Zwei Versichertenkarten der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) liegen auf einem Tisch.

Kostenrisiko private Krankenversicherung

Zurück in die gesetzliche Krankenversicherung? Risiken durch findige Berater

Stand
Autor/in
Christine Bergmann
Onlinefassung
Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.

Privatversicherte werden von Ärzten teils schneller behandelt - aber: Die Versicherung wird im Alter teurer und ein Wechsel ist schwierig. Manche Berater nutzen die Notlage aus.

Eine private Krankenversicherung ist verlockend - zumindest für alle, die jung und gesund sind, gut verdienen und keine Kinder haben. Sie erwarten sich bessere Leistungen und niedrigere Beiträge. Doch im Lauf des Lebens können die Beiträge so stark steigen, dass die private Krankenversicherung zum Armutsrisiko wird. Der Weg zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist schwierig und gelingt selten - ein Einfallstor für findige Berater.

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Rückkehr in eine gesetzliche Krankenkasse - auch Betrüger vermitteln

Menschen in einem Alter ab 55 Jahren haben nur wenige Möglichkeiten, wieder in die gesetzliche Krankenkasse zurückkommen. Eine davon ist, ein Jahr im Ausland zu arbeiten und dort gesetzlich versichert zu sein. Danach ist die Rückkehr in die gesetzliche Kasse in Deutschland wieder möglich. Dieser Weg dürfte aber nur für wenige Beschäftigte in Frage kommen.

Findige Beratungsagenturen nutzen nun dieses Schlupfloch und dehnen es aus - auf nicht legale Weise. Sie gründen für Interessierte ein Gewerbe im Ausland, das aber nur zum Schein besteht - und bei dem folglich niemand beschäftigt werden kann. Während der Recherchen teilte eine dieser Firmen mit, man müsse nicht ins Ausland gehen oder umziehen. Eine solche "Beratung" kann 10.000 Euro oder mehr kosten.   

Mögliche Konsequenz bei Betrug: Rauswurf aus der Krankenkasse

Die Verbraucherzentralen warnen davor, sich auf mögliche Betrugsversuche einzulassen. Sollte das herauskommen, können Konsequenzen drohen. Es ist möglich, dass die gesetzliche Kasse dem Versicherten kündigt. Dann würde er oder sie ganz ohne Krankenversicherung dastehen - und das in einem Alter, in dem viele Menschen besonders auf medizinische Versorgung angewiesen sind.  

Abgesehen davon stellt sich die moralische Frage: Ist es in Ordnung, wenn sich jemand in jungen Jahren billiger privat versichert und dann über einen Trick zurück in die gesetzliche Krankenversicherung wechselt, um steigende Beiträge in der privaten zu vermeiden.

Für wen die private Krankenversicherung eine Option ist

Die Entscheidung über eine Mitgliedschaft in der privaten oder gesetzlichen Krankenversicherung stellt sich oft in jungen Jahren, wenn man noch keine Familie hat und sich wenige Gedanken über die Zukunft macht. Wer Familie haben möchte muss wissen, dass die private Versicherung dann sehr teuer ist - weil jedes Familienmitglied einzeln versichert werden muss. In der gesetzlichen Krankenversicherung gibt es dagegen eine Familienversicherung, die keinen Aufpreis kostet. Kinder werden kostenfrei mitversichert.

Auch ohne Kinderwunsch: Wer sich privat krankenversichern will, sollte sich bewusst sein, dass die Beiträge steigen. Im Alter von 60 Jahren kann eine private Krankenversicherung schnell über 1.000 Euro im Monat kosten. Auch Beträge von 3.000 Euro monatlich sind möglich. Um das zu bezahlen, muss jemand vermögend sein oder hohe Einnahmen haben. In der gesetzlichen Krankenversicherung richten sich die Beiträge nach den Einnahmen: Wer wenig Rente bezieht, muss auch geringere Beiträge zahlen.  

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