Tipp 1: Elke Heidenreich - Altern
Kosten: 20 Euro
Alle wollen alt werden, niemand will es sein. Ist das nicht absurd? Die Journalistin, Moderatorin und Kabarettistin Elke Heidenreich teilt mit uns ihre Gedanken zum Altern. Sie, die selbst die 80 überschritten hat, denkt über ihr Leben nach, lässt uns daran teilhaben. Gelassen und lebensklug schreibt sie über ihre eigenen Erfahrungen, lässt auch Einschätzungen anderer mit einfließen. Das wirkt ehrlich, bringt einen auch immer wieder zum Schmunzeln und macht Mut: Ein erfülltes Leben ist auch im Alter möglich.
Tipp 2 : Roman Hession - Leonard und Paul
Kosten: 14 Euro
Leonard und Paul sind zwei allerbeste Freunde Anfang dreißig. Sie sind nie zu Hause ausgezogen, scheinen aber völlig zufrieden mit ihrer Situation. Leonard schreibt für einen Verlag Texte für Kinder-Sachbücher, Paul ist Aushilfspostbote. Wir begegnen in diesem Roman den beiden in ihrem Alltag, der völlig unaufgeregt ist und uns vielleicht deshalb beim Lesen so berührt. Als Leonards Mutter stirbt, merkt er, dass er etwas in seinem Leben ändern möchte. Trotzdem geht der ihm - und auch seinem Freund Paul – innewohnende Optimismus und die Gelassenheit auch in kniffligen Situationen nie aus. Und natürlich verbindet und stärkt sie ihre tiefe Verbundenheit.
Wir lächeln beim Lesen, sind gerührt, manchmal kichern wir und werden ganz nebenbei mit Lebensweisheiten versorgt, die auch unser Leben entschleunigen werden. Dieses Buch schaffte es auf die Shortlist zum „Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen 2023“ und ist jetzt auch als Taschenbuch erhältlich.
Tipp 3: Chris Whitaker - In den Farben des Dunkels
Kosten: 24 Euro
Der international renommierte Autor Christ Whitaker bietet ein unglaublich intensives Leseerlebnis: Der dreizehnjährige Patch wird verwundet und entführt, als er versucht, ein junges Mädchen zu retten, das von einem Mann bedroht wird. Für eine lange Zeit wird er in einem völlig dunklen Raum gefangen gehalten. Plötzlich fühlt er die Hand eines Mädchens, die sich Grace nennt. Sie erschafft aus dem Dunkel für Patch Geschichten, die für ihn sein Leben werden.
Für seine Freundin Saint ist das Verschwinden ihres Freundes unerträglich. Sie tut alles, um ihn zu finden. Als Patch schließlich befreit wird, versucht er Grace, die alle nur für ein Phantom halten, aufzuspüren. Die Suche erstreckt sich über Jahrzehnte durch die USA. Saint wiederum versucht, Patch für sich zu gewinnen. Diesen Roman liest man von der ersten bis zur letzten der fast 600 Seiten wie in einem Sog!
Tipp 4: Josephine Tey - Der letzte Zug nach Schottland
Kosten: kartoniert 19,90 Euro
Eine schottische Autorin wiederentdeckt: Josephine Tey (eigentlich Elizabeth MacKintosh) ist vor allem mit ihren Krimis bekannt geworden. Sie wurde geboren Ende des 19. Jahrhunderts, starb in den fünfziger Jahren und ist bekannt für ihren Witz und ihre scharfe Feder, mit der sie Menschen und ihre Beziehungen zueinander beschrieben hat. In den vergangenen Jahren sind erfreulicherweise mehrere Krimis von ihr erstmals auf Deutsch erschienen, wie auch dieser Roman:
Alan Grant, Inspektor von Scotland Yard, ist schwer überarbeitet, sein Arzt hat ihm einen Genesungsurlaub verordnet, also will er beim Angeln in den Highlands Ruhe und Besinnung wiederfinden. Als der Nachtzug aus London aber am frühen nächsten Morgen sein Ziel erreicht, liegt im Nebenabteil eine Leiche. Was auf den ersten Blick wie ein tödlicher Unfall aussieht, lässt Grant auch während der schönen Angelpartien mit liebenswerten Menschen nicht los. Zumal in der zufällig mitgenommenen Zeitung des Unbekannten ein handgeschriebenes Gedicht steckt, und das lässt ihn an der Identität des Opfers zweifeln.
Wir lernen Land und Leute kennen, einen durchaus eigensinnigen Inspektor, und nach und nach entfaltet sich die Spannung. Wer Lust hat auf einen nostalgischen Krimi, schwarzen Humor und skurrile Charaktere, wird große Freude an dieser Autorin haben.
Unser Extra-Tipp: Arno Frank - Seemann vom Siebener
Kosten: 12 Euro
Ein großer Sommertag liegt vor uns, wenn wir dieses Buch aufschlagen und seine Protagonisten im Freibad in der Pfalz kennen lernen. Der Autor und Journalist Arno Frank, der in der Pfalz aufwuchs, schafft es, Schicksale von Menschen ineinander zu verweben, die so leicht gar nicht sind. Da ist z.B. Kiontke, der Bademeister, der nach einem Unglück das Siebenmeterbrett nie mehr geöffnet hat, und Renate von der Kasse, die ein bisschen verliebt in Kiontke ist, das aber nie zugeben würde…und manchmal braucht es einen Impuls, um solche Knoten aufgehen zu lassen, wie das Mädchen, das an diesem Spätsommernachmittag den Seemann (das ist der Kopfsprung mit angelegten Armen) auch vom gesperrten Siebener machen möchte.
Dieser Roman ist sehr gut geschrieben zwischen Tiefgang und Leichtigkeit, schicksalhaften Erfahrungen und typischen, liebgewonnenen Freibad-Momenten, die einen schmunzeln lassen. Allen Leserinnen und Lesern, die in einem Roman nicht auf alle Fragen eine Antwort erwarten, sehr zu empfehlen!
Expertin: Andrea Biedermann, Buchhändlerin