Folge 570

Rügens Rasender Roland

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Autor/in
Susanne Mayer-Hagmann
Susanne Mayer-Hagmann

Wir zeigen verschiedene Filme über Streichholzmodelle und Metallbaukästen, die letzten Tage einer Dampfspeicherlok, den 110. Geburtstag des Rasenden Rolands und noch einige Dampftipps

Rasender Roland heißt die Schmalspur-Eisenbahn zwischen Lauterbach bzw. Putbus und Göhren auf der Insel Rügen. Wobei man rasen nicht so wörtlich nehmen darf, eher liebevoll. Ganze 30 Stundenkilometer beträgt die Höchstgeschwindigkeit.

Täuschen darf man sich aber auch nicht. Nebenher laufen und Blumen pflücken ist nicht drin. Selbst ein Weltrekordläufer müsste spätestens nach zwei Minuten die Segel streichen. Insofern rast er schon, der Roland. 26 Kilometer ist die Strecke lang, 750 Millimeter sind die Gleise breit.

Das Streckennetz war einstmals fast viermal so lang. Doch in den 60er und 70er Jahren ging es dem rasenden Roland rasant an den Kragen. Auch das letzte Teilstück von Putbus nach Göhren stand vor dem Aus. Aber eine große Koalition aus Politik, Inselbewohnern und Eisenbahnern schafften des Unmögliche, die Rettung der Bahnlinie. 1975 erhielt sie sogar die Auszeichnung "Denkmal der Produktions- und Verkehrsgeschichte".

Einige Jahre nach der Wende wurde es wieder turbulent. Die Reichsbahn trennte sich von Roland, der nun in private Hände überging. Der neue Besitzer hielt freilich die Hand mehr auf, als schützend über das Kleinod. Sand setzte sich in das Getriebe. 2004 standen beim Roland dann plötzlich alle Räder still.

Ein Verkauf, anschließend der Rückkauf bei gleichzeitiger Einstellung des Betriebes verhießen nichts Gutes. Aber ein erneuter Verkauf an einen Geschäftsmann und Eisenbahnliebhaber bescherten dem Rasenden Roland einen neuen Anlauf. Schließlich gehört Roland der Rasende zur Insel, wie die Kreideklippen, die Rapsfelder und die Störche. Seit über hundert Jahren. Und auch in Zukunft.

Derzeit sind acht Dampfrösser betriebsfähig und regelmäßig im Einsatz. Im Sommer fahren täglich zwölf Zugpaare über die Insel. Da geht die Fahrt auch zwei Kilometer über Putbus hinaus nach Lauterbach, das auf einem Dreischienen-Gleis erreicht wird. Von dort aus kann man eine Schiffsreise nach Göhren machen und dort wieder in den Roland einsteigen.

Die Schmalspurbahn ist und bleibt eine große Attraktion der Insel. Es ist offensichtlich: Rügens Roland rast rastlos. Und das ist gut so. Die dunklen Wolken der Vergangenheit sind dem Sonnenschein gewichen.

(ESD: 17.07.2005)

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Susanne Mayer-Hagmann
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