Viele haben Angst vor Demenz. Die Krankheit ist noch nicht heilbar, deshalb ist Vorbeugung besonders wichtig. Bestimmte Risikofaktoren können wir selbst beeinflussen.
Diagnose Demenz - ein Schock für Betroffene und ihre Familien. Mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden, sagen Wissenschaftler - mit der richtigen Prävention.
Hoffnung durch Prävention
Wer unter Risikoerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rheuma leidet, sollte besonders wachsam sein. Professor Georg Adler, Gerontopsychiater und Leiter des Instituts für Studien zur Psychischen Gesundheit (ISPG) in Mannheim, erklärt: "Schon länger ist bekannt, dass entzündliche Erkrankungen im mittleren Lebensalter mit einem erhöhten Risiko für Demenz verbunden sind."
Professor Gerhard Eschweiler, Oberarzt an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und ärztlicher Leiter des Geriatrischen Zentrums der Uniklinik Tübingen, forscht in einer Langzeitstudie zur kognitiven Leistungsfähigkeit und dem Demenz-Risiko. Das primäre Ziel der Trend-Studie sei, frühzeitig Muster von Veränderungen zu erkennen, die Risikofaktoren für eine Parkinson-Erkrankung oder für Demenz sein können.
"Wir erfassen natürlich auch den Lebensstil und können zum Beispiel etwas über die Hobbys oder über die körperliche Aktivität sagen." Er betont: "Auch wenn man schon älter ist oder sogar leichte kognitive Störungen hat, lohnt sich die Prävention sehr."
Neue Erkenntnisse zu den Risikofaktoren für Demenz
Das Alter ist zwar der bedeutendste Risikofaktor für kognitiven Rückgang, aber eine Demenz im hohen Alter ist nicht unvermeidlich. Es gibt Risikofaktoren, die modifizierbar, also beeinflussbar sind. Ein Dutzend davon sind inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen:
- in jungen Jahren etwa erhöht weniger Bildung das Risiko einer späteren Demenz,
- im mittleren Lebensabschnitt sind vor allem beginnende Schwerhörigkeit und Rauchen gewichtige Faktoren,
- relativ neu als Risikofaktoren anerkannt sind Kopfverletzungen, erhöhter Alkoholkonsum und Luftverschmutzung.
Professor Eschweiler weiß inzwischen, dass neben dem Lebensstil auch gutes Hören und Sehen wichtig sind, weil diese Sinneseindrücke das Gehirn schulen. "Weil in dem Moment, wenn ich schlecht höre, ich auch weniger kommuniziere und von der Welt abgeschnitten werde."
Alzheimer-Demenz vorbeugen: Risiko Ernährung
Dass ein Zusammenhang zwischen der Demenzform Alzheimer und Ernährung bestehen könnte, haben Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn herausgefunden. Schlechte Ernährung kann laut ihren Studien das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, um ein Vielfaches erhöhen. Studienleiter Professor Michael Wagner beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Früherkennung von Alzheimer.
Wie entsteht Alzheimer-Demenz überhaupt?
Gedächtnisleistung, Wahrnehmung, Erinnerungsvermögen – all das funktioniert bei einem gesunden Gehirn dank eines komplexen Netzwerks aus Milliarden von Nervenzellen. Bei einer Alzheimer-Demenz verändern sich diese Zellen. Im Inneren bilden sich Faserbündel, die sogenannten Tau-Fibrillen.
Außerhalb der Zellen entstehen sogenannte Plaques, Ablagerungen, im Gehirn, die aus einem bestimmten Eiweiß, dem Amyloid bestehen. Dieser Angriff von außen und von innen zerstört die Nervenzellen, am Ende beginnt das Gehirn zu schrumpfen – unaufhaltsam.
Ernährungsstudie stimmt positiv
Das Wie ist also bekannt, doch das Warum ist noch völlig unklar. Am Forschungszentrum DZNE wurde vor einigen Jahren eine deutschlandweite Ernährungsstudie angestoßen, an der über 500 Risikopatienten für Demenz teilnahmen. Untersucht wurde, ob sich bestimmte Ernährungsmuster positiv auf das Gehirn auswirken.
Unterstützung erhielt der Studienleiter Professor Michael Wagner von anerkannten Ernährungswissenschaftlern. Der Bonner Professor Peter Stehle war einer davon. Das Ergebnis der Studie: Eine gesunde, eher mediterrane Ernährung kann vor Gedächtnisverlust und Alzheimer-Demenz schützen.
Welche Lebensmittel schützen vor der Alzheimer-Krankheit?
Laut Professor Stehle gibt es charakteristische Nahrungsmittel in einer Mittelmeerkost, die auf dem Speiseplan wichtig sind, wie zum Beispiel:
- viel buntes Gemüse
- frisches Obst
- bestimmte Öle
- eine Auswahl von Fischen
Diese Lebensmittel sind ungünstig
Ungesunde Fette, Fleisch und jede Menge Weißbrot erhöhen dagegen das Risiko für Alzheimer-Demenz. In vielen deutschen Haushalten kommen sie aber täglich auf den Tisch.
Was man noch tun kann, um Demenz vorzubeugen
Noch gilt Demenz als unheilbar. Vorbeugung, sagen Wissenschaftler, ist derzeit die wirksamste Methode, um die Krankheit in den Griff zu bekommen. Professor Georg Adler ist Leiter des Instituts für Studien zur psychischen Gesundheit (ISPG) in Mannheim und spezialisiert auf die Vorbeugung und Früherkennung von Demenzerkrankungen. Hier gibt es ein spezielles Vorsorgeangebot.
Kostenpunkt dieser privaten Vorsorgeuntersuchung: 250 bis 300 Euro. Viele Patienten kommen bereits mit erheblichen Vorerkrankungen in die Praxis von Professor Adler.
Am ISPG in Mannheim werden die geistige Leistungsfähigkeit, genetische Veranlagung, vor allem aber die körperlichen Risikofaktoren der Patienten ermittelt. Grundsätzlich gibt es mehrere Punkte, die zu einem erhöhten Risiko führen können.
Die wichtigsten, möglichen Risikofaktoren für Demenz sind:
- Übergewicht
- Rauchen
- wenig Bewegung
- zu viel Alkohol
- Bluthochdruck
- erhöhte Cholesterinwerte
- Diabetes
- Herzrhythmusstörungen
- Depression
- Schlafstörungen
Die Behandlung von Risikoerkrankungen ist ein wichtiger Baustein für die Prävention von Demenz. Werden diese Erkrankungen gut behandelt, tut man gleichzeitig auch etwas gegen Demenz.
Auch Professor Adler rät dazu, die Ernährung anzupassen, insbesondere zu weniger Kohlehydraten, was sich auch positiv auf den Cholesterinspiegel auswirkt, zu einer aktiven Lebensführung und zu einem begrenzten Alkoholkonsum.
Soziales Miteinander und Sport gegen Alzheimer-Demenz
Die Experten sind sich einig: In Sachen Demenz-Prävention hilft zudem ein aktives Leben mit vielen sozialen Kontakten, in der Gruppe und in der sozialen Interaktion. Gerade die Kommunikation und die Lebensfreude in der Gemeinschaft sei zentral wichtig, um mental fit und aktiv zu bleiben. Professor Eschweiler ist sich sicher: "Dieses stupide nur Sudoku machen oder Kreuzworträtsel, das ist zu wenig."
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Vorbeugung von Demenz ist Bewegung. Auch Professor Eschweiler geht davon aus, dass im Trainingsprozess beim Sport Substanzen etwa aus den Muskeln freigesetzt werden, die auch die Nerven stabilisieren. "Von daher ist selbst bei beginnender Demenz die Bewegung und das körperliche Training sehr hilfreich." Es ist also nie zu spät, mit der Prävention zu beginnen.
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