Finanzielle und politische Probleme des sozialistischen Balkanstaates waren damals, zwischen 1955 und 1976, gar nicht mal das größte Hindernis für die Eisenbahnverbindung zwischen Belgrad und dem Mittelmeerhafen Bar in Serbien und Montenegro.
Drei Gebirgszüge mussten überwunden, Steigungen bis zu 25 Promille gemeistert, 254 Tunnels gebohrt und 243 Brücken gebaut werden. Der Weg durch die Schluchten und über die Berge Montenegros war eine der schwierigsten Trassenführungen in Europa überhaupt - und am Ende hatte der 2006 unabhängig gewordene Balkanstaat Montenegro Eisenbahnreisenden eine der attraktivsten Eisenbahnstrecken Europas anzubieten. Die politische Landschaft hat sich zwar völlig umgewandelt, die Eisenbahnverbindung Belgrad - Bar aber hat nichts von seiner Bedeutung auf dem Balkan verloren. Sie ist vor allem Serbiens einziger Zugang zum Mittelmeer.
Von den zahlreichen Güterzügen abgesehen, ist auch genügend Nachfrage für täglich zwei Tag- und Nachtzüge zwischen Bar und Belgrad. Ein Leckerbissen für Eisenbahnfreunde, denn die Strecke führt durch die schönsten Gegenden Montenegros und auch dorthin, wo keine Teerstraßen den Zugang mit dem Auto ermöglichen. Der Film zeigt den spektakulärsten Abschnitt einer der wichtigsten Eisenbahnlinie auf dem Balkan von Bar bis an die Grenze zwischen Montenegro und Serbien und stellt dabei ein Land vor, das zwar weiteres Mitglied der EU werden will, von dem aber kaum jemand in Deutschland Genaueres weiß.
Der Film zeigt rechts und links der Eisenbahnlinie die Landschaften Montenegros, die man schon in Kino-Filmen gesehen hat - ohne zu wissen, wo die Bilder gedreht wurden: Winnetou und der Schut paddelten schon im Skadar-See und in jüngerer Vergangenheit erholte sich James Bond im Film "Casino Royale" auf Montenegros schönster Insel, Sveti Stefan. Montenegro ist voller Weltnatur- und Kulturerbe-Stätten - und mit der Eisenbahn fährt man an einigen davon vorbei.
(ESD: 18.02.2022)