Ein findiger Russe schaffte es tatsächlich, einen kompletten Schlafwagen durch halb Europa bis an den Baikalsee zu bringen. Diese absolut einmalige Reise ließ sich Eisenbahn-Romantik nicht entgehen und buchte zwei Schlafwagenabteile.
Für Autor Bernhard Foos war es seine weiteste Reise, 7500 km mit der Bahn, noch dazu in ein und demselben Wagen. Kameramann Ulli Nissler und Tonassistent Andreas Schmidt sind als Team schon öfter auf weiten Reisen rund um die Welt unterwegs gewesen, vor allem in Afrika. Doch auch für sie war diese Reise, elf Tage auf engstem Raum, ein Abenteuer. Drei Quadratmeter für zwei Personen plus Filmausrüstung. Das bedeutete erst einmal schleppen und sehr geschickt verstauen. Auch das Filmen auf dem engen Gang mit kleinen Klappfenstern stellte sich als schwierig heraus.
Protagonisten waren die zwanzig Fahrgäste, die sich bei dieser speziellen Sonderfahrt eingebucht hatten. Mit dabei: drei Ehepaare, ein Dutzend eisenbahnbegeisterte Männer aus Bayern und aus dem Schwarzwald der Wirt der Glasmännlehütte, der im Film ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, Klaus-Peter Letsch.
Reiseorganisator waren der Russe Anton Tarasov, der gerade sechs Jahre in Deutschland gearbeitet hat, und der deutsche Ingenier Matthias Meeh, der bei Siemens moderne Loks testet. Das Programm während der Fahrt war randvoll: Drehgestellwechsel in Brest (Weißrussland), zwei Bahnmuseen in Moskau, die viertägige Fahrt auf der Transsib und als Höhepunkt eine Dampfzugfahrt am Baikalsee entlang.
Die beeindruckende Dampflok russischer Bauart zog den Schlafwagen auf der 80 km langen Museumsbahnstrecke direkt am See entlang bis zum Zielbahnhof Port Baikal. Dort präsentierte sich der größte Binnensee der Welt, zugleich der größte Trinkwasserspeicher der Erde, an einem fast wolkenlosen Sommertag in seiner ganzen Pracht. Umrahmt von Bergen bis 2000 m Höhe wirkt der Baikalsee wie ein gigantischer Alpensee. Viele Wanderer sind unterwegs und rasten mitunter an einem der vielen Picknickplätze am Ufer. Unzählige Tunnel und Brücken, sowie die Bahnhöfe aus Holz im typischen sibirischen Stil prägen die Strecke, die einmal ein wichtiger Teil der Transsibirischen Eisenbahn war und jetzt als russisches Kulturgut vor allem dem Tourismus dient.
(ESD: 27.09.2016)