Gendermedizin oder geschlechtssensible Medizin nennt sich der Forschungsbereich. Grundlage ist, dass Frauen aufgrund ihrer Gene, ihrer Hormone, ihrem Körperbau etc. anders als Männer sind. Das wird in der Medizin inzwischen zwar oft berücksichtigt, aber nicht genug.
Medikamente können unterschiedlich wirken
Ein Unterschied ist die Wirkung von Medikamenten. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Körperzusammensetzung verteilen sich die Medikamente oft anders bei Männern und Frauen. Eigentlich sollte man unterschiedliche Beipackzettel schreiben, denn die Dosierungen gehen auf Studien zurück, die an Männern gemacht wurden und es wird übersehen, dass Frauen anders reagieren. Das betrifft unter anderem folgende Medikamente:
- Blutdruckmittel: Diese verursachen bei Frauen oft Husten, bei Männern nicht. Wenn Sie also ein Blutdruckmittel verschrieben bekommen haben und sich ein Husten entwickelt, sprechen Sie mit Ihrem Arzt.
- Schmerzmittel: Diese wirken bei Männern ganz anders als bei Frauen. Besprechen Sie die Dosierung mit Ihrem Arzt und beobachten Sie sich selbst gut. Außerdem sollten Frauen vorsichtiger sein bei der Einnahme von freiverkäuflichen Schmerzmitteln, weil sie schneller abhängig werden.
Wirkung von Medikamenten kann auch vom Zyklus abhängen
Medikamente eigenständig je nach Zyklusphase zu dosieren ist nicht ratsam. Aber es hilft zu wissen: Die Schmerzempfindlichkeit ist in der zweiten Zyklusphase höher als in der ersten. Tipp: weniger Stress und weniger Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten in dieser Phase.
Herzinfarkt & Co. - Krankheitssymptome oft unterschiedlich
Ein zweiter Schwerpunkt, auf den die Gendermedizin blickt, sind Krankheiten, die sich bei Frauen ganz anders zeigen können als bei Männern. Dafür werden Medizinstudentinnen und -studenten inzwischen sensibilisiert.
Herzinfarkt: Bei Männern ist das bekannteste Herzinfarkt-Symptom ein plötzlicher, sehr starker Schmerz, der überwiegend im Brustkorb auftritt – häufig auch hinter dem Brustbein. Dieser Schmerz hält üblicherweise länger als fünf Minuten an und kann auch in andere Körperregionen ausstrahlen. Gerade bei älteren Frauen sind die Herzinfarktsymptome hingegen weniger charakteristisch und dieser starke Brustschmerz macht sich bei ihnen manchmal weniger heftig bemerkbar als bei Männern. Frauen berichten eher von einem Druck- oder Engegefühl in der Brust.
Ein weiteres Beispiel sind Depressionen. Frauen ziehen sich eher zurück, Männer werden eher aggressiv. Hier ist es aber so, dass die Erkrankung bei den Männern oft nicht richtig diagnostiziert wird, weil die Ärzte die weiblichen Symptome im Kopf haben.
Gleiches gilt für Osteoporose. Auch hier sind die Frauen im Fokus, weil bekannt ist, dass mit einem Rückgang der Sexualhormone die Gefahr von Osteoporose steigt. Das gilt aber auch für die Männer. Insofern sollten auch Männer ab einem bestimmten Alter ihre Knochendichte messen lassen, nicht nur Frauen.
Im Studio: Dr. med. Ina Ilkhanipur, Frauenärztin