Oft wird das Thema Finanzen erst aktuell, wenn eine Beziehung in die Brüche geht und sich Nachteile durch Kindererziehungszeiten offenbaren. Was tun, um sich vor einer unangenehmen Überraschung zu schützen?
Helma Sick ist Betriebswirtin und Unternehmerin, sie hat verschiedene Bücher über Frauen und Finanzen geschrieben und füllt ganze Säle mit Vorträgen. Ihre Botschaft ist klar: Finanzielle Unabhängigkeit ist der Schlüssel zum persönlichen Glück:
Vor der Familienplanung Finanzen regeln und Rentenlücke ausrechnen
Sie weist darauf hin, dass in Großstädten jede zweite Ehe scheitert, flächendeckend gesehen jede dritte. Spätestens, wenn ein Paar eine Familie plant, sollte es über finanzielle Themen sprechen - und das am besten, bevor die Frau schwanger ist. Wichtig ist unter anderem, zu klären, wer das Kind betreut. Helma Sick plädiert dafür, dass sich beide Partner die Elternzeit zu gleichen Teilen aufteilen. Dann müsse keiner zu lange aus dem Berufsleben ausscheiden.
Nach wie vor entscheiden sich viele Paar dafür, dass vor allem die Frau das Kind betreut und ihre Arbeit zeitweise aufgibt. Der Frau sollte aber bewusst sein, dass sie nicht nur Karrierechancen verpasst, die möglicherweise nicht wiederkommen. Auch ihre Rente wird schrumpfen. Die Empfehlung lautet, sich einen Termin bei der Deutschen Rentenversicherung zu machen und die eigene Rentenlücke ausrechnen zu lassen. Diese müsse dann vom Partner finanziell ausgeglichen werden.
Ausgleich durch private Rentenversicherung, Aktien oder Immobilie
Auch der Paarberater und Buchautor Michael Mary hält es für sehr wichtig, dass finanzielle Nachteile kompensiert werden. Dafür gibt es nach seiner Einschätzung aber keine pauschale Formel, die auf alle Paare passen würde. Denkbar sei eine Geldsumme oder auch das Überschreiben einer Wohnung, sofern der Partner Immobilien besitzt. Es komme immer auf die finanziellen Verhältnisse an.
Seiner Erfahrung nach sind Männer häufig zurückhaltend, was das Thema einer Ausgleichszahlung für Kindererziehungszeiten angeht. Gleichzeitig fällt es vielen Frauen schwer, zu verhandeln – oft aus Angst, als gierig dazustehen. Solche oder andere mögliche Bedenken müssten unbedingt überwunden werden. Eine Einstiegsfrage an den Partner könne sein, welchen Ausgleich er für sich beanspruchen würde – würde er zeitweise zu Hause bleiben.
Insbesondere Nicht-Verheiratete sollten Absprachen notariell besiegeln
Michael Mary hält es auch für wichtig, alle Abmachungen nicht nur schriftlich festzuhalten, sondern auch von einem Notar besiegeln zu lassen. Denn es gehe um existentielle Themen und nur der notarielle Vertrag sei rechtssicher. Abgesehen davon passe der Notar auch darauf auf, dass alles sittenkonform ablaufe und nicht eine Partei über Gebühr benachteiligt werde.
Kollegin Helma Sick appelliert insbesondere an jede nicht verheiratete Frau mit Kinderwunsch, sich abzusichern - zumindest dann, wenn sie zu Hause bleiben möchte. Die Frau habe keinerlei Rechte oder Ansprüche, sollte die Beziehung auseinander gehen. Nur Ehefrauen hätten dann Unterhaltsansprüche, den Versorgungsausgleich, wo Renten geteilt werden, die während der Ehe entstanden sind, und den Zugewinnausgleich, wenn Geldanlagen während der Ehe Gewinne erwirtschaftet haben. Das alles habe eine nicht verheiratete Partnerin nicht.
Keine falsche Scheu vor Finanzgesprächen in der Partnerschaft
Helma Sick und Michael Mary sind sich einig: Finanzielle Themen müssen auf den Tisch, solange die Beziehung gut läuft. Eine Beziehung, die diese Verhandlungen nicht aushalte, sei sowieso nicht partnerschaftlich. Unter diesen Umständen sollte man sich gut überlegen, ob man ein Projekt wie eine Familie mit der anderen Person zusammen starten wolle.