Die Skepsis gegenüber gebrauchten E-Autos ist noch groß. Im jüngsten Gebrauchtwagenreport des Marktbeobachters DAT können sich nur 13 Prozent der Gebrauchtwagen-Interessenten vorstellen, ein E-Auto zu wählen. Das liegt vor allem an drei Gründen.
Problem: Reichweitenangst
Auch wenn das E-Auto äußerlich top-gepflegt glänzt – wie der Vorbesitzer die Batterie behandelt hat, sieht man dem Fahrzeug nicht an. Die Batterie ist vielleicht technisch schon veraltet. Nachfolgemodelle haben vermutlich bessere Akkus. Die meisten Hersteller bieten zwar acht Jahre Garantie auf den Akku und die gilt auch noch für den Gebrauchten, aber diese Garantie greift erst bei einer Batteriekapazität unter 70 Prozent und das ist schon sehr wenig Leistung.
Lösung: Batterie-Check
Ein Batterie-Check ist technisch kein großer Aufwand: Dabei wird ein kleines Auslesegerät an die Standardschnittstelle des E-Autos gehängt, genauer gesagt an die On-Board-Diagnose (OBD). Der volle, frisch geladene Akku wird gemessen und leer gefahren. Die Daten werden dann ausgelesen. Alles über 90 Prozent bei einem normalen Gebrauchten ist gut, sagt der ADAC.
Dieser Check ist noch nicht verpflichtend. Auf Gebrauchtwagenseiten im Netz haben momentan die wenigsten E-Autos den Batterie-Check. Und das, obwohl ihn viele Stellen durchführen können – beispielsweise der TÜV, die DEKRA oder der ADAC. Der Test kostet bis zu 150 Euro. Auch Händler können ihn für ihre Marken durchführen. Ein Kunde kann so einen Batterie-Check einfordern, und hätte dann die Sicherheit, dass der Akku noch etwas taugt.
Problem: Relativ hohe Preise - Schnäppchen nicht in Sicht
Der Durchschnittspreis für ein gebrauchtes E-Auto liegt bei knapp unter 30.000 Euro, so das Onlineportal Autoscout24. Damit sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken. Sie liegen im Schnitt nur noch ein paar tausend Euro höher als für einen vergleichbaren Verbrenner. Aber ein Gebrauchtwagen-Erstkäufer will in der Regel nur rund 10.000 Euro ausgeben und dafür gibt es auf dem E-Gebrauchtwagenmarkt oft nur kleine, reichweitenschwache und somit uninteressante Modelle.
Lösung: steigendes Angebot und Rabatt-Aktionen
Die Preise fallen: Schon im vergangenen Jahr stärker als bei gebrauchten Verbrennern, das hat sich Anfang 2024 fortgesetzt. Auf viele E-Modelle haben Händler große Rabatte angeboten. Parallel dazu kommen mehr gebrauchte Elektroautos auf den Markt. Im E-Mobititätsmarkt werden viel mehr PKW geleast, im privaten Bereich sechsmal so viele wie bei Verbrennern. Das bedeutet, dass in nächster Zeit viele Leasing-Rückläufer als Gebrauchte auf den Markt kommen. Das Statistikunternehmen Dataforce rechnet in diesem Jahr mit mehr als 230.000 gebrauchten E-Autos. Wenn dann noch ein Batterie-Check verpflichtend wird: Das Kfz-Gewerbe will sich da noch in diesem Jahr auf ein Testmodell einigen, das dann ausgerollt werden könnte. Dann sollte sich durch diese Kombination - mehr Autos plus Batterie-Check - mittelfristig der Markt beleben.
Problem: Geringe Auswahl
Im vergangenen Jahr sind 97.000 gebrauchte E-Autos verkauft worden, so die Angaben des Kraftfahrtbundesamtes. Das sind 1,6 Prozent des gesamten Gebrauchtwagenmarktes. Insgesamt wechselten 6 Millionen Pkw ihren Besitzer. Die Chance, ein ganz bestimmtes gebrauchtes E-Modell in einer Wunsch-Farbe mit Wunsch-Ausstattung in der Nähe oder überhaupt in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg oder in angrenzenden Bundesländern zu finden, ist angesichts dieser Zahlen allerdings klein.
Kraftstoffart | Gesamtzahl | Veränderung gegenüber 2022 in Prozent |
Benzin | 3.624.010 | +2,0 % |
Diesel | 1.860.702 | +10,1% |
Elektro (BEV) | 97.873 | +40,0% |
Hybrid | 396,873 | +44,3 |
Im ersten Quartal dieses Jahres sind rund 1,6 Millionen Gebrauchtwagen verkauft worden. Davon waren rund 1,5 Millionen mit Benzin- oder Diesel-Motor. Die Zahl der E-Autos lag bei rund 31.500.
Kraftstoffart | Gesamtzahl | Vorjahr: Erstes Quartal 2023 |
Benzin | 969.203 | 928.231 |
Diesel | 474.800 | 496.070 |
Elektro (BEW) | 31.373 | 15.861 |
Hybrid | 137.015 | 81.203 |
Lösung: Flexibilität
Umdenken - und nach ähnlichen Modellen umschauen. Es schadet nichts, wenn man vor dem Kauf ein bestimmtes Modell im Kopf hat. Daran kann man sich orientieren und Vergleiche anstellen. Am Ende kann man aber nur aus einem aktuell vorhandenen Angebot auswählen, genau wie bei anderen Gebrauchtmärkten - etwa bei Kleinanzeigen oder auch in Secondhand-Boutique. Entweder man wartet ab oder nimmt ein Modell, das nicht 100-prozentig dem Wunsch entspricht.