Es war einmal eine Schmalspureisenbahn in den USA, die transportierte 83 Jahre lang Kohle aus dem Gebiet um den East Broad Mountain. Diese Kohle war extrem raucharm, deshalb wurde sie von der US-Navy bei dampfangetriebenen Schiffen verwendet. Die Kohlegewinnung und der Abtransport währten viele Jahre länger, als bei Kohleminen in vergleichbarer Lage. 1956 kam dann ganz abrupt das Ende.
Die Kohleaufträge durch die Navy blieben aus, man hatte auf Öl umgestellt, somit waren das Ende von Kohlemine und Eisenbahn besiegelt. Die EBT wurde an den Kohlen-Händler Nick Kovalchick in Orbisonia verkauft. Neben der Strecke auch das rollende Material, Betriebswerk, Bahnhof und Verladestationen.
1960 feierte Orbisonia seinen 200 Geburtstag. Als Erinnerung an die lange Bahnvergangenheit der Stadt wollte man eine Dampflok auf einen Denkmalsockel stellen. Nick Kovalchick überraschte alle Beteiligten mit der Idee, die Bahnlinie auf einem fünf Kilometer langen Abschnitt wieder zu reaktivieren.
Da in der Zwischenzeit nichts abgebaut oder zerstört worden war, war die Wiederinbetriebnahme auch kein Hexenwerk. Daraus entwickelte sich in den nächsten Jahren eine kleine Erfolgsgeschichte in "the middle of nowhere", wie diese Gegend auch genannt wird. Seit 1962 gibt es einen regelmäßigen Museumsverkehr. Mit Fahrzeugen, die das 19. Jahrhundert noch erlebt hatten in einer Bahnumgebung, die keineswegs jünger ist. Bahnnostalgie auf einer Spurbreite von 912 Millimetern.
Der Eindruck von der East Broad Top Railroad: Sie ist ein Stück lebendig gebliebener amerikanischer Industrie-Geschichte, die in ihrer Art einmalig sein dürfte. Als Betrachter kann man in die Vergangenheit eintauchen, weil noch alles so aussieht wie vor über hundert Jahren und weil weder Anlagenteile noch die Fahrzeuge selber einer Modernisierung zum Opfer gefallen sind. Die EBT ist ein Schatz für Bahnhistoriker und ein Eldorado für Eisenbahnfreunde.
(ESD: 20.11.2005)