Gefahr aus der Dose

Wie Sie die Chemikalie BPA vermeiden

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Autor/in
Sabine Schütze

Bisphenol A (kurz BPA) ist eine Chemikalie, die aus der Innenbeschichtung von Konservendosen auf die Lebensmittel übergehen kann. Außerdem kann BPA in Plastikflaschen und Wasserleitungen vorkommen.

Das ist Bisphenol A (BPA)

BPA ist eine häufig genutzte Industriechemikalie. Mehr als eine Million Tonnen werden pro Jahr in der EU verwendet. BPA wird hauptsächlich bei der Herstellung von Plastik eingesetzt und ist Bestandteil von Epoxidharzen.

So gesundheitsschädlich ist BPA

Die Behörden sind sich bis heute nicht einig, welche Mengen gesundheitsschädlich sind. Aber: BPA gilt als „besonders besorgniserregend“ und kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, es wirkt schon in kleinsten Mengen hormonaktiv. Es kann Augenschäden verursachen, ebenso allergische Reaktionen und Lungenentzündungen. Laut EU kann BPA auch Adipositas und Herz-Kreislauf-Krankheiten fördern sowie das Risiko hormonell bedingter Krebsarten erhöhen.

Im September des letzten Jahres hat eine EU-Studie für Aufsehen gesorgt: danach sind die meisten Europäer dieser Industriechemikalie zu häufig ausgesetzt, also in Mengen, die gesundheitsschädlich sind. Bei 83 % der untersuchten Deutschen wurden im Urin BPA-Mengen nachgewiesen, die oberhalb des EFSA-Wertes liegen.

Gefahr aus der Dose: BPA vermeiden

  • Die EU hat bereits einige Maßnahmen unternommen, damit wir BPA seltener ausgesetzt sind
    • 2011: BPA-Verbot in Baby-Trinkflaschen
    • 2018: BPA-Minderungen beim Einsatz im Spielzeug für unter 3jährige und Verbot bei solchen, die in den Mund genommen werden, Verbot in Trinkbechern für unter 3jährige und Verpackung von Babynahrung
    • 2020: Verbot in Thermopapier (z. B. Kassenbons)

    Aktuell: Im Februar hat die EU-Kommission einen Verordnungsentwurf vorgelegt, nach dem BPA in Gegenständen, die Lebensmittel-Kontakt haben, verboten sein soll.

    BPA in Konservendosen

    Die Belastung mit BPA ist seit den 90ern stark gesunken. Inzwischen nutzen die meisten Hersteller keine Dosen-Innenbeschichtung mehr, in der BPA absichtlich eingesetzt wird.

    Ende April hatte Stiftung Warentest trotzdem in 51 von 58 Konservendosen BPA nachgewiesen. Diese Belastungen können möglicherweise durch belastete Rohstoffe erklärbar sein oder aber über den Außenlack, bei dem weiterhin BPA eingesetzt wird. Das kann nach den Aussagen eines Experten entweder durch Abbrieb passieren oder beim Einbrennen des Lackes.

    Schädliches Bisphenol in der Dosenbeschichtung Stiftung Warentest: Gefährlicher Stoff in fast allen Lebensmittel-Konserven

    Suppen, Eintöpfe, Thunfisch, Kokosmilch: In 51 von 58 Konserven stellte die Stiftung Warentest Bisphenol A fest. Dies könne langfristig die Gesundheit gefährden, so die Tester.

    SWR Aktuell am Nachmittag SWR Aktuell

    Tipps zur Vermeidung

    Gefahr aus der Dose: BPA vermeiden
    1. Keine / wenig Fertiggerichte aus Dosen nutzen. Zwei Drittel der untersuchten Eintöpfe und Suppen aus Dosen waren stark BPA-belastet, egal ob Kartoffel-Eintopf, Ravioli oder Spargelsuppe. Da wir ausgerechnet davon auch viel auf einmal essen, ist es am besten, solange auf TK-Kost auszuweichen oder selbst zu kochen.
    2. Auf Schraubgläser oder Tetrapaks zurückgreifen. Kokosmilch in Dosen, Gemüse wie Erbsen und Möhren und Tomatendosen waren weniger belastet, auch wenn Experten bisher keinen Zusammenhang zwischen dem Doseninhalt und der Belastung feststellen konnten. Da diese Konserven nur eine Zutat von mehreren in einem Gericht sind, „verdünnt“ sich die Belastung zudem automatisch. Da aber bislang nicht klar ist, welche Menge wirklich gesundheitsschädlich ist, am besten so oft wie möglich TK-Ware, Schraubgläser oder Tetrapaks zu nutzen.
    3. Keine Kochlöffel oder Trinkflaschen aus Polycarbonat (PC) nutzen. BPA wird bei der Herstellung von Polycarbonat (PC) verwendet. Küchenutensilien, die in heißen Töpfen angewendet werden, oder Trinkflaschen, in denen wir heißen Tee abfüllen, sollten deshalb nicht aus PC sein, sondern besser aus Polyehtylen (PE), Polypropylen (PP), Glas oder Edelstahl sein. Auch Kunststoffdosen können aus PC sein. Solange hier nur kalte Lebensmittel eingefüllt werden und keine heißen Reste, ist das kein Problem.
    4. Nichts auf „BPA-frei“ geben. Dieser Aufdruck garantiert zwar, dass kein Bisphenol A im Kunststoff enthalten ist, er schließt aber andere Bisphenole nicht aus. Und die sind noch nicht ausreichend untersucht, um ihr Potenzial einzuschätzen. Besser ist der Aufdruck: Bisphenol-frei – der umfasst alle Bisphenole.
    5. Warmwasserleitungen prüfen. Nur Wasserleitungen, die mit Epoxidharz saniert worden sind, geben BPA ab und zwar in nachweislich hohen Mengen. Die Methode, verrostete, verzinkte Stahlrohre innen mit Epoxidharz zu beschichten wurde hauptsächlich zwischen 2000 und 2015 angewendet, manchmal auch heutzutage noch. Gab es also mal Reparaturen an der Wasserleitung im Haus, dann ist in der Rechnung vermerkt, ob diese Methode zum Einsatz kam. Wer keine Rechnung hat, kann sein Warmwasser für rund 80 Euro auch untersuchen lassen. Der Verband der Rohrinnensanierer schätzt, dass in etwa 100.000 Wohnungen dieses Reparaturverfahren mit Epoxidharz angewendet worden ist. Läuft Warmwasser durch diese Rohre, werden meist bedenkliche Mengen ans Wasser abgegeben. Denn diese gesundheitsschädliche Chemikalie wird bei Temperaturen von über 65 Grad Celsius freigesetzt. Wer also befürchtet, belastetes Wasser zu haben, kann zumindest ausschließlich kaltes Wasser zum Trinken und Kochen nehmen (das Wasser also erst im Topf oder Wasserkocher erhitzen). Denn kaltes Wasser ist unproblematisch.
    6. Vorsicht bei Bastelharz. Kunstharz auf Epoxidharzbasis ist nicht dafür geeignet, Dinge herzustellen, die mit Lebensmitteln Kontakt haben, auch kein Spielzeug. Beim Umgang damit, sind Gummihandschuhe empfehlenswert.
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    Sabine Schütze