Folge 763 XL

Mit dem Zug durch Korsika

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Autor/in
Susanne Mayer-Hagmann
Susanne Mayer-Hagmann

Die Eisenbahn auf Korsika verbindet die beiden Hafenstädte Bastia an der Ostküste und Ajaccio an der Westküste und erschließt die Nordküste der Insel mit der Hafenstadt Calvi. Rund 700 000 Menschen transportiert die Schmalspurbahn jährlich, Einheimische wie Touristen nutzen das Netz. Große Teile der 232 km langen Strecke führen quer durch das wildromantische Herz von Korsika.

Jeder, der sie kennt, stimmt ein in den Chor ihrer Bewunderer: Ohne Zweifel ist Korsika die attraktivste Insel im Mittelmeer, ihr Beiname lautet "die Schöne". Die Faszination liegt an ihren Kontrasten: der wilde gebirgige Kern der Insel mit einer  Ganzen Reihe von Zweitausendern ist gesäumt von großen und kleinen Sandstränden in unzähligen idyllischen Buchten an einem schier unglaublich blauen Meer. Korsika gilt als Wander- und Badeparadies.

Zusätzlich zu ihren topographischen Reizen hat sie ein Vergnügen zu bieten, das einzig und allein dem menschlichen Pioniergeist zu verdanken ist. Vor über 120 Jahren wurde quer über die Insel eine Schmalspurbahn mit spektakulärer Streckenführung gebaut: "U trinighellu", "der Zitternde" nennt der korsische Volksmund den Zug dank seiner holprigen Gleise.

Auf über 230 Kilometern verbindet die eingleisige Meterspurbahn die Hafenstädte Bastia an der Ostküste mit Ajaccio an der Westküste und Calvi an der Nordküste.

Um die zerklüftete Bergwelt befahrbar zu machen, mussten unzählige Tunnel durch den Fels gebohrt und Viadukte über Täler und Schluchten angelegt werden – ein kühnes eisenbahntechnisches Abenteuer, das 1878 begann. Selbst der große Ingenieur Gustave Eiffel hatte es sich damals  nicht nehmen lassen, sich mit einem Entwurf für die 140 m lange und 80 m hohe Ponte Vecchio daran zu beteiligen. Gut 20 Jahre dauerte es, bis die gesamte Bahn befahrbar war. – Der Bau einer Linie südwärts entlang der Ostküste nach Porto Vecchio dauerte sogar fast 60 Jahre. Diese Linie wurde während des II. Weltkriegs von den Deutschen zerstört und danach stillgelegt und abgebaut.

Der Film erzählt die wechselvolle Geschichte der korsischen Eisenbahn, deren Schicksal bis in die heutige Zeit recht ungewiss ist. Ein Streik zu Beginn unserer Dreharbeiten zeigt, dass die Korsen um den Fortbestand ihrer Bahn immer kämpfen werden. Ihr Vertrauen in die sogenannten "Festlandsfranzosen" in den Führungsetagen der SCNF-Tochter CFC – der Chemin de Fer de la Corse – ist nicht das beste.

Nichtsdestotrotz bringt uns "u trinighellu", "der Zitternde" - weitere Bezeichnungen sind "Trenucciu" – "kleiner Zug"- oder "TGV", "Train à Grande Vibrations" - auf schnellen Schienen über die Insel und zu den typisch korsischen Geschichten: zu freilebenden Wildschweinen, zum "ältesten Lebensmittelgeschäft Europas" und zum "kultigsten Wanderweg Frankreichs", dem GR 20.

Wir treffen auf pannenerfahrene Eisenbahner und auf ein Künstlerehepaar, das sich in einem ausrangierten Bahnhof ein Zuhause geschaffen hat. Und wir lernen Korsika  als die schönste und auch musikalischste Insel kennen. Nicht nur werden überall in den Dörfern die polyphonen Gesänge gepflegt - mündlich überlieferte, mehr stimmige Vokalkunst a-capella -, selbst der Zug hat hier sein eigenes Lied.

(ESD: arte 18.10.2011)

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Susanne Mayer-Hagmann
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