Dauerhaftes Sodbrennen kann im schlimmsten Fall zu Krebs führen. Welche Medikamente, Hausmittel und Ernährungstipps helfen akut und langfristig?
Wie entsteht Sodbrennen?
Rund 12 Millionen Menschen leiden in Deutschland an der sogenannten Refluxkrankheit: Schmerzhaftes Sodbrennen, das oft unterschätzt wird. Beim Reflux fließt Magensäure zurück in die Speiseröhre und verätzt die Schleimhaut. Das kann zu Folgeschäden wie Vernarbungen, Schluckbeschwerden und im schlimmsten Fall zu Speiseröhrenkrebs führen.
Die Ursachen dafür können eine Schließmuskelerschlaffung am Mageneingang, ein hoher Druck im Bauchraum (zum Beispiel bei einer Schwangerschaft) oder ein Zwerchfellbruch sein.
Beim Zwerchfellbruch kann der Mageneingang über das Zwerchfell rutschen. Auch wenn das schmerzhaft klingt, bemerken Patienten die Symptomatik oftmals gar nicht. Wenn Sodbrennen also dauerhaft auftritt, sollte auf jeden Fall die Ursache ärztlich abgeklärt werden.
Was hilft gegen dauerndes Sodbrennen?
Sie gehören mittlerweile zu den an den häufigsten verordneten Medikamenten: Magensäurehemmer. Diese Säureblocker stoppen die Produktion von Magensäure, indem sie ein Enzym hemmen. Die sogenannten Protonenpumpenhemmer wie z. B. Pantoprazol können die Symptome erfolgreich lindern. Was aber viele nicht wissen: Selbst bei Beschwerdefreiheit kann die Magensäure in der Speiseröhre Schäden anrichten. Deswegen sollte die Therapie regelmäßig kontrolliert werden, um Folgen wie Krebs früh erkennen zu können. Mithilfe einer Magenspiegelung kann die Schleimhaut auf Veränderungen kontrolliert werden.
Eine dauerhafte Einnahme von Säureblockern kann auch Nebenwirkungen wie Darmbeschwerden mit sich bringen. Aber grundsätzlich ist die Verträglichkeit gut.
Protonenpumpenhemmer und Demenz: Laut Studie kein Zusammenhang
Protonenpumpenhemmer sind vor einiger Zeit in Verruf geraten. Es stand sogar im Raum, dass sie das Risiko an Demenz zu erkranken erhöhen könnten. Dem widerspricht jedoch eine groß angelegte US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2023: Demenz als Nebenwirkung von Protonenpumpenhemmern (PPI) konnte hier nicht festgestellt werden.
Dennoch gibt es auch bei PPI – wie bei fast allen Medikamenten – Nebenwirkungen. Osteoporose zählt dazu. Prof. Dr. Tanja Kühbacher, Gastroenterologin und Chefärztin am St. Marienkrankenhaus in Ludwigshafen am Rhein: „Das muss man tatsächlich auch gemeinsam mit dem behandelnden Arzt, der Ärztin besprechen, was man für die Osteoporose einnimmt, aber das heißt nicht, dass man grundsätzlich keinen Säureblocker einnehmen kann.“
Ärzte empfehlen meist, neben den Säureblockern zusätzlich mehr Kalzium für die Knochen einzunehmen.
Sodbrennen: Ab wann sollte man an eine Operation denken?
Bevor man an eine Operation denkt, sollte man die medikamentöse Behandlung ausprobieren. Mit den Medikamenten geht es vielen Patienten schon besser – aber nicht allen. Bei diesen Patienten muss die Grundursache wie der Zwerchfellbruch oder das Verschlussproblem am Zwerchfelleingang behoben werden.
Die gängigste Operations-Methode ist eine sogenannte Fundoplikatio. Dabei wird zuerst der Zwerchfellbruch vernäht und im Anschluss eine Manschette aus der Magenwand um den unteren Teil der Speiseröhre gelegt. Die Verengung blockiert den Rückfluss der Magensäure.
Laut Prof. Dr. Tanja Kühbacher haben fünf Prozent der operierten Patienten und Patientinnen innerhalb von fünf Jahren einen Rückfall, so dass sie doch wieder Säureblocker einnehmen müssen. Bis zum Lebensende sind es etwa 30 Prozent – dennoch könne eine OP eine große Hilfe sein, wenn man starke Beschwerden habe, sagt die Gastroenterologin.
Seit einigen Jahren ist eine weitere P-Methode möglich: Das Einsetzen eines Magnetbandes aus Titanperlen. Das Band soll den Schließmuskel der Speiseröhre ersetzen. Diese Methode kommt aber nur für wenige Betroffene infrage.
Unbemerktes Sodbrennen „Stiller Reflux“
Symptome eines unentdeckten, stillen Sodbrennens sind oftmals eine Reizung im Kehlkopf, das Gefühl, dass Nasensekrete von hinten in der Nase auf den Kehlkopf tropfen, oder das Gefühl, dass plötzlich die Luft wegbleibt. Diese Symptome kommen beim klassischen Sodbrennen nicht vor, weshalb viele Betroffene erst spät erkennen, dass sie trotzdem auch an Sodbrennen leiden.
Beim unbemerkten Sodbrennen schwappt die Magensäure nicht nur zurück aus dem Magen in die Speiseröhre, sie verwandelt sich zusätzlich in eine Art Gas und steigt in der Speiseröhre hoch bis zum Hals und in den Rachen. Das aggressive Gas erreicht den Kehlkopf und die Atemwege und reizt so die empfindliche Schleimhaut. Das führt zu Heiserkeit, Husten und Räusperzwang.
Die bislang zuverlässigste Methode, um einen stillen Reflux nachzuweisen, ist die ph-Metrie, eine Säuremessung – dabei wird für 24 Stunden eine Messsonde im Rachen platziert. Diese Untersuchung führen manche HNO-Ärzte und auch manche Gastroenterologen durch. Wie beim klassischen Sodbrennen wird auch der stille Reflux mit Säureblockern behandelt.
Wie kann ich Sodbrennen vermeiden?
Um die Reflux-Beschwerden zu reduzieren, ist es vor allem wichtig, den eigenen Lebensstil anzupassen. Wer ausreichend schläft und Stress vermeidet ist auf dem richtigen Weg.
Besonders negative Effekte in Punkto Reflux haben Rauchen, Alkohol und Kaffee. Alle drei regen einerseits die Produktion von Magensäure an. Alkohol und Nikotin haben zusätzlich eine entspannende Wirkung auf dem Speiseröhren-Schließmuskel – dies kann dafür sorgen, dass Magensaft leichter in die Speiseröhre zurückfließt. Bei Kaffee hilft es manchmal auch, die Sorte zu wechseln.
Die richtige Ernährung bei Sodbrennen
Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle: Fettiges Essen sorgt dafür, dass die Produktion der Magensäure angeregt wird. Auch Süßigkeiten sollte man nur in Maßen genießen, weil sie Zucker und häufig auch Weißmehl und Fett enthalten und sie daher eine echte Säurebombe sind. Auch scharfes Essen, saure Früchte oder Getränke mit Kohlensäure können zu Sodbrennen führen.
Generell sollten lange Essenspausen und große Portionen vermieden werden – lieber viele kleine Portionen über den Tag hinweg verteilt zu sich nehmen. Essen sollte man in möglichst aufrechter Haltung, unter Umständen sogar im Stehen. Vor allem abends sollten keine schweren Mahlzeiten mehr eingenommen werden. Nicht direkt nach dem Essen hinlegen. Oftmals hilft es, mit leicht erhöhtem Oberkörper und/oder auf der linken Seite zu schlafen.
Hausmittel gegen Reflux und Sodbrennen
Ein nützliches Hausmittel aus der Apotheke oder Drogerie ist Heilerde, die mehrmals pro Tag mit Wasser vermischt eingenommen wird. Als erste Hilfe bei akutem Sodbrennen haben sich ebenfalls Mandeln bewährt: Einfach ein paar Kerne gut zerkauen und schlucken.
Auch Haferflocken sind magenschonend und binden Säure – entweder trocken zerkauen oder in Form von Porridge oder Grütze gekocht verzehren.
Kartoffeln, Reis, säurearme Äpfel, Bananen und Milch schonen die Magenschleimhaut und können akutes Sodbrennen lindern.
Sodbrennen: Wie gut helfen Fencheltee, Ingwer und Heilerde?
Generell sollte man bei Sodbrennen viel trinken, um die Magensäure aus der Speiseröhre zu spülen und zu verdünnen. Am besten geeignet sind ungesüßte Tees, zum Beispiel Fenchel/Anis/Kümmel- oder Kamillen-Tee. Ingwer wirkt entzündungshemmend und kann, als Tee genossen, auch bei Sodbrennen helfen, wird allerdings nicht von jedem und jeder gut vertragen. Manchmal kann Ingwer, vor allem frischer, die Magenschleimhaut auch zusätzlich reizen.
Tees mit einem hohen Schleimstoff-Anteil, z. B. eine Kombination aus Süßholzwurzel und Ringelblumenblüte, sollen ebenfalls bei Reflux helfen.
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