Betroffene sind ahnungslos, weil eine Fettstoffwechselstörung oft keine Beschwerden verursacht - bis es zum Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt. Patienten sind aber nicht machtlos.
- Fettstoffwechselstörung: eine unsichtbare Gefahr
- So entsteht eine Fettstoffwechselstörung
- Was ist "böses" Cholesterin?
- Ursachen | Genetik und Lebensumstände
- Symptome und Diagnose
- Folgen einer Fettstoffwechselstörung
- Behandlung
- Die richtige Ernährung: So lässt sich die Krankheit behandeln
Fettstoffwechselstörung: eine unsichtbare Gefahr
Ein plötzlicher Herzinfarkt: Unsere Protagonistin Silvia Vetter hat genau das erlebt. Ausgelöst wurde er durch eine Fettstoffwechselstörung, die zu einer Verkalkung ihrer Herzkranzgefäße geführt hat. Die Auswirkungen dieser Erkrankung wurden bei ihr jahrelang nicht beachtet und nicht behandelt. Wie ihr geht es 65 Prozent aller Deutschen. Gut die Hälfte weiß überhaupt nichts von ihrer Krankheit.
Professor Andreas Birkenfeld ist Endokrinologe und forscht am Universitätsklinikum Tübingen zum Thema Fettstoffwechsel. Auch er beobachtet, dass sich Fettstoffwechselstörungen kaum durch körperliche Symptome bemerkbar machen. Meist fallen sie erst auf, wenn die Patienten einen Schlaganfall oder - wie bei unserem Fallbeispiel - einen Herzinfarkt erleiden.
Triglyceride und LDL-Cholesterin: So entsteht eine Fettstoffwechselstörung
Eine Fettstoffwechselstörung basiert auf zu hohen Blutfettwerten. Dabei spielen die sogenannten Triglyceride und das LDL-Cholesterin eine entscheidende Rolle - die Werte dieser Fette sind bei einer Fettstoffwechselstörung besonders erhöht, da der Körper von Erkrankten sie nicht richtig verwerten kann.
Das heißt: Der Körper kann die Fette im Blut nicht oder nicht ausreichend verstoffwechseln - entweder verursacht durch eine zu üppige, ungesunde Ernährung, durch Vorerkrankungen, bestimmte Lebensumstände und oder durch erbliche Veranlagungen.
Gesundheitsrisiko Cholesterin: Wie viel ist zu viel, und wie bekommt man es in den Griff?
Hohe Cholesterin-Werte sind ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall - besonders das gefährliche LDL-Cholesterin. Ein weiteres Problem: Wir können das nicht selbst erkennen.
Bei Triglyceriden - auch Neutralfette genannt - handelt es sich um natürliche Fette, die wir überwiegend über die Ernährung aufnehmen.
Sie kommen in vielen Lebensmitteln vor, vor allem in tierischen Erzeugnissen wie
- fettreicher Wurst,
- Fleischwaren und
- fettem Käse.
Auch zuckerhaltige Lebensmittel wie
- Süßes,
- Eis,
- Limonaden,
- gezuckerte Obstkonserven und
- Marmeladen
erhöhen den Triglyceridwert im Blut.
Der Triglyceridwert, auch TRG-Wert, kann beim Arzt oder der Ärztin gemessen werden. Was ein "guter", normaler Triglyceridwert (TRG-Wert) ist, ist etwas umstritten. Meist geht man von einem Wert von bis zu 150 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) aus.
Neben den Triglyceridwerten spielen zur Bestimmung einer Fettstoffwechselstörung die Cholesterinwerte eine wichtige Rolle, hier vor allem der LDL-Cholesterin-Wert, auch er lässt sich im Blut messen.
Was ist LDL-Cholesterin und warum wird es "böses" Cholesterin genannt?
Cholesterin wird einerseits über die Nahrung aufgenommen - etwa durch Eigelb oder tierisches Fett - und andererseits selbst vom Körper gebildet.
Das Cholesterin, das der Körper in der Leber selbst herstellt, wird an bestimmte Eiweiße gebunden (die Lipoproteine) und von der Leber in die Körperzellen oder wieder von den Zellen zur Leber zurück transportiert:
- Das "schlechte" LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein) bringt das Cholesterin zu den Körperzellen.
- Das "gute" HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoprotein) bringt es von ihnen wieder zur Leber zurück.
Die Obergrenze für den "schlechten" LDL-Cholesterin-Wert hängt von der Gesamtsituation der Patienten ab: Je nachdem, welche und wie viele Risikofaktoren vorhanden sind, werden laut Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten Werte von mehr als 100, 125 oder 155 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) als Obergrenze empfohlen.
Die empfohlene Untergrenze für das "gute" HDL-Cholesterin liegt bei 35 Milligramm pro Deziliter (mg/dl).
Die Höhe der erfassten Blutfettwerte, also für Triglyceride und Cholesterin sowie das individuelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bzw. für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung entscheiden darüber, ob und wie die Fettstoffwechselstörung behandelt werden muss.
Fettstoffwechselstörung: Ursachen | Genetik und Lebensumstände
Auch unsere Gene entscheiden darüber, ob wir an einer Fettstoffwechselstörung erkranken oder nicht. Bei vielen Patienten, die an der Erkrankung leiden, wird das LDL-Cholesterin nicht ausreichend verstoffwechselt - sie sind also schon genetisch vorbelastet. Andreas Birkenfeld zufolge sind Fettstoffwechselstörungen in der Regel polygenetisch bedingt. Das bedeute, dass nicht nur ein Gen defekt sei, sondern mehrere verschiedene.
Fettstoffwechselstörungen können aber auch Folge einer anderen Erkrankung oder bestimmter Lebensumstände sein. Das können beispielsweise sein:
- Fehlernährung (zu viel tierische Fette, zu viel Zucker, zu viel Alkohol o.ä.),
- Diabetes,
- Schilddrüsenunterfunktion
- Cushing-Syndrom (Stoffwechselerkrankung mit zu hohen Cortisol-Werten)
- bestimmte Medikamente (z.B. Kortison, hormonelle Verhütungsmittel),
- Schwangerschaft.
Unter einer genetischen Vorbelastung leidet auch Silvia Vetter aus dem Landkreis Tübingen. Das erfährt sie schon mit Anfang 20, bei einer Routineuntersuchung. Damals stellt man erhöhte LDL-Cholesterinwerte bei ihr fest. Sie arbeitet viel im Garten, macht regelmäßig Sport. Sorgen bereiten ihr die erhöhten Werte nicht, denn Silvia Vetter hat damals keine Beschwerden.
Und genau das kann das Gefährliche an einer Fettstoffwechselstörung sein: dass sie lange Zeit unerkannt bleibt.
Woran erkenne ich eine Fettstoffwechselstörung? | Symptome und Diagnose
Erhöhte Blutfettwerte verursachen zunächst keine Beschwerden.
Betroffene Silvia Vetter: "Ich habe mir nie einen Kopf gemacht, ich bin mit meinem Arzt damals so verblieben: solange ich keinerlei weitere Symptomatik bekomme, ist es auch nicht behandlungsbedürftig."
Prof. Birkenfeld kennt diese Fälle: "Das kommt häufig vor, weil sich die Fettstoffwechselstörung ja in der Regel nicht bemerkbar macht durch körperliche Symptome. Das heißt, manchmal oder sogar eher häufig ist es so, dass die Fettstoffwechselstörung erst dann auffällt, wenn zum Beispiel ein Herzinfarkt stattfindet, ein Schlaganfall oder ein Ereignis, was dann bemerkt wird von den Patienten."
Wie bei Silvia Vetter: Erst als sie einen Herzinfarkt erleidet, erkennt sie die Tragweite ihrer Fettstoffwechselstörung.
Gefährlich können erhöhte Blutfettwerte werden, wenn bestimmte Grenzwerte erreicht werden.
Und oder auch, wenn weitere Risikofaktoren hinzukommen, wie:
- Bluthochdruck,
- Diabetes,
- Rauchen oder
- zu viel Alkohol.
Wie gefährlich die Blutfettwerte sind, muss, je nach Gesamtsituation, von Ärzten eingeschätzt werden.
Bluthochdruck und Arteriosklerose als Folgen einer Fettstoffwechselstörung
Erhöhte Blutfettwerte wie sie bei Fettstoffwechselstörungen vorkommen, können zu einer Reihe von teils schweren Krankheiten führen.
- Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis),
- Arteriosklerose (umgangssprachlich: “Verkalkung” der Gefäßwände),
- Bluthochdruck und in der Folge
- weitere Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu
- Herzinfarkt und
- Schlaganfall.
Was tun bei einer Fettstoffwechselstörung? | Behandlung
Wer in Folge einer Fettstoffwechselstörung an Bluthochdruck leidet, bekommt häufig Blutdruck senkende Medikamente verschrieben.
Gegebenenfalls werden auch Cholesterinspiegel senkende Medikamente verschrieben, um die Gefäßverkalkung einzudämmen.
Neben entsprechenden Medikamenten versucht Silvia Vetter über eine gesunde Ernährung, ihren Blutfettspiegel zu senken.
Die richtige Ernährung: So lässt sich die Krankheit behandeln
Professor Birkenfeld empfiehlt Betroffenen, auf eine gesunde Ernährung zu achten. Damit ließen sich die Cholesterinwerte um 20 Prozent senken. Triglyceridwerte lassen sich durch eine gesündere Ernährung sogar um bis zu 70 Prozent senken.
Außerdem hilfreich:
- wenig Alkohol,
- nicht rauchen,
- wenig Süßes und
- tierische Fette meiden.
Gefährliches Omega-6? Gute Fette, schlechte Fette: Worauf bei Öl und Co. achten?
Gesunde Fette sind gut für Gehirn, Nerven, Gefäße und Wohlbefinden, schlechte Fette können krank machen. Aber: Welches Fett ist am gesündesten?
Bei unserer Protagonistin stehen inzwischen viele Salate, ballaststoffreiche Lebensmittel und hochwertige Öle mit vielen ungesättigten Fettsäuren auf dem Speiseplan. Außerdem versucht sie, mehr Bewegung in ihren Alltag einzubauen.
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