Weihnachtszeit ist Spendenzeit: Der Deutsche Spendenrat geht davon aus, dass die Deutschen - ohne Großspenden - bis zum Jahresende mehr als fünf Milliarden Euro gespendet haben werden. Das wäre ein Plus von rund zwei Prozent gegenüber 2023.
Viele Organisationen nutzen die Wochen zum Jahresende, um zum Spenden aufzurufen - sei es per Brief, online, persönlich an der Haustür oder vor Einkaufszentren und in Fußgängerzonen. Viele Menschen sind auch bereit, Geld zu geben. Aber rund ums Spenden gibt es auch manche Unklarheit.
- Was ist sinnvoller - einmal viel Geld spenden oder eher monatlich?
- Wer darf Spenden sammeln?
- Gibt es eine staatliche Aufsicht?
- Woran erkenne ich seriöse Spendensammler?
- Was sind die Tricks unseriöser Spendensammler?
- Was beachten bei Spendenaufrufen im Internet?
- Ist Spenden mit dem Smartphone seriös?
Was ist sinnvoller - einmal viel Geld spenden oder eher monatlich?
Einmalige Spenden helfen besonders, wenn es um akute Katastrophen geht, wo schnell viel Geld gebraucht wird. Wenn man ohne konkreten Anlass oder zum Beispiel in der Weihnachtszeit 100 Euro spenden möchte, dann sollte man das Geld nicht auf zu viele verschiedene Organisationen aufteilen. Denn so fließt mehr Geld direkt in die Hilfe und weniger in die Verwaltung.
Für Hilfsorganisationen ist es aber besser, wenn sich jemand entscheidet, langfristig und regelmäßig zu spenden. Das kann zum Beispiel eine Fördermitgliedschaft in einem Verein sein, eine Patenschaft für ein Kind in einer Notlage oder auch für ein Tier. In solchen Fällen wissen die Organisationen besser, mit wie viel Geld pro Jahr sie sicher rechnen können.
Wer darf Spenden sammeln?
Sammlungen von Geld- und Sachspenden in Innenstädten und an Haustüren müssen nur in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen bei Behörden angemeldet und genehmigt werden - hier können sich Bürgerinnen und Bürger diese Genehmigung zeigen lassen.
In den meisten Bundesländern reicht es aber, wenn Spendensammler einen Verein gründen, für den es eine Satzung gibt. Seriöse Vereine sollten als gemeinnützig anerkannt sein. Sie erstellen oft auch einen Jahresbericht, in dem steht, was mit den Spenden passiert ist. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hält es für angemessen, wenn 60 bis 65 Prozent der Einnahmen für den guten Zweck verwendet werden.
Gibt es eine staatliche Aufsicht?
In Rheinland-Pfalz gibt es die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, kurz ADD, eine staatliche Aufsichtsbehörde. Sie prüft die Abrechnungen von Vereinen und Stiftungen und kann bei Verstößen Zwangsgelder oder sogar Sammlungsverbote verhängen. Eine solche Einrichtung gibt es allerdings nicht in allen Bundesländern.
Woran erkenne ich seriöse Spendensammler?
Spendenberater Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) rät, sich einen Spendensammlerausweis und auch einen Personalausweis zeigen zu lassen. Hat der Sammler nichts zu verbergen, sollte er beides vorweisen können.
Bei Organisationen mit diesen Auszeichnungen, können Sie sich sicher sein, dass es sich um vertrauenswürdige Spendensammler handelt:
- Das DZI vergibt ein Spendensiegel, wofür Organisationen die ein freiwilliges Prüfverfahren durchlaufen.
- Das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrates e.V. "Geprüfte Transparenz" wird nach einer Qualitätskontrolle durch Wirtschaftsprüfer vergeben.
- Landesübergreifend gibt es auch das Europäische Spendensiegel für Non-Profit-Organisationen.
- Mit dem Kodex vom Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V. (VENRO) verpflichten sich die momentan 141 Mitglieder (NRO) selbst zu Transparenz und legen ihre Aktivitäten offen.
- Bei Transparency International Deutschland und der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) können Sie Informationen über zivilgesellschaftliche Organisationen abrufen – derzeit von immerhin über 1.400 Mitgliedern.
Eine weitere Hilfe beim Erkennen seriöser Vereine kann das Finanzamt sein. Im Zuge der Anerkennung der Steuerbegünstigung wird die Gemeinnützigkeit des Vereins überprüft. Wenn die Organisation als steuerbegünstigt anerkannt ist, steht das in der Regel auf den Überweisungsbelegen, die mit Spendenbriefen verschickt werden. Außerdem können Spendenwillige selbstständig auf der Webseite des in Frage kommenden Vereins nachschauen, ob ein Jahresbericht veröffentlicht wurde, in dem die Finanzdaten transparent gemacht werden.
Was sind die Tricks unseriöser Spendensammler?
Mit der Spendenbüchse auf Menschenfang - es gibt einige Tricks, die es uns schwer machen, nein zu sagen und vorbeizulaufen.
- Trick 1: Die angebliche Spenderliste
Eine Liste mit vielen Namen soll den Eindruck erwecken, dass es für andere selbstverständlich war, mitzumachen. Das appelliert an die Ehre mancher Menschen und den Wunsch, Teil der Gemeinschaft zu sein. Und wenn die eingetragenen Spenden auf der Liste eine gewisse Höhe haben, scheut man sich davor, weniger zu geben. Die Listen fertigen unseriöse Spendensammler meist selbst im Voraus an.
- Trick 2: Die Mitleidsmasche
Katastrophenopfer, Gewalt gegen Kinder, Tiere in Not – ist das auch noch auf Fotos zu sehen, werden so die Herzen vieler Passanten erweicht. Solche Bilder rufen Mitgefühl hervor und wir wollen eher helfen. Auf Dauer sorgen solche Bilder allerdings auch für Abstumpfung.
- Trick 3: Hartnäckigkeit
Unseriöse Spendensammler fallen oft durch Aufdringlichkeit auf. Sie laufen Passanten hinterher und appellieren an deren Hilfsbereitschaft. Einige Angesprochene ziehen dann Geld aus der Tasche, um den Sammler loszuwerden.
Was beachten bei Spendenaufrufen im Internet?
Ein professioneller Internetauftritt sagt nichts darüber aus, ob eine Organisation vertrauenswürdig ist. Verbraucher sollten sich daher immer erst über die Sammler informieren und zum Beispiel Erfahrungsberichte im Internet suchen. Das DZI veröffentlicht beispielweise Warnhinweise über zweifelhafte Spendensammlungen und listet auf, welche Organisationen es als nicht förderungswürdig erachtet. Zudem haben Spendenportale wie betterplace.org oder helpdirect.org einen guten Ruf.
Spendenexperte Burkhart Wilke rät zu Vorsicht bei Sammlungen im Internet, insbesondere, wenn es sich um Aufrufe in Internetnetzwerken handelt. Er schlägt stattdessen vor, sich proaktiv Organisationen auszusuchen, denen man spenden möchte. Dabei könne man sich auf wenige Organisationen konzentrieren - zum Beispiel auf lokale Organisationen, zu denen man ein Vertrauensverhältnis habe.
Ist Spenden mit dem Smartphone seriös?
Auch mit dem Handy kann man spenden. Etablierte Hilfsorganisationen wie "Aktion Deutschland hilft", "Welthungerhilfe" oder "Brot für die Welt" bieten dies mittlerweile ebenfalls an. Das funktioniert einfach und unkompliziert. Wissen muss man nur, dass bei der SMS-Spende immer ein paar Cent Transaktionskosten anfallen können, die im Spendenaufruf aber auch transparent ausgewiesen werden müssen.
Stiftung Warentest informiert weiterhin darüber, wie man Spenden als Sonderausgaben von der Steuer absetzen kann.