So funktioniert Shoulder Surfing
Shoulder Surfing kann grob mit „Über-die-Schulter-Gucken“ übersetzt werden. Kriminelle spähen dabei sensible Daten ihrer Opfer aus, zum Beispiel die PIN am Geldautomaten.
Am Geldautomaten ausgespäht
Die Datendiebe gehen häufig äußerst geschickt vor. Zum Beispiel werden Bankkunden zunächst gezielt verunsichert, weil der Kontoauszugsdrucker manipuliert wurde und eine Fehlermeldung anzeigt. In dem Moment kommt der Betrüger hinzu, bietet seine Hilfe an, rät, es nochmal am Geldautomaten zu versuchen. Er steht dicht neben dem Kunden und späht dabei die PIN aus.
Dann lenkt er den Kunden ab, verdeckt das Bedienfeld und drückt unbemerkt die „Abbruch“-Taste. Wenn der Automat daraufhin die Karte auswirft, nimmt er sie an sich. Die Opfer bemerken dies in den allermeisten Fällen nicht. Manchmal schieben die Trickbetrüger ihnen sogar eine andere Girokarte unter.
Es handelt sich um eine ebenso dreiste wie einfache Masche, auf die viele Bankkunden hereinfallen. In den vergangenen Monaten wurden allein in Rheinland-Pfalz und dem Saarland rund ein Dutzend Opfer um ihr Geld gebracht. Die Täter agieren bundesweit, es kann jeden treffen.
Am Geldautomaten Geld abzuheben ist ein sensibler Vorgang – früher hätte man das im vertraulichen Gespräch am Bankschalter gemacht, sagt Michael Krausch vom LKA Rheinland-Pfalz. „Heute begibt man sich an einen Automaten und gibt da arglos seine PIN ein und diese Situation nutzen diese Täter eiskalt aus.“
Die Polizei rät Bankkunden daher, besonders vorsichtig zu sein und folgende Tipps zu beachten:
So schützen Sie sich vor Betrug am Geldautomaten
- Versuchen Sie immer, wenn Sie am Bankautomaten Ihre PIN eingeben, mit der anderen Hand oder dem Geldbeutel das Bedienfeld zu verdecken oder abzuschirmen – auch, wenn niemand hinter Ihnen steht. Sie erschweren damit auch das Ausspähen per Kamera.
- Manchmal sind die Lesegeräte an Türöffnern von Bankfilialen manipuliert. Kriminelle versuchen so, Karteninformationen auszulesen. Wenn Sie mehrere Karten bei einer Bank haben, benutzen Sie möglichst zwei verschiedene zum Türöffnen und Geld-Abheben.
- Geben Sie niemals beim Türöffner einer Bank Ihre PIN ein – keine Bank verlangt die PIN am Eingang!
- Werden Sie sofort misstrauisch, wenn Sie jemand am Bankautomaten anspricht. Lassen Sie sich nicht von Fremden ablenken oder vom Bankautomaten weglotsen.
- Meiden Sie Geldautomaten, die Ihnen verdächtig erscheinen, weil beispielsweise Bauteile lose oder Klebstoffspuren zu sehen sind. Bei Verdacht auf Manipulation verständigen Sie umgehend die Bank und die Polizei.
- Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie Opfer eines Betrugs am Bankautomaten geworden sind, sperren Sie schnellstmöglich Ihre EC-Karte unter dem Sperr-Notruf 116 116. Erstatten Sie außerdem Anzeige bei der Polizei.
- Grundsätzlich können Sie überlegen, ob Sie die Höchstgrenze für Abhebungen herabsetzen, schlägt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vor. Bei vielen Banken liegt diese bei 1.000 Euro pro Kunde und Tag. Ist der Höchstbetrag geringer, können Diebe – zumindest bei Abhebungen – weniger Schaden anrichten.
Karte sperren lassen: Das sollten Sie beachten
Gerhard Leverkinck, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht hält es für Sinnvoll, einen Zeugen hinzuzuziehen, wenn man den Karten-Sperr-Notruf tätigt. Die Person kann das Gespräch verfolgen und hinterher bestätigen, was man gesagt hat – wenn Fehler passieren, ist man so auf der sichereren Seite. Außerdem sollte man sich Zeitpunkt und Inhalt des Telefonats kurz notieren sowie den Namen des Gesprächspartners.
Shoulder Surfing auch bei Online Banking
Auch wer Online-Einkäufe in der vollen Straßenbahn erledigt oder im Café am Laptop eine Online-Überweisung macht, läuft Gefahr, ausgespäht zu werden. Achten Sie deshalb darauf, Zugangsdaten nur dann einzugeben, wenn Sie sicher sein können, dass Sie nicht beobachtet und/oder gefilmt werden.