Sommerschnitt oder Winterschnitt?
Traditionell schneidet man Obstbäume im Winter, wenn alle Blätter abgefallen sind und man den Aufbau des Baumes am besten beurteilen kann. Auch im Sommer kann man schneiden, doch mit anderen Folgen: ein Schnitt im Winter fördert das Triebwachstum und die Fruchtgröße. Ein Schnitt im Juli/ August beruhigt starkwachsende Bäume und fördert die Fruchtbarkeit.
Der Winterschnitt
Bei frostfreiem Wetter ist der spätere Winter der optimale Zeitpunkt, um Obstbäume wie Apfel-, Birn- und Quittenbäume zu schneiden. Achtung: Süßkirschen und Aprikosenbäume werden nicht im Winter geschnitten!
Wichtige Regeln:
Faustregel 1: Je stärker man den Baum beschneidet, umso stärker treibt er im folgenden Jahr aus. Umgekehrt gilt: wenig Schnitt, wenig Wuchs.
Faustregel 2: Der Baum versorgt immer die Spitzen am besten mit Nähstoffen. Daher sollte der Mitteltrieb immer der höchste Punkt bleiben.
Faustregel 3: Wenige größere Schnitteingriffe sind besser als viele kleine. Oft ist erstaunlich, welch positiven Effekt man erzielt, wenn man 1-2 starke Äste komplett entfernt.
Faustregel 4: Um die angestrebte Pyramidenform zu erhalten, muss man für einen klaren Aufbau des Baumes sorgen. Vom Stamm gehen möglichst 3 Leitäste ab, die sich dann weiter verlängern und verästeln. Diese drei Leitäste werden beim Pflanzschnitt junger Bäume definiert. Damit sich der Baum gut entwickelt, müssen diese Leitäste in einer Höhe angeschnitten werden. Fachleute sagen dazu, dass die obersten Knospen in der „Saftwaage“ sein müssen.
Was kommt weg, was bleibt?
Bei einem älteren Baum sollte man als erstes für klare Verhältnisse in der Krone sorgen. Obstbäume brauchen einen klaren und dominanten Mitteltrieb. Konkurrenztriebe müssen daher entfernt werden. Alle Seitentriebe, die mehr als halb so dick sind wie der Haupttrieb sollten komplett weggeschnitten werden. Danach kommen alle zu tief stehende Äste weg, die später mit dem Obst auf dem Boden hängen, sowie alle nach innen wachsende Zweige. Von Ästen, die eng beieinander wachsen und vielleicht sogar aneinander reiben, lässt man nur einen stehen.
Auch Wasserschosse werden entfernt. Das sind aufrecht nach oben wachsende Ruten, die nur Blätter und keine Fruchtansätze entwickeln. Die langen Triebe kosten den Baum unnötig Kraft und beschatten die Früchte. Sie sind eine Reaktion auf einen (zu) starken Rückschnitt. Besonders schonend können frische Wasserschosse im Juli/August entfernt werden, indem man sie abreißt („Juli-Riss“).
Das Fruchtholz hingegen ist das wertvolle Holz, an dem sich das Obst entwickelt. Nur an waagerechten oder geneigt wachsenden Ästen entwickelt sich das kleine Fruchtholz, das mit dem so genannten Fruchtkuchen endet. Aus dem verdickten Holz entwickeln sich neue Blüten und Früchte.
Quirlholz entsteht v.a. bei älteren Bäumen. Darunter versteht man älteres Fruchtholz, das sich aus mehreren Fruchtsprossen zusammensetzt. Am Quirlholz befinden sich zahlreiche Blütenknospen, an denen sich aber nur minderwertige, unterentwickelte Früchte ausbilden.
Wundbehandlung
Wenn größere Äste abgesägt werden müssen, empfiehlt sich eine ordnungsgemäße Wundbehandlung, damit eindringende Feuchtigkeit keine Krankheiten und Pilzinfektionen nach sich ziehen. Der Schnitt muss glatt sein, damit der Baum die Wunder schließen kann. Bei der klassischen und aufwändigen Methode werden die Wundränder mit einem Messer (Hippe) glatt geschnitten und anschließend ein Wundverschlussmittel auf der Schnittfläche verstrichen. Alternative, neue Methode aus dem Erwerbsanbau: größere Schnitte werden im Sommer bei trockenem Wetter vorgenommen. Im Sommer gelingt dem Baum die Wundheilung sehr schnell, so dass die Gefahr, dass Pilze eindringen gering ist. Auf das Wundverschlussmittel kann man dann verzichten.
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