Was ist Lecanemab/Leqembi?
Lecanemab (BAN2401) ist ein Medikament gegen die frühe Alzheimer Krankheit, dessen Wirksamkeit in wissenschaftlichen klinischen Studien gezeigt wurde. In diesem Stadium steht die Vergesslichkeit im Zentrum der Symptomatik, die Betroffenen sind dabei noch alltagskompetent. Nur in diesem Stadium ist diese Behandlung sinnvoll. Die Ergebnisse der Phase 3-Studie wurden Ende November 2022 veröffentlicht. Das Medikament wurde in den USA von der Zulassungsbehörde FDA am 6. Januar 2023 zugelassen.
Ist das wirklich der Durchbruch?
Naja, es wird erstmals der Krankheitsverlauf beeinflusst und nicht nur die Symptome bekämpft. Das Medikament reduziert drastisch die Eiweißablagerungen („Amyloid Plaques“). Es funktioniert wie eine Impfung. Man stellt künstliche Antikörper her gegen das Beta Amyloid (Eiweißablagerungen) und gibt diese als intravenöse Infusion. Ganz vereinfacht kann man sagen, dass diese Antikörper die Plaques erkennen und Immunzellen bilden, die die Plaques "auffressen". Es kommt also zu einer Reduzierung der Ablagerungen.
Was hat das für den Patienten für Auswirkungen?
Der Abbau der geistigen Fähigkeiten und der Alltagsfunktionen (in der Studie um 27% gegenüber denen, die ein Placebo bekamen) verlangsamt sich, d.h. mit Medikament liegt man ca. ein halbes Jahr hinter den Patienten mit Placebo. Es scheint so zu sein, dass der Abstand im Lauf der Studie sogar größer wurde. Wie sich der Verlauf der Krankheit mit dem Medikament weiterentwickelt, das müssen dann die Langzeitstudien zeigen.
Aber es gibt Nebenwirkungen?
Am häufigsten kam es zu Infusionsreaktionen (26,4% unter Lecanemab und 7,6% bei Placebo). Dann gibt es noch Nebenwirkungen, die direkt mit der Entfernung des Amyloids zusammenhängen sogenannte „Amyloid-Related Imaging Abnormalities“ (ARIA). Dabei kann es zu – meist vorübergehenden - lokalen Schwellungen des Gehirns kommen. Diese wurden bei ca. 12,6% der Patienten (und bei 1,7% unter Plcaebo) in der Kernspintomographie entdeckt, ebenso wie meist kleine Einblutungen, welche bei 17,3% der Patienten (und bei 9,0% unter Placebo) gesehen wurden. Diese Nebenwirkungen bleiben bei ca. ¾ der Patienten ohne spürbare Symptome. Daher müssen vor und während der Behandlung regelmäßig Kernspintomographien (MRT) durchgeführt werden.
In der offenen Verlängerungsstudie wurden drei Todesfälle durch Hirnblutungen beobachtet. Diese Patienten wurden alle zusätzlich mit gerinnungshemmenden Medikamenten („Blutverdünnern“) behandelt.
Gibt es Erkrankungen, die eine Medikament Einnahme nicht erlauben?
Bei Patienten, die mit Blutverdünnern behandelt werden, wäre man eher sehr zurückhaltend. Bei Vorliegen eines bestimmten genetischen Risikofaktors (ApoE4) ist das Blutungsrisiko auch erhöht. Auch wenn die Alzheimer Erkrankung zu weit fortgeschritten ist, kann das Medikament nicht mehr eingesetzt werden.
Wann kommt das Medikament zu uns?
Kürzlich gab es in USA eine beschleunigte Zulassung, seit 18.1.23 ist es dort in Apotheken verkäuflich. Die Therapiekosten betragen in den USA ca. 26.500$ pro Jahr. Auch in Europa und Japan werden die Konzerne im März die Zulassung beantragen. Mit einer Zulassungsentscheidung wird noch in 2023 gerechnet.
Wer bezahlt das Medikament dann bei uns?
In Deutschland bedeutet die offizielle Zulassung eines neuen Medikaments auch gleichzeitig die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen.
Methoden der Früherkennung:
Welche Methoden der Früherkennung gibt es?
Für eine gesicherte Diagnose einer Alzheimer Krankheit müssen unterschiedliche Tests und Untersuchungen gemacht werden.
Dazu gehören:
- Anamnese, also ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und den Angehörigen.
- Blutuntersuchung
- MRT
- Neuropsychologische Testdiagnostik
- Untersuchung des Nervenwassers
Welche Symptome können auf eine beginnende Demenz hinweisen?
Gedächtnisstörungen sind häufig berichtete Beschwerden zu Beginn der Erkrankung, wobei diese auch so, z.B. bei Stress, häufig auftreten. Wenn diese jedoch zu Schwierigkeiten im Alltag führen, z.B. wichtige Termine vergessen werden, oder es der Umgebung auffällt bzw. wenn es zu einer Zunahme von Gedächtnisbeschwerden kommt, sollte eine sorgfältige Abklärung erfolgen.
Wie gehe ich vor, wenn ich bei mir oder einem Angehörigen diese Symptome feststelle?
Grundsätzlich gilt: Wenn Sie sich Sorgen um sich oder einen Angehörigen machen, sollten Sie frühzeitig zum Arzt gehen. Zunächst zum Hausarzt gehen und in einem Gespräch die Symptome schildern. Er oder Sie kann dann eine Überweisung zur Gedächtnisambulanz ausstellen oder zu weiteren Untersuchungen.