Jekaterinburg, das pulsierende russische Zentrum auf der Grenze zwischen Europa und Asien, kann sich in Lifestyle und Architektur durchaus mit westlichen Metropolen messen. Hier laufen alle wichtigen Verkehrsstränge zusammen, die Transsib auf dem Weg nach Wladiwostok oder Moskau macht hier Station, der internationale Flughafen bringt Manager aus aller Welt in das Zentrum der Stahl-, Eisenbahn- und Waffenproduktion Russlands.
Knapp 150 Kilometer weiter nördlich, in Alapajewsk, ist Beginn und Ende der Waldbahn, die in diesem Jahr 120-jähriges Bestehen feiert. Das größte funktionierende Schmalspurnetz Russlands wurde schon zur Zarenzeit gebaut, versorgte die Stahlindustrie am Ural mit Holz – und alle Dörfer entlang der 250 Kilometer Streckennetz mit dem, was die Menschen zum Leben brauchten. Sie tut das bis heute, denn geteerte Straßen gibt es immer noch nicht und einige Dörfer sind in dem sumpfigen Gelände überhaupt nur über den Bahndamm erreichbar. Wer die Waldbahn bis zur Endstation benutzt, ist keine 200 Kilometer Luftlinie von Yekaterinburg im 19. Jahrhundert gelandet.
Der Film zeigt Russland entlang der Schmalspur-Eisenbahnstrecke von Alapajewsk, die ihre Bedeutung für den Holztransport weitgehend verloren hat und wo man in einigen Dörfern nur noch darauf wartet, dass die dort noch wohnenden, vor allem älteren Menschen nicht mehr leben. Der Film zeichnet den Kontrast zwischen der Metropole Jekaterinburg mit Transsib und westlichem Lifestyle und der Waldbahn von Alapajewsk nach. Moskau ist sowohl in Jekaterinburg als auch im Elf-Seelen-Dorf Kalach am Ende der Schmalspurstrecke sehr weit weg. Nur leben die Menschen in der Metropole im 21., die in Kalach unter den Bedingungen des 19. Jahrhunderts.
(ESD: 12.10.2018)