Gute Bilder von Essen fürs Internet zu machen ist gar nicht so einfach. Kochen, anrichten, das richtige Licht setzen: Um Lebensmittel perfekt in Szene zu setzen, braucht es erst einmal Handwerk. Anschließend müssen die Fotos nachbearbeitet werden, zum Beispiel um bestimmte Parameter wie Helligkeit oder Farbtöne zu korrigieren. Immer häufiger aber kommt bei der Bildbearbeitung auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Auch bei Denise Schuster. Sie ist professionelle Food-Fotografin, an ihrer Foto-Schule bringt sie anderen Fotografen ihr Handwerk bei. Für die Bildbearbeitung verwendet sie Adobe Photoshop, eines der bekanntesten Programme – und auch dieses setzt inzwischen auf Künstliche Intelligenz (KI).
Aus einem Hochformat ein Querformat machen
"Was ich tatsächlich nutze, ist ein Tool, das ich generative Erweiterung nenne", erklärt Denise Schuster. Zum Beispiel, wenn sie aus einem hochformatig aufgenommenen Foto ein Querformat machen will. Früher hätte man das Foto dann zugeschnitten – wirklich schön sei das aber nicht, sagt sie. Heute kann das Programm in einem solchen Falle das Bild so ergänzen, dass es passt. Dazu rät die Software sozusagen, wie das eigentlich hochformatige Foto an den Rändern weitergehen könnte.
Damit ein Fotoprogramm so etwas kann, muss die KI lernen, Bilder zu verstehen – und zwar mithilfe von Trainingsdaten. Photoshop-Entwickler Adobe hat seine KI mit mehr als 400 Millionen Bildern aus seiner Datenbank angelernt. Diese Fotos sind alle verschlagwortet, sodass die KI weiß, was auf den Fotos zu sehen ist. Mit diesem Erfahrungsschatz werden dann neue Bilder analysiert.
Neue Funktionen auf Google-Smartphones
Auch auf vielen Smartphones können inzwischen Fotos mithilfe von künstlicher Intelligenz bearbeitet werden. Samsung und Google etwa bieten auf ihren neueren Smartphones zahlreiche Funktionen der intelligenten Fotobearbeitung an - zum Beispiel einen „magischen Radierer“, der Dinge oder Personen aus Fotos verschwinden lassen soll, ohne, dass eine Lücke bleibt.
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Gruppenfotos, auf denen alle die Augen geöffnet haben
Eine andere Funktion, die vor allem bei Selfies – also Selbstporträts – und Gruppenfotos nützlich werden kann, nennt Google „beste Aufnahme“. Werden beispielsweise sechs Selfies aufgenommen, auf denen jeweils mehrere Gesichter zu sehen sind, zeigt das Programm zunächst alle Gesichter einzeln an. Daraus kann man dann die besten Aufnahmen auswählen – etwa jene, auf denen die Augen nicht zu sind. Aus dieser Auswahl wird dann ein neues Gruppenbild zusammengesetzt.
Apps mit solchen Funktionen sind in der Regel kostenpflichtig - pro Woche werden mehrere Euro fällig. Wer ein Abo abschließt, sollte also dran denken, es rechtzeitig wieder zu kündigen. Grundlegende Funktionen der Bildbearbeitung können moderne Smartphones dagegen automatisch schon, so, wie beispielsweise die Helligkeit zu optimieren.
Portraits mit KI optimieren
Gerade Selbstporträts können heute auch vollständig von der KI generiert werden. Besonders einfach geht das mit der App Remini. Das Programm erstellt zunächst ein digitales Modell einer Person. Dazu muss man acht echte Selbstporträts hochladen. Anschließend rechnet die App ein wenig, bevor man aus mehreren Vorlagen eine auswählt. So kann man sich im Handumdrehen ein neues Aussehen verleihen – etwa mit muskulöseren Oberarmen, einer anderen Haarfarbe oder einem anderen Kleidungsstil.
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz für das Erstellen von Porträts oder anderen Fotos ist allerdings nicht unumstritten. Denn nicht immer ist überhaupt noch zu erkennen, ob oder was an einem Foto verändert wurde – und ob es eine echte Aufnahme ist oder nicht. Immer wieder etwa haben beispielsweise Rechtspopulisten KI-generierte Fotos im Zusammenhang mit emotionalen Botschaften in den sozialen Medien verbreitet, ohne dies kenntlich zu machen.
Ist das Bild echt, Fake oder einfach Kunst?
Seit es die Fotografie gibt, haben sich die Menschen darauf verlassen, dass diese im Kern die Realität abbildet. Natürlich wurden und werden Fotos gestellt, konnte das eigene Aussehen auch bislang schon mithilfe Bildbearbeitungs-Software ausgebessert werden. Wenn in Zukunft allerdings immer häufiger Fotos komplett KI-generiert sind, Personen oder Dinge aus Bildern gelöscht oder hinzugefügt werden, stellen sich neue Fragen.
Etwa jene, ob ein vollständig von einer KI generiertes Foto überhaupt noch ein Foto ist. Fotografin Denise Schuster jedenfalls sieht das nicht so: „Das ist ein Bild, das ist von mir aus auch ein Kunstwerk, aber es ist in dem Sinne kein Foto“, sagt sie.