Coca-Cola-Flaschenhälse im Kühlschrank

Selbstverpflichtung nicht erfüllt

Immer noch zu viel Zucker in Limonaden

Stand
AUTOR/IN
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion
ONLINEFASSUNG
Levin Sallamon

Limo, Cola, Brause – Softdrinks sind Treiber für Übergewicht und Diabetes. Eine Studie untersucht, was Coca-Cola und Co dagegen tun. Was tut die Bundesregierung zur Reduktion?

Unter der Leitung der ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hatten bereits im Jahr 2018 die Hersteller von Softdrinks vereinbart, weniger Zucker in ihren Limonaden zu verwenden – jedoch lediglich auf freiwilliger Basis, in Form einer Selbstverpflichtung.

Der durchschnittliche Zuckergehalt in Limonaden, Cola und Brause ist in den vergangenen sechs Jahren um etwa zwei Prozent gesunken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und den beiden großen Münchner Universitäten Technische Universität (TUM) sowie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Die Getränkeindustrie bricht damit die freiwillige Selbstverpflichtung von 15 Prozent weniger Zucker in Softdrinks.

Eigenverantwortliche Zuckerreduktion bei Herstellern klappt nicht

Im Jahr 2015 hatte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 15 Prozent weniger Zucker im Zehnjahreszeitraum bis 2025 gefordert. Ein Gesetz wurde dazu jedoch nicht verabschiedet, die Konzerne sollten eigenverantwortlich auf eine Zuckerreduktion achten. Die Studiendaten zeigen: Heute sind die deutschen Hersteller davon allerdings noch neun Prozentpunkte entfernt.

„Zuckergetränke gelten als wesentlicher Treiber für Adipositas und Diabetes“, sagt Barbara Bitzer, Sprecherin von DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

„Appelle an die Industrie reichen nicht aus. Die Regierung muss endlich effektive Maßnahmen ergreifen, damit der Zuckergehalt in Softdrinks deutlich zurückgeht.“

Limonaden in Großbritannien bis zu 30 Prozent weniger Zucker

Wie es besser geht, zeigt das Praxisbeispiel aus Großbritannien. Bei ähnlichen Ausgangswerten haben die Hersteller dort den Zuckergehalt ihrer Softdrinks um knapp 30 Prozent reduziert, rechnet Dr. Peter von Philipsborn vor, Hauptautor der Studie und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. In Großbritannien gibt es wie in 50 anderen Ländern weltweit eine Steuer auf stark zuckrige Getränke.

Forderung an die Bundesregierung: Abgaben auf Zucker

Die Forschenden aus Berlin und München fordern nun von Bundesernährungsminister Cem Özdemir (B90/Grüne) eine ähnlich effektive Lösung wie in Großbritannien. Ob eine vergleichbare, verpflichtende Abgabe auch in Deutschland möglich wäre, dazu wollte sich das Bundesernährungsministerium - zumindest im vergangenen Mai - noch nicht äußern, sondern weitere Forschungen abwarten.

Hintergrund zur neuen Studie

Für die Studie wurden Daten des Marktforschungsinstituts Euromonitor International ausgewertet. Dort fließen Unternehmensberichte, offizielle Statistiken, Markterhebungen und Schätzungen von Branchenexperten und -expertinnen ein.

Finanziert hatten die Studie insgesamt neun verschiedene Vereinigungen, darunter der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte (BVKJ), die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

Mehr zum Thema Zucker und Gesundheit

Hoher Blutzuckerspiegel - welche Lebensmittel sind Schuld?

Wenn der Blutzuckerspiegel schnell stark steigt, drohen Heißhungerattacken oder sogar Diabetes. Aber wie lassen sich Blutzuckerspitzen im Alltag vermeiden?

Doc Fischer SWR