Werbung und Verbraucherschutz

Verbraucherschützer kritisieren irreführende Werbung

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Autor/in
Tobias Koch
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Katharina Fortenbacher-Jahn
Katharina Fortenbacher-Jahn, SWR Aktuelle Wirtschaft

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch ruft zur Abstimmung über Werbelügen auf. Für ihren Negativpreis "Goldener Windbeutel" hat sie diese fünf Lebensmittelprodukte nominiert.

Kindersnack als Zuckerbombe, teure Mogelpackung mit weniger drin oder kaum Gemüse, obwohl's drauf steht. So etwas prangert die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch jedes Jahr mit ihrem Negativpreis "Goldener Windbeutel" an. Foodwatch hat aktuell wieder fünf Produkte dafür nominiert, die sie als beispielhaft für Etikettenschwindel sieht.

Dazu gehören die Alete bewusst Obsties Erdbeere Banane mit Joghurt. Der vermeintlich gesunde Snack für Kinder werbe mit dem Hinweis "ohne Zuckerzusatz", enthalte allerdings über 72 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Nach den Gesundheitskriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte er nicht für Kinder beworben werden.

Eine Packung der Sorte Erdbeer Banane mit Joghurt von Alete bewusst Obsties. Das ist einer der Kandidaten für den Negativpreis "Goldener Windbeutel" von Foodwatch.
Einer der Kandidaten für den Negativpreis "Goldener Windbeutel" von Foodwatch: Alete bewusst Obsties. Darin stecken 24 Stück Würfelzucker pro 100 Gramm, so die Verbraucherschützer.

Der zweite Kandidat ist das Langnese Cremissimo Bourbon Vanille-Eis von Unilever. Der Hersteller habe die Packungsgröße um fast ein Drittel verringert, von 1.300 auf 900 ml, den Preis aber beibehalten. Damit sei das Eis 44 Prozent teurer geworden. Foodwatch spricht von einem besonders dreisten Beispiel, der sogenannten Shrinkflation. Das Eis wurde im April bereits von der Verbraucherzentrale Hamburg zur "Mogelpackung des Monats" gekürt.

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Unilever erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zu der verringerten Verpackungsgröße, das Unternehmen reagiere mit dem reduzierten Inhalt "auf die steigende Nachfrage nach kleineren Produktvarianten in unserem Sortiment". Die Packung sei eine Lösung für Haushalte mit geringerem Eisbedarf oder kleineren Gefrierschränken. Die Preise seien zudem im gesamten Cremissimo-Sortiment "angepasst" worden und berücksichtigten mehrere Faktoren, "darunter Rezepturverbesserungen und die Verwendung nachhaltiger Rohstoffe". 

Verbraucherschützer von Foodwatch weisen auf eine kleinere Packungsgröße beim Langnese Eis "Cremissimo Bourbon Vanille" hin.
Nur noch 900 Milliliter drin - aber der Preis blieb derselbe wie für die frühere Packung mit 1.300 Milliliter. Foodwatch kritisiert diese Eispackung als besonders dreistes Beispiel für die sogenannte Shrinkflation - also Preissteigerungen durch eine kleinere Verpackung. Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern falle das im Supermarkt gar nicht direkt auf.

Auch nominiert für den "Goldenen Windbeutel" ist eine Tütensuppe der Marke "Heiße Tasse" von GB Foods. Die Sorte "Champignon-Creme" werbe mit den Worten "mit echtem Gemüse", enthalte aber gerade mal zwei Prozent Gemüse, kritisiert Foodwatch. Auf Anfrage von AFP erklärt das Unternehmen unter anderem, man habe schon "vor einiger Zeit" entschieden, das Design für die Verpackung zu verändern. Der von Foodwatch kritisierte Schriftzug werde Ende des Jahres wegfallen. 

Außerdem gehört der Riegel Offset Nutrition Pretty Little Meal Bar (Naked Apple White + Crisp) von Famous Brands zu den Kandidaten. Auf Social Media werbe die Firma mit dem Versprechen "so easy und lecker war gesunde Ernährung noch nie", dabei enthalte der Riegel fünf Stück Zucker und sei hochverarbeitet.

Der fünfte Kandidat ist der Vegane Schinken Spicker Mortadella von Rügenwalder Mühle. Dieser werbe mit der Aufschrift "auf Basis von Sonnenblumenkernen", enthalten seien aber nur zwei Prozent Sonnenblumenprotein, so Foodwatch.

Verbraucherinnen und Verbraucher können online auf der Seite von Foodwatch für ihren Favoriten abstimmen. Der "Goldene Windbeutel" wird in diesem Jahr zum dreizehnten Mal verliehen. Der Negativpreis hat in den vergangenen Jahren schon dazu geführt, dass bestimmte Werbungen oder sogar ganze Produkte eingestellt wurden.

Foodwatch fordert, Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor Täuschungen zu schützen.

"Die Bundesregierung muss den Tricksereien der Lebensmittelindustrie endlich einen Riegel vorschieben."

Zum Beispiel müssten Lebensmittelhersteller und Handel verpflichtet werden, Lebensmittel besser zu kennzeichnen, so sollten zum Beispiel versteckte Preiserhöhungen klar kenntlich gemacht werden. Das sei in Frankreich ab dem Sommer für Supermärkte bereits Pflicht.

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