Heute reicht es uns nicht mehr, nur eine einfache Sonnenschutzcreme aufzutragen. Wir haben ganz bestimmte Wünsche an diese Pflegeprodukte: Sie sollen nicht nur vor zu viel UVB- und UVA-Bestrahlung schützen, sie sollen auch von empfindlicher Haut gut vertragen werden und zusätzlich die Haut mit der notwendigen Feuchtigkeit versorgen.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten, die Haut vor zu viel Sonne zu schützen: Mit chemischen Lichtschutzfiltern oder mit physikalischen (mineralischem) Lichtschutzpigmenten. Worin unterscheiden sich die beiden Systeme?
Chemische Lichtschutzfilter
Chemische Lichtschutzfilter bilden einen schützenden Film auf der Haut, absorbieren die UV-Strahlen und geben die aufgefangene Energie in Form von harmloser Wärmeenergie wieder ab.
Mineralische Lichtschutzfilter
Mineralische bzw. physikalische Lichtschutzfaktoren enthalten sogenannte Mikropigmente (Titanoxid, Zinkoxid), welche die UV-Bestrahlung an der Hautoberfläche reflektieren. Das Allergierisiko ist bei physikalischen Lichtschutzfiltern viel geringer als bei chemischen, weil diese Stoffe auf der Haut bleiben und nicht resorbiert werden. Sie wirken, im Gegensatz zu chemischen Filtern, sofort nach dem Auftragen.
Bewertung von Sonnenschutzmitteln
Sonnenschutz- (SSF) oder Lichtschutzfaktor (LSF) wurde zur Bewertung von Sonnenschutzmitteln 1956 eingeführt. Zunächst galt er nur für die "verbrennenden" UVB-Strahlen. Zur Festlegung der Faktoren wurden weltweit verschiedene Verfahren entwickelt. Erst später hat man entdeckt, dass UVA-Strahlen für krankhafte Lichtreaktionen und Spätschäden verantwortlich sein können. Aus diesem Grund schützen Sonnenpflegeprodukte heutzutage in der Regel auch vor Schädigungen durch zu viel UVA-Bestrahlung.
Checkliste für den Kauf von Sonnenschutzmitteln
1. Hauttyp:
- empfindlicher Sonnentyp 1 (keltischer Typ): Dazu gehören Menschen mit sehr heller Haut. Nach drei bis zehn Minuten bekommen Sie Sonnenbrand. Die Haut wird rot, aber nie braun. Auch Kinder und Allergiker*innen brauchen Produkte mit Lichtschutzfaktoren von 30 bis 50+.
- Sonnentyp 2 (nordischer Typ): Diese Menschen haben ein hohes Sonnenbrandrisiko, neigen zu Sommersprossen. Ca. 12% der Mitteleuropäer mit diesem Hauttyp werden mäßig, aber gleichmäßig braun. Sie sollten sich mit LSF 20 bis 50 schützen.
- Sonnentyp 3 (Mischtyp): Bis zu einer halben Stunde können Menschen mit diesem Hauttyp in der Sonne sitzen und haben damit ein geringes Sonnenbrandrisiko. Bei Sonneneinstrahlung wird dieser Typ manchmal rot, danach immer braun. Etwa 78% der Bevölkerung in Mitteleuropa sind Sonnentyp 3 und sollten sich mit LSF 15 bis 30 schützen.
- Sonnentyp 4 (Mediterraner Typ): Nur etwa 8% der Bevölkerung in Mitteleuropa gehört zu diesem Hauttyp. Sie können sich ca. 40 Minuten ungeschützt in der Sonne aufhalten. Er wir nie rot, immer gleichmäßig braun. Daher reicht ein LSF von 10 bis 15 aus.
2. Intensität der Sonnenstrahlung
Entscheidend ist, wo der Sonnenschutz zum Einsatz kommt.
In Ländern mit besonders starker Sonneneinstrahlung ist der Eigenschutz der Haut deutlich kürzer. Welcher UV-Index am Urlaubsort gilt, können Sie beim Deutschen Wetterdienst erfragen. Dann kann man wie folgt den benötigten LSF berechnen: UV-Index x 2 = LSF. Bei Kindern und Allergiker*innen rechnet man noch einen Sicherheitszuschlag von 5 dazu.
3. Geplante Aktivitäten
Starkes Schwitzen kann die Wirkung von Sonnenschutzmitteln genauso wie Duschen und Schwimmen verringern. Idealerweise wasserfeste Produkte verwenden.
4. Allergien
Wer unter Sonnenallergien leidet oder eine sehr empfindliche Haut hat, achtet auf emulgatorfreie, fettfreie Produkte, Produkte ohne Konservierungsstoffe und Parfum und kennt die pflanzlichen Wirkstoffe, auf die er bzw. sie reagieren kann.
5. Kindgerechter Sonnenschutz
Präparate für die besonders zarte Haut der Kinder sollten keinen Alkohol und keine Duftstoffe enthalten. Cremes und Lotionen, die die Haut nicht austrocknen, leicht aufzutragen sind und schnell einziehen, eignen sich am besten.
6. Infrarot-A-Strahlung
Wer seine Haut vor frühzeitiger Hautalterung schützen möchte, achtet darauf, dass das Sonnenschutzmittel nicht nur entsprechende UVA- und UVB-Filter enthält, sondern auch einen Wirkstoffkomplex gegen Infrarot-A-Strahlung.
Richtig eincremen
Flächendeckend und vor allem reichlich Sonnencreme verwenden. Kleine Faustregel: Alle zwei Stunden nachcremen, wirklich die gesamte Hautpartie sorgfältig eincremen. Für das Gesicht ca. 1 Teelöffel, für den Körper ca. 3 Esslöffel Sonnencreme verwenden. Die Lippen mit Pflegestiften, die mindestens einen LSF 15 haben, mehrmals am Tag pflegen.
SOS – Hilfe bei leichtem Sonnenbrand
- Sehr gut lässt sich die Entzündung der Haut mit einem Quarkwickel lindern: Einen Becher Quark mit etwas Buttermilch mischen, auf ein Tuch streichen und dies für etwa 30 Minuten auf die betroffene Hautpartie legen.
- Wasser allein kühlt aber auch mindestens genauso gut. Dazu einfach Tücher in kühlem Wasser tränken und 2-3 x täglich für 10-20 Minuten auflegen.
- Eine Feuchtigkeitscreme aus dem Kühlschrank wirkt ebenfalls kühlend und beruhigend.
- Das Gel der Aloe Vera wirkt nachgewiesenermaßen hautberuhigend, reizlindernd, feuchtigkeitsspendend und antibakteriell. Auch bei leichten Verbrennungen und Sonnenbrand hat sich die äußere Anwendung bewährt. Sie können zu hochwertigen Fertigprodukten greifen oder zuhause das Gel frisch aus der Pflanze gewinnen und sofort auftragen.
- Panthenol, eine medizinische Feuchtigkeitspflege mit dem Provitamin B5 (Dexpanthenol), unterstützt die Regenerationsfähigkeit der Haut. Die heilenden Eigenschaften dieses Wirkstoffs unterstützen die schnelle Heilung bei Sonnenbrand, Schürfwunden oder Hautreizungen. In Sprayform entwickelt sich ein feiner, geschmeidiger Schaum, der sich leicht verteilen und dosieren lässt.
Weitere Sonnenschutz-Maßnahmen
Besonders im Sommer und im Urlaub in südlichen Ländern sollten Sie für einen ausreichenden Sonnenschutz sorgen. Die wirksamste Maßnahme besteht zweifellos darin, die intensive Sonne, besonders um die Mittagszeit zu meiden. Dann sollte man zumindest im Schatten bleiben. Wobei Schatten nicht gleich Schatten ist. Denn je nachdem, wie dicht das Blätterdach eines Baumes ist oder wie dünn der Stoff des Sonnenschirms, kommen noch zwischen 5 und 50% der UV-Strahlen durch.
Die zweite, etwas weniger wirksame Möglichkeit besteht darin, möglichst viel Haut mit Kleidung zu bedecken und Sonnenhut und Sonnenbrille zu tragen. Bei der Kleidung sollte man auf dichte Stoffe achten, die locker sitzen. Schlecht sind dünne Stoffe, z. B. aus Baumwolle, nasse Kleidung sowie Kleidung, die eng anliegt. Dunkle Farben schützen besser vor UV-Strahlen als helle. Aber da in dunkler Kleidung mehr Wärme entsteht, schwitzt man in dunkler Kleidung mehr.
Wenig geeignet ist das so genannte Vorbräunen im Sonnenstudio. Im Allgemeinen schützt es nicht vor der natürlichen Sonnenstrahlung und es strapaziert die Haut nur zusätzlich.
Und eines sollten Sie auf alle Fälle vermeiden: in der Sonne einzuschlafen.
Polymorphe Lichtdermatose (PLD)
Bekannt unter dem Begriff "Sonnenallergie" ist die Polymorphe Lichtdermatose (PLD) das häufigste Krankheitsbild, das in Verbindung mit Sonnenstrahlen auftritt. Stark juckende Hautveränderungen vorwiegend an Dekolleté, Armen und Handrücken sind für die Betroffenen äußerst lästig. Die Hautveränderungen können sehr vielgestaltig (polymorph) sein. Das Erscheinungsbild reicht von roten Knötchen über rote Flecken bis hin zu Knötchen in Kombination mit Bläschen.
Erste Anzeichen können sich schon im Kindes- und Jugendalter einstellen. Vor allem, wenn die Haut noch nicht an die Sonne gewöhnt ist, kommt es zu den typischen Hautirritationen. Als Ursache spielt UVA-Strahlung in Kombination mit körpereigenen Proteinen eine Rolle - aber was genau zu den genannten Hautproblemen führt, ist bislang nicht im Detail geklärt.
Wenn sich erste Anzeichen einer Sonnenallergie bemerkbar machen, heißt es: Nichts wie raus aus der Sonne! Eine weitere Sonnenexposition ist jetzt unbedingt zu vermeiden.
Gutartige Hautveränderungen
Der wohltuende Effekt der Sonne ist für Körper und Seele unbestritten. Dennoch können Sonnenbrand und intensives Dauerlicht diesen Genuss erheblich trüben. Die Folgen sind chronische Hautschäden. Starke und wiederholte UV-Strahlung führt häufig zu Pigmentierungen, Faltenbildung, mitunter auch zu hellem Hautkrebs und seinen Vorstufen. Vorbeugen hat Vorrang. Sind Schäden da, sollte schnell reagiert werden.
Im Studio: Dr. med. Claudia Pföhler, Fachärztin für Dermatologie