Die Preistafel einer Erfurter Tankstelle.

Auswertung des Bundeskartellamts

Darum wird Tanken an Raststätten immer teurer

Stand
Autor/in
Michael Herr
Alexander Winkler
SWR-Wirtschaftsredakteur Alexander Winkler

Abfahren hat sich selten so gelohnt: Tanken an Autobahnraststätten wird immer teurer als an normalen Tankstellen. Was die Gründe sind und wie man sparen kann.

Preisunterschiede werden größer
Woher kommt der große Preisunterschied?
Wann lohnt es sich, fürs Tanken von der Autobahn abzufahren?
Wie teuer ist Sprit im Südwesten im Vergleich zum Rest der Republik?
Wann sollte man vor dem Urlaub tanken?
Wo lässt sich beim Tanken im Ausland sparen?

Preisunterschiede werden größer

Wer an der Autobahnraststätte tankt, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Das Bundeskartellamt hat ermittelt, dass die Preisunterschiede zwischen Autobahn- und normalen Tankstellen in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen sind: Für Diesel und die Super-Benzinsorte E5 mussten Autofahrerinnen und Autofahrer an Raststätten zuletzt rund 40 Cent mehr pro Liter zahlen - ein zusätzlicher Aufschlag von vier Cent beim Diesel im Vergleich zum ersten Quartal.

Eine Tatsache, die bereits bei einem kurzen Blick auf die Grafik mit den Spritpreisen der vergangenen Monate deutlich wird: Der Abstand zwischen den Tagestiefstwerten und Höchstständen beim Preis ist zuletzt wieder größer geworden. Die Preisspitzen kommen in aller Regel von Autobahntankstellen.

Woher kommt der große Preisunterschied?

Autobahnraststätten haben meistens absolute Premium-Lage - hier kommen schließlich täglich zehntausende Autos vorbei. Dafür verlangen die Raststättenbetreiber auch eine saftige Pacht. Fachleute schätzen, dass diese mindestens 12–17 Cent pro Liter ausmacht.

Außerdem sind die Tankstellen in der Regel zu einem 24-Stunden-Betrieb verpflichtet - mit Personal auch nachts, wenn insgesamt aber nur wenig los ist. Und dieser Rund-um-die-Uhr-Betrieb ist teurer als bei einer Tankstelle, die zum Beispiel nachts nicht besetzt sein muss.

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Nichtsdestotrotz können wir auch davon ausgehen, dass die Tankstellen die Spielräume ausnutzen, ihre Gewinne zu maximieren. Denn wer trotz des hohen Preises an die Autobahntankstelle fährt, der hat es vermutlich so eilig, dass der Preis nachrangig ist. Oder es sind LKW oder Menschen mit Kundenkarten, die ohnehin günstigere Preise bezahlen. Dass der Preisunterschied zuletzt größer geworden ist, könnte also damit zu tun haben, dass die Betreiberinnen und Betreiber an der Gewinnschraube gedreht haben.

Wann lohnt es sich, fürs Tanken von der Autobahn abzufahren?

Eigentlich immer! Bei 40 Cent Unterschied pro Liter kommt man bei einmal Volltanken im Schnitt auf insgesamt rund 20 Euro Ersparnis. Dafür lohnt es sich auf jeden Fall abzufahren.

Jetzt schwanken die Preise im Tagesverlauf natürlich deutlich. Wer also Preise mit einer Tank-App vergleicht und feststellt, dass der Unterschied hier und jetzt gar nicht so groß ist, der kann sich mit einer Faustregel helfen: Jeder Kilometer Umweg zu einer günstigeren Tankstelle lohnt sich, wenn die Ersparnis bei mindestens ein bis zwei Cent liegt.

Diesel- und Benzinpreise So tanken Sie heute günstig

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Für die 40 Cent mehr bei einer Autobahntankstelle würde sich also locker ein Umweg von 20 Kilometern lohnen. Und so weit ist die nächste günstigere Tankstelle in der Regel nicht entfernt.

Wie teuer ist Sprit im Südwesten im Vergleich zum Rest der Republik?

Weiterhin gibt es regionale Unterschiede, was die durchschnittlichen Spritpreise angeht. Allerdings sind diese zuletzt etwas kleiner geworden. Ende Juni lag der Preisunterschied für Benzin zwischen dem teuersten und dem günstigsten Bundesland bei rund fünf Cent, bei Diesel waren es rund sechs Cent - Ende März hatte der Abstand bei beiden Kraftstoffsorten im Schnitt noch rund acht Cent betragen.

Vergleichsweise gut weg kamen zuletzt Autofahrerinnen und Autofahrer im Südwesten: In Rheinland-Pfalz waren für Diesel Ende des vergangenen Monats im Schnitt knapp 1,67 Euro pro Liter fällig, für E5 gut 1,84 Euro - billiger war es nur im Saarland und beim Diesel in Berlin. Nur unwesentlich teurer war Sprit in Baden-Württemberg.

Führend in der Preisstatistik sind ostdeutsche Bundesländer wie Sachsen und Thüringen. Dem statistischen Bundesamt zufolge ist das weiterhin eine Folge des Embargos auf russische Ölprodukte: Raffinerien im Osten, die früher mit russischem Rohöl versorgt wurden, sind weiterhin nur teilausgelastet. Mineralölimporte aus Russland, die im Osten früher Lieferengpässe aufgefangen haben, bleiben aus.

Viele wollen in den kommenden Wochen mit dem Auto in den Urlaub fahren. Wann sollte man davor tanken?

Der beste Zeitpunkt ist vermutlich der Abend vor der Abfahrt. Grundsätzlich sind die Preise ab etwa 16 Uhr am niedrigsten. Auch am späten Nachmittag und frühen Abend gibt es Preisspitzen, diese sind aber niedriger als zuvor. Am allermeisten sparen lässt sich bei E5 zwischen 19:30 Uhr und 21 Uhr. Am teuersten ist der Sprit am Morgen gegen 7:30 Uhr.

Dem Bundeskartellamt zufolge hat es zuletzt wieder ein paar Änderungen am täglichen Preisverlauf gegeben: Die Preisspitze am Morgen ist etwas schwächer geworden, stattdessen gibt es ein neues Zwischenhoch gegen 19 Uhr. Ein Zeitpunkt, der vor einigen Wochen zum Tanken noch vergleichsweise günstig war.

Wo lässt sich beim Tanken im Ausland sparen?

Am günstigsten ist Tanken im Osten und Südosten von Europa. In Polen lassen sich durchschnittlich fast 34 Cent pro Liter Super sparen. Beim Diesel liegt Tschechien mit etwa 20 Cent Ersparnis im Vergleich zum Deutschen Kraftstoff vorn. Auch Österreich liegt bei allen Kraftstoffen unter den deutschen Preisen. Wer noch weiterreist nach Slowenien oder Kroatien, kann dort sogar noch mehr sparen.

Teurer als in Deutschland ist es hingegen in Italien, der Schweiz, und in Frankreich. Die teuersten Nachbarländer sind die Niederlande und Dänemark mit plus 17 Cent pro Liter Benzin. Als große Ausnahme im Westen ist das Tanken in Luxemburg besonders günstig. Benzin ist hier 26 Cent günstiger als in Deutschland. Auch wer zum Urlaub nach Schweden fährt, zahlt dort deutlich weniger.

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