Auf den ersten Blick sieht es aus wie jedes andere Modellbahnertreffen, wenn sich in einer großen Sporthalle eine Menge Menschen mit ihren Bahnen treffen. Doch wir besuchen ein ganz besonderes Treffen: die E-Gruppe von Fremo. Fremo, das ist die Abkürzung für „Freundeskreis Europäischer Modellbahner“ und ein Verein mit derzeit etwa 2000 Mitgliedern. Anliegen des Vereins ist es, „engagierte Modellbahner ohne regionale Beschränkungen zusammenzuführen“.
Das geschieht zumeist auf Treffen, zu denen jeder Teilnehmer eine zuvor angemeldete Anzahl Module mitbringt. Seit 2009 ist alle 2 Jahre der Betrieb unter Oberleitung fixer Bestandteil des Fremo Treffens in St. Valentin bei Linz, in Österreich. War es im ersten Jahr nur eine kurze Strecke zwischen zwei Bahnhöfen, gibt es dieses Jahr, zum zehnjährigen Jubiläum eine lange, weitverzweigte Strecke komplett mit Oberleitung. Es ist das erste reine Fremo-E Treffen!
Aus allen angemeldeten Modulen wird mittels CAD Programm das Layout des Arrangements geplant. Der Planer und Organisator des Treffen in St. Valentin, Alexander Baltzewitsch, kann die Module am Bildschirm winkel- und maßgetreu zusammenschieben. Nach der Fertigstellung des Layouts wird der Fahrplan erstellt. Denn, das ist eine weitere Besonderheit von Fremo, bei den Treffen wird Betrieb wie in Echt gefahren.
Wir begleiten einige Mitglieder vorab bei ihrer Vorbereitung auf das große Treffen. Olaf Fröhlich ist Lehrer in Rosenheim in Bayern. Liebevoll gestaltet er in seinem Keller seine Module. Vor dem Treffen will er noch einige Module fertigstellen. Neben Oberleitungen sind Alpenmodule mit steilem Bergprofil Olafs Steckenpferd, und so arbeitet er gerade an einem Modul, das das Kaiserstandviadukt der Karwendelbahn darstellt. Doch bei FREModulen ist der Phantasie keine Grenze gesetzt, jeder kann auch seine eigenen Landschaften und Bahnhöfe erfinden.
Eine Gruppe Modellbahnfreunde in Budapest bereitet sich ebenfalls auf das Treffen vor. In ihrer Freizeit treffen sie sich im Keller einer Schule, um an ihren Modulen zu basteln, die den Budapester Bahnhof Zugló and der Strecke Budapest – Szeged sowie die Abzweigung Varósliget darstellen. Die Freunde haben sich viel vorgenommen – sie werden mit fast 60 Metern Strecke nach Österreich reisen.
Bei so vielen Modulen muss man schon mit LKW zum Treffen reisen – es ist einiges an Aufwand, den die Mitglieder auf sich nehmen, um solche Treffen zu ermöglichen. Bei Aufbau wird deutlich, wie wichtig die Gemeinschaft ist: jeder hilft jedem, Module aufzustellen, Verantwortliche für Technik und Telefon sorgen dafür, dass beim Zusammenschalten aller Module dann auch die Telefonverbindung unter den Bahnhöfen klappt und sich der Digitalstrom auf der Anlage synchron auf allen Gleisen befindet.
Am zweiten Tag startet endlich der Fahrplanbetrieb. Jeder Zug hat einen Lokführer, der den Zug über die gesamte Strecke, die er fahren soll, begleitet. Fahrdienstleiter sorgen in den Stellwerken dafür, dass die Züge auf die richtigen Strecken geleitet werden. Gemäß Fahrplanbuch melden sie die Züge jeweils den nächsten Betriebsstellen weiter. Die Abfahrt erfolgt auf Anweisung des Fahrdienstleiters und bei entsprechender Abfahrtszeit. Zentral in der Halle stehen Modelluhren die meist im Takt 1:4 laufen.
Trotz aller Nähe zum Vorbild und aller Ernsthaftigkeit, kommt auch der Spaß nicht zu kurz, schließlich ist es ein Hobby. Beim gemeinsamen Mittagessen wird gefachsimpelt, und ist abends der letzte Fahrplan beendet, geht es ans „freie Fahren“ bei dem jeder seine Lieblingszüge auf der langen Strecke rollen lassen kann.
(ESD: 06.12.2019)