.

Kann man durch seinen Lebensstil einem Schlaganfall vorbeugen?

Studien zeigen, dass 9 von 10 Schlaganfällen direkt oder indirekt mit dem Lebensstil zusammenhängen. Auf Platz eins der Risiko-Rangliste steht der Bluthochdruck. Er schädigt die Gefäße und damit auch die im Gehirn.

Auch relevant sind Übergewicht, Diabetes, Rauchen, zu viel Alkohol, Bewegungsmangel. Idealerweise können Patienten mit Gewichtsreduktion, Bewegung, kochsalzarmer Diät und ggf. Blutdrucksenkern schon viel erreichen.

Wie funktioniert der F.A.S.T.-Test?

Für Laien ist es oftmals schwer zu erkennen, welche Symptome ein Schlaganfall mit sich bringt. Ein einfaches System - F.A.S.T. - kann als Faustformel dienen:

F = Face: Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln, um Gesichtsasymmetrien zu erkennen. Sollte zum Beispiel ein Mundwinkel hängen, gilt das als Zeichen eines möglichen Schlaganfalls.
A = Arms: Die betroffene Person soll die Arme nach vorne strecken. Die Handflächen zeigen nach oben. So können Lähmungserscheinungen bemerkt werden.
S = Speech: Die betroffene Person soll einen Satz nachsprechen, um Sprachstörungen zu erkennen.
T = Time: Wenn die betroffene Person mit einer der Aufgaben Probleme hat, besteht der Verdacht auf einen Schlaganfall - wählen Sie sofort 112! Jetzt zählt jede Minute.

Schlaganfallpatient Ralf Göhmann: "Zeit ist Hirn"

Ein Schlaganfall hat Ralf Göhmann aus seinem Alltag gerissen. Dank des beherzten Eingreifens seiner Frau wurde er schnell in eine "Stroke Unit" gebracht und kann heute ein beschwerdefreies Leben führen.

Foto Rolf Göhmann. Rolf Göhmann beschreibt seinen Schlaganfall als fürchterliches Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Rolf Göhmann beschreibt seinen Schlaganfall als fürchterliches Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit

"Zeit ist Hirn", so heißt es. Je mehr Zeit verstreicht, desto schlimmer können die Folgen des Schlaganfalls sein. Pro Minute gehen zwei Millionen Nervenzellen zugrunde. Man sollte bei Beschwerden nicht zögern und 112 wählen. Das hat auch Karin Göhmann aus Ammerbuch gemacht.

Schlaganfall geht vor Corona

Ihr Mann war mit den Hunden draußen, will vor dem Abendessen noch schnell duschen. Aber der 79-Jährige kommt nicht mehr aus dem Bad. Karin Göhmann erinnert sich:

"Ich bin dann zur Dusche und hab die Duschtür aufgemacht, weil mir das komisch vorkam, und da fiel er mir mehr oder weniger schon entgegen. Er wollte mir was sagen und hat keinen Ton herausgebracht. Dann habe ich ihn geschnappt, nass wie er war, und hab ihn aufs Bett geworfen. Hier steht Gott sei Dank das Telefon daneben. Ich habe 112 angerufen und gesagt, mein Mann hat einen Schlaganfall. Das war mir in dem Moment klar."

Der Krankenwagen bringt Rolf Göhmann zu der zehn Kilometer entfernten "Stroke Unit". Das ist eine spezielle Schlaganfallstation im Universitätsklinikum Tübingen.

Corona-Pandemie lässt Patienten zögern

Rolf Göhmann hatte Glück, dass er so schnell in der "Stroke Unit" gelandet ist. Wegen Corona zögern manche Patienten, in die Klinik zu kommen. Ein schwerer Fehler.

"Der Punkt, den ich hier noch mal machen möchte, ist ein Aufruf, auch ganz klar zu machen, der Notfall hat hier Vorrang vor möglichen Ängsten wegen Corona. Und wir haben tatsächlich gesehen, dass die Zahlen der Patienten, die rechtzeitig hierher kommen, in Zeiten der Corona-Pandemie abgenommen hat. Und das ist genau falsch, weil das Risiko da ist, dass die Patienten Langzeitschäden von dem Schlaganfall erleiden, wenn man sie nicht rechtzeitig behandelt."

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