Kennzeichnung oft mangelhaft

Winzerglühwein, Premium, Rebsorten: Schmeckt teurer Glühwein besser?

Stand
Autor/in
Annika Erbach
Dominik Bartoschek
Onlinefassung
Heidi Keller
Michael Herr

Was im Glühwein steckt - Zutaten und Nährwerte - muss auf dem Flaschenetikett stehen. Verbraucherschützer kritisieren fehlende Angaben. Wir checken: Lohnen sich teurere Glühweine?

Winzerglühweine oder Rebsorten-Glühweine erobern die Regale in Discountern und Supermärkten. Sie sind teurer als herkömmliche Glühweine. Aber sind sie wirklich besser?

In der Geschmacksprobe mit Winzerglühweinen und Premium-Glühweinen aus dem Supermarkt vergleichen wir drei rote Glühweine: ein Premium Glühwein von Aldi aus Merlot-Trauben und zwei Marken-Glühweine, der Winzerglühwein der Winzergenossenschaft Weinbiet, gekauft bei Norma, und der Bio-Winzerglühwein von Pfaffmann, gekauft bei Lidl. Außerdem zwei weiße Glühweine: der Premium Glühwein von Lidl und der Winzerglühwein von Edeka.

Mängel bei der Kennzeichnung von Glühwein

Auf dem Etikett auf der Vorderseite eine weihnachtlich geschmückte Fachwerk-Kulisse, auf der Rückseite der Flasche der Hinweis, es sei ein hochwertiger Wein verwendet worden: Die Etiketten einer Flasche Winzerglühwein geizen nicht mit Aussagen, die Kundinnen und Kunden zum Kauf anregen könnten.

Doch wer Genaueres über Zutaten und Nährwerte erfahren möchte, wird zuweilen enttäuscht. Zwar ist auf dem Etikett ein QR-Code abgedruckt - doch der Link, der sich nach dem Abscannen des Codes mit dem Smartphone öffnet, führt ins Nichts. "Dieses Produkt ist derzeit nicht verfügbar", findet sich zum Beispiel als einzige Info auf einer ansonsten leeren Internetseite.

Gesetzlich geregelt: Informationen über Glühwein für Verbraucher

Laut einer EU-Verordnung müssen alle Glühwein-Flaschen, die nach dem 8. Dezember 2023 hergestellt worden sind, Verbraucherinnen und Verbrauchern auch Informationen zu Brennwert in Kilokalorien oder Joule, Zutaten und Nährwerten liefern.

Hier soll man dann erkennen können, wie viel Säure und wie viel Zucker im Wein stecken. Aber auch ob natürliche Gewürze, Aromastoffe oder Konservierungsmittel verwendet wurden.

Während diese Infos bei anderen Lebensmitteln schwarz auf weiß auf der Verpackung stehen müssen, dürfen sie auf dem Weinetikett alternativ auch hinter einem QR-Code verborgen werden, der zu einer Webseite mit den notwendigen Informationen führt.

Verbraucherschutz: Glühwein Kennzeichnungspflicht kaum umgesetzt

Für Stephanie Wetzel, Koordinatorin des Projekts Lebensmittelklarheit des Verbraucherzentrale Bundesverbands, ist die Flasche mit dem defekten QR-Link nur ein Beispiel für eine schlecht umgesetzte Kennzeichnungspflicht. "Wir haben eine Marktstichprobe gemacht mit 22 Glühweinen aus Supermärkten und Discountern. Dabei hat sich herausgestellt, bei sieben Weinen fehlten die Angaben von Zutaten und Nährwerte", berichtet die Verbraucherschützerin.

Die übrigen 15 Weine in der Stichprobe lieferten zwar einige Produktinfos. Allerdings nicht in dem Rahmen, wie es der Gesetzgeber verlangt. Bei neun von 15 Weinen in der Stichprobe, die entsprechende Infos lieferten, waren die Angaben falsch oder unvollständig.

Zur Verteidigung der Hersteller muss man hinzufügen: Es könnte sein, dass es sich bei den Flaschen um Restbestände aus dem letzten Jahr handelt. Aus einer Zeit also, als es die Kennzeichnungspflicht noch nicht gab.

Kritik von Verbraucherschutz: Wichtige Infos fehlen

Es fehlten zum Beispiel in Nährwerttabelle und Zutatenverzeichnis von drei Produkten die Zutaten, die in diesem Heißgetränk obligatorisch sind: Zucker, Gewürze oder Aromen. Bei anderen Glühweinen fehlte die vorgeschriebene Mengenangabe für Zucker - oder diese Angabe war offensichtlich falsch.

Geworben wurde beispielsweise mit ausgesuchten, edlen Gewürzen, tatsächlich standen auf der Zutatenliste aber nur Aromen oder natürliche Aromen. Zudem kam der hohe Zuckergehalt zum Vorschein: Laut Daniela Krehl vom Projekt Lebensmittelklarheit liegt er mit ungefähr 9 Gramm pro 100 Millilitern im Bereich einer Cola.

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Glühweine keine Gefahr für Verbraucher

Klar ist: Die betroffenen Glühweine sind dadurch weder schlecht noch gefährlich für Verbraucher. Aber sie verstoßen gegen gesetzliche Vorgaben, auf die sich die Hersteller seit Monaten hätten einstellen können und müssen. Zumal es zahlreiche Informations- und Hilfsangebote für die Weinbaubetriebe gab.

"Wir finden, dass die Hersteller die Kennzeichnung offensichtlich doch noch nicht richtig beherrschen. Oder vielleicht auch nicht wichtig genug nehmen. Und da fragt man sich schon, warum das - was jetzt schon längere Zeit bekannt ist, dass es rechtliche Pflicht ist - nicht sofort klappt."

Weinüberwachung will prüfen

Diese Frage werden auch die Behörden beantworten müssen. Das Landesuntersuchungsamt in Koblenz etwa ist für die Weinüberwachung in Rheinland-Pfalz, dem Bundesland mit dem größten Weinanbau in Deutschland, zuständig.

Die Behörde bestätigte dem SWR auf Anfrage, Glühweine würden auf Kennzeichnungsverstöße untersucht. Zwischenergebnisse für dieses Jahr könne man allerdings derzeit noch nicht vorlegen.

Ergebnis Geschmacks-Check mit teureren Glühweinen

Bei der Geschmacksprobe mit teureren Glühweinen auf dem Weihnachtsmarkt in Mainz fand der Bio-Winzerglühwein von Pfaffmann nur zwei Fans. Den dritten Platz teilen sich zwei rote Glühweine: der Premium Glühwein von Aldi und der Winzerglühwein der Winzergenossenschaft Weinbiet.

Platz 2 geht an den Premium Glühwein von Lidl. Favorit ist der Winzerglühwein von Edeka. Die beiden Sieger bei den Glühwein-Fans in Mainz und beim Experten sind also die zwei weißen Glühweine im Check.

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