Was sollten besonders Anfänger*innen bei der Auswahl ihrer Wanderroute beachten?
Anfänger*innen sollten auf jeden Fall mit kürzeren, leichten Strecken beginnen und sich erst nach genug Training an lange Touren wagen. Je nach Wandergebiet müssen Sie auf saisonale Ereignisse achten, z.B. in den Alpen auf Gewitter- oder Lawinengefahr, in den Rheinauen auf mögliche Streckenüberflutung bei Hochwasser.
Bei längeren Touren sollten Sie klären, ob es aktuell unterwegs Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeiten für Proviant gibt oder ob Sie alles selbst mitnehmen müssen. Dies ist gerade jetzt besonders wichtig, da viele Lokale und Läden je nach Stand der Pandemie geschlossen werden. Wer ohne Auto anreist, muss natürlich auch auf die letzte Rückfahrtmöglichkeit achten.
Was sind die häufigsten Fehler bei Auswahl und Planung der Wanderroute?
Vor allem Anfänger*innen unterschätzen leicht, wie lange sie für eine Strecke brauchen. Auf gedruckten Wanderkarten kann man die Streckenlänge nur ganz grob schätzen, bei der digitalen Streckenplanung sieht man zumindest die Kilometerzahl und die Höhenmeter.
Ob der Weg leicht oder anstrengend ist und ob man oft zum Fotografieren stehen bleibt oder viele Bänke mit schöner Aussicht zur Rast nutzt, kann die Dauer einer Tour stark beeinflussen. Daher sollten Sie immer genug Zeitreserven einplanen, falls es länger dauert.
Wie kann ich sicherstellen, dass die Wanderwege nicht zu voll sind?
Vor allem an den Wochenenden sollten Sie die in allen Medien als "schönste Ziele" beworbenen Strecken meiden. Abseits der populären Touristenmagnete treffen Sie meist 90 % weniger Wanderer*innen.
Wer nur am Wochenende Zeit hat und dennoch zu den Brennpunkten will, sollte zumindest die Zeit zwischen Sonntag 10 und 16 Uhr meiden. Eine Regel für die Planung könnte lauten: Je größer der Wanderparkplatz, je mehr "Da muss man hin"-Empfehlungen in den Sozialen Medien, desto stärker ist auch das Gedränge an den Wanderwegen.
Was sollte ich beachten, wenn ich in einem Gebiet mit viel Wasser, wie z.B. den Rheinauen, wandern gehen möchte?
In den Rheinauen sind die Strecken völlig flach, es besteht daher anders als bei manchen alpinen Touren nirgends Absturzgefahr. Meist sind die Wege auch nicht so steinig oder verwurzelt wie in anderen Gegenden, dafür nach Hochwasser schlammiger.
Da es in den Rheinauen nur wenige markierte Rundwanderwege gibt, empfehle ich für die meisten Regionen, Wandertipps aus Büchern zu nutzen oder die vielen hundert Streckentipps bei den Wander-Apps. Unbedingt berücksichtigen müssen Sie bei Wanderungen in den Rheinauen, dass auch bei leichtem Hochwasser einige Wege schon überschwemmt sind und man dann vielleicht kurz vor Ende einer Wanderung dort umkehren muss.
Während Sie am Rhein keine Wanderschuhe brauchen, sind für viele alpine Touren Wanderstiefel sinnvoll. Dank der aktuellen Entwicklung von Schuhen für Lauf-Wettkämpfe in hochalpinen Geländen kommen sehr erfahrene und hervorragende Wanderer*innen inzwischen mit guten Trailrunning-Schuhen sogar besser voran. Die Nutzung von Stöcken reduziert die Sturzgefahr auf anspruchsvollen Strecken deutlich und entlastet Knie und Füße.
Was sollte ich in Sachen Routenplanung bei der alpinen Wanderung unbedingt beachten?
Man sollte zuvor wissen, ob die Strecke über leichte Forstwirtschaftswege oder über Pfade führt, auf denen man sehr hohe Trittsicherheit und Schwindelfreiheit braucht. Wenn die Strecke viele steile Auf- und Abstiege hat, braucht man sehr viel länger als bei relativ flachen Touren.
Im Frühling und Herbst muss man auch auf den Schneegrenze achten. Außerdem sollte man kurz vor Aufbruch noch einmal auf den alpinen Wetterbericht für diese Region schauen, ob die Gefahr schwerer Gewitter besteht.
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Experte: Günter Kromer, Wanderexperte