Folge 214

25 Jahre Ulmer Eisenbahn-Freunde

Stand
Autor/in
Hagen von Ortloff
Hagen von Ortloff

Ein Verein will die Dampflok als technisches Kulturdenkmal bewahren.

Das Ziel des Vereines Ulmer Eisenbahn-Freunde wurde im Gründungsjahr 1971 so formuliert: "Dampflokomotiven so lange wie möglich betriebsfähig zu erhalten und mit ihnen im Sonderzugeinsatz zu fahren, um in breiten Bevölkerungsschichten das Bewusstsein an sie als technisches Kulturdenkmal nicht in Vergessenheit geraten zu lassen."

Ein Vierteljahrhundert später ist aus den Ulmer Eisenbahn-Freunden einer der größten Museumsbahnvereine Deutschlands geworden. Es gibt zahlreiche Eisenbahnfreunde und Museums-Eisenbahnen in Baden-Württemberg. In unseren Sendungen haben wir schon einige vorgestellt. Ulf Haller von den Ulmer Eisenbahn-Freunden beantwortete uns extra fürs Internet zwischen zwei Fahrten einige Fragen.

Eisenbahn-Romantik: Die Ulmer-Eisenbahn-Freunde (UEF) sind in Süddeutschland sehr aktiv. Erzählen Sie uns doch etwas von ihren Aktivitäten?

Ulf Haller: Man findet uns an folgenden vier Stützpunkten in Baden-Württemberg:

Die erste Sektion

Das ist die Schmalspurbahn Amstetten-Oppingen, auch Alb-Bähnle genannt. Hier finden Sie die kleine Dampflokomotive 99 7203 wieder, die früher zwischen Moosbach und Mudau im Odenwald gefahren ist.

Die zweite Sektion

Das ist die Albtalbahn von Karlsruhe nach Bad Herrenalb. Hier sind zwei Güterzug-Lokomotiven im Einsatz. Eine der 50er, die 58 311, wurde 1921 in Karlsruhe gebaut. Dazu gibt es Personenzugwagen aus den 30er Jahren. Im Programm sind Fahrten von Karlsruhe nach Baiersbronn.

Die dritte Sektion

Das ist die Lokalbahn von Amstetten nach Gerstetten. Hier fährt die Dampflok 75 1118, ein Stück Badische Staatsbahn von 1921.

Die vierte Sektion

Zu dieser Sektion gehöre ich. Das ist die Abteilung Historischer Dampfschnellzug. Wir betreuen zwei Loks der Baureihe 01. Die 01 509 und die 01 1066 stehen im Süddeutschen Eisenbahn-Museum Heilbronn. Die Schwerster-Lok 01 1081 auch, sie ist aber nicht einsatzfähig.

Mit den Passauer Eisenbahn-Freunden haben wir eine Patenschaft für einen kompletten Schnellzug der 50er Jahre, den "Blauen Enzian", übernommen. Diese Wagen werden gemeinsam betrieben und von uns mit betreut. Der älteste ist Baujahr 1930, der jüngste Baujahr 1962. Die äußere Erscheinung ist für alle Wagen gleich: Epoche III, die der 50er Jahre.

"Brauchen können wir jeden!"

ER: Wenn unsere Leser gerne an den Dampfrössern mit schrauben möchten, wohin können sie sich wenden?
UH: Da gibt es vielfältige Möglichkeiten. Wir können ein breites Feld anbieten sowohl in der Werkstatt und in der Instandhaltung als auch in der Buchhaltung. Brauchen können wir jeden. Keiner ist zu klein zum Anpacken!
Die Lokgruppe in Heilbronn arbeitet in der Regel am Wochenende. Die Wagengruppe in Stuttgart mittwochs ab 17.30 Uhr oder samstags am Nachmittag. Auf unserer Homepage finden Sie die Arbeitseinsätze der Ettlinger Gruppe.

Lieber Lokschuppen als Strand

ER: Sie sind im Hauptberuf Betriebswirt und Banker. Ihre Freizeit widmen Sie alten Loks und Waggons. Sie organisieren Fahrten mit alten Maschinen für Eisenbahnfreunde aus aller Welt. Wie sind Sie eigentlich zu den Eisenbahnen gekommen?
UH: Als Kind haben wir mit den Eltern unsere Urlaubsreisen an die Nordsee mit dem Zug gemacht. Ab Hamburg waren bis Anfang der 70er Jahre Dampflokomotiven des Typs 01 10. planmäßig vor dem Zug im Einsatz. Und statt an den Strand sind wir lieber in den Lokschuppen gegangen. Als es dann diese Loks nicht mehr gab, waren wir als Fan und als Fahrgast ganz schnell im Verein.
ER: Sagen Sie uns noch etwas zu Ihren heutigen Sorgen und Nöten?
UH: Als private Eisenbahngesellschaft fallen wir gelegentlich dem Konkurrenzdenken der "großen Bahn", der DB zum Opfer.
Aktuell: Um über die Geislinger Steige zu fahren, benötigen wir eine Schublok. Dieses wurde bisher von der DB gestellt. Jetzt müssen wir eine private Lok anmieten, obwohl sowohl die Lok als auch der Lokführer von der DB vorhanden wäre.
ER: Wenn Sie sich etwas wünschen könnten, was wäre das?
UH: Volle Züge, damit wir die Loks und die Wagen instandhalten können. Und wenig Störfeuer von der DB.

Ulf Haller
Ulf Haller

(ESD: 19.10.1996)

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Hagen von Ortloff
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