Eine Hauptspeise kostet heute im Vergleich zu den Monaten vor dem Ukrainekrieg im Schnitt fast ein Viertel mehr.

Lockangebote, weniger Gewinn

Teure Preise - weniger Gäste: Wie geht es weiter in der Gastronomie?

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Autor/in
Stephanie Geißler
Onlinefassung
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Die Restaurantpreise sind gestiegen - trotzdem bleibt nicht mehr Geld in der Kasse der Gastronomen, denn es gehen weniger Leute essen. Was Wirte versuchen, um die Gäste zu halten.

Die Preise in Restaurants und Hotels sind in den letzten Wochen zwar nur noch geringfügig gestiegen - die Inflation schwächt sich in diesem Bereich also langsam ab - dennoch bewegen sich die Preise mittlerweile auf einem hohen Niveau. Eine Hauptspeise kostet heute im Vergleich zu den Monaten vor dem Krieg gegen die Ukraine im Schnitt fast ein Viertel mehr.

Dramatisch: Umsätze in der Gastronomie um elf Prozent gesunken

Im ersten Halbjahr 2024 sind die Umsätze in der Gastronomiebranche um elf Prozent gesunken, die Gewinne im Schnitt sogar um 20 Prozent. Das sei dramatisch, heißt es vom Bundesverband des Hotel- und Gaststättengewerbes (DEHOGA).

Das hat auch damit zu tun, dass die Leute nicht mehr so häufig essen gehen: Und wenn sie essen gehen, bestellen sie oft weniger – etwa nur noch ein Getränk oder eine günstigere Hauptspeise.

Preiswerter Zwiebelrostbraten: Gäste pilgern nach Waiblingen

Eine Möglichkeit, die Gastronomen haben, ist beispielsweise eine Aktion mit einer Preissenkung: Dies hat ein Wirt aus Waiblingen getestet - den Zwiebelrostbraten gab es bei ihm für 6,90 Euro. Weil wegen des günstigen Preises zehnmal so viele Leute gekommen sind, ist der Umsatz gestiegen.

Damit müssen aber auch zehnmal so viele Essen über die Theke - dafür braucht es genügend Mitarbeiter, die das alles zubereiten. Diese Sonderaktion kann also keine Lösung für jedes Restaurant sein.

Verträumte Café-Idee in Freiburg: Weniger Gewinn für den Chef

Johannes Dilger vom Café "Förster Max" in Freiburg hat einen anderen Ansatz. Er zahlt sich selber weniger Gewinn aus, gibt also die Teuerung zumindest nicht komplett an die Kundschaft weiter – weil er für möglichst viele Menschen ein bezahlbares Angebot machen möchte. Dilgers Café wirbt mit Zeit zum Plappern, Lachen und Kuchengabel-Klackern.

Wir haben noch die verträumte Idee von der kleinen Eisdiele im Stadtteil. Das geht nur dann, wenn die Preise so gestaltet sind, dass auch die alleinerziehende Mutter mit ihren zwei Kindern zum Eisessen kommen kann.

Kundenfreundlicher Ansatz nicht auf Kosten der Unternehmerfamilie

Ein durchaus kundenfreundlicher Ansatz, sagt Alexander Hangleiter, Jurist beim Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA in Freiburg. Allerdings müsse man bedenken, dass dann am Ende auch weniger Unternehmerlohn für die Unternehmerfamilie bleibe.

Da steht ja meistens eine Frau, ein Mann dahinter, und die müssen ja - wie alle anderen Arbeitnehmer auch - am Ende Geld haben. Sie müssen Geld haben, um zu reinvestieren - der Betrieb muss irgendwann mal gestrichen und renoviert werden.

Am Gewinn drehen sei keine Dauerlösung, so Hangleiter. Zumal auch da weniger Spielraum ist, da die Gewinne der Gastwirtinnen und -wirte ebenfalls bereits deutlich eingebrochen sind.

Der rheinland-pfälzische DEHOGA-Präsident Gereon Haumann Fachkräftemangel - die Arbeitgeber haben ihre Hausaufgaben gemacht

"Aushilfe gesucht" das liest man vielerorts in den Fenstern von Gasthäusern, Restaurants und Bars. Der Gastronomie und Hotelbranche in Rheinland-Pfalz fehlt Fachpersonal.

Sternekoch: Derzeit muss kein Gastronom pleitegehen

Es gibt Ökonomen, die sagen: Wer unter den aktuellen Umständen nicht über die Runden kommt, hat halt kein überzeugendes Angebot. So hat das auch der Sternekoch Vincent Klink bei "Zur Sache Baden-Württemberg" im SWR Fernsehen gesagt. "Wenn heute ein Gastronom zumacht, dann hat er das auch verdient."

Mit anderen Worten meinte Klink, der Markt regele sich eben selbst. Das ist ein kühler, kapitalistischer Blick, denn die Bedingungen sind derzeit schwierig.

Stellschraube: Mehr Geld für alle zum Ausgeben

Über kurz oder lang gibt es also vor allem eine Stellschraube, die die Situation in der Gastronomie wieder drehen könnte, erklärt Alexander Hangleiter vom DEHOGA in Freiburg.

Die Löhne müssten flächendeckend steigen, und das sei in manchen Branchen bereits der Fall. Dann hätten die Leute auch wieder mehr Geld zum Ausgeben.

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