Die Auszeichnung ist alles andere als schmeichelhaft: Mit dem Goldenen Geier will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) jeweils die "dreisteste Werbelüge" des Jahres anprangern. Das Ziel: Greenwashing, also das Schönfärben von umweltschädlichen Produkten, aufzuzeigen. Das sind die Gründe für die Vergabe an den Lebensmittelkonzern Nestlé.
Werbung hui - Verpackung pfui
Die Deutsche Umwelthilfe sieht bei Nestlé einen Widerspruch zwischen der Werbung, die der Konzern macht und der Praxis. Mit der Kampagne „#unterwegsnachbesser“ gaukle Nestlé seinen Kunden und Kundinnen vor, ernsthaft zur Müllreduktion beitragen zu wollen, aber das Gegenteil sei der Fall, sagt Barbara Metz, Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe.
Ein Beispiel: Die neue Smarties-Verpackung. Sie sei größer geworden und gleichzeitig sei weniger drin, kritisiert die DUH und rechnet vor: Unterm Strich entspreche das 15 Prozent mehr Verpackung für die gleiche Füllmenge.
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Einwegverpackungen sind nicht weniger geworden
Nestlé hat laut DUH im vergangenen Jahr 230 Milliarden Einwegverpackungen produziert. Das sei genauso viel wie im Jahr davor. Und das stellt die DUH zur Müllmenge fest: Von 2021 auf 2022 habe Nestlé Deutschland seinen Verpackungsmüll von 145.000 Tonnen nicht reduziert.
Auf seiner Homepage erklärt der Nestlé-Konzern, im Jahr 2022 seien über 85 % seiner Verpackungen weltweit recycelbar oder wiederverwendbar gewesen, in Deutschland 97 %.
Die Deutsche Umwelthilfe sieht den Fokus auf Recyclingmaterialien als Nebelkerze. Maßnahmen wie zum Beispiel die Neuerung, dass Smarties seit 2021 in Papier verpackt werden, nennt sie eine "Scheinlösung", wodurch kein Gramm Müll weniger anfalle.
Umweltverband fordert mehr Mehrweg
Die Deutsche Umwelthilfe sieht Nestlé als Weltkonzern in der Pflicht, beim Thema Müllreduktion wirklich Akzente zu setzen, indem er konsequent auf Mehrwegverpackungen setze.
Die Deutsche Umwelthilfe hat zudem Zweifel daran, ob der Einsatz von recycelten Verpackungsmaterialien wirklich so groß ist, wie von Nestlé behauptet, etwa bei den Alu-Kaffeekapseln.
Dafür müssten große Mengen von hochwertigem Aluminium zur Verfügung stehen. Die Kapseln aus dem gelben Sack könnten nicht zur Produktion von neuen Kaffeekapseln verwendet werden. Die Vermutung der Umwelthilfe: Es könnten auch Produktionsabfälle verwendet werden, was kein Recycling sei.
Die Umweltschützer raten grundsätzlich von Kaffeekapseln ab.
Kaffeekapseln sehen die Umweltschützer von der DUH als Topbeispiel für viel unnützen Müll. Auf 100 Gramm Kaffee kämen 40 Gramm Verpackung. Auch Kapseln aus Bioplastik verursachten eine Menge Müll und seien Einwegverpackungen.
Nestlé Konzern: Fast alle Verpackungsmaterialien mindestens recyclingfähig
Nestlé betonte in einer Stellungnahme zu dem Negativpreis, dem Konzern sei es wichtig, Verpackungsmaterialien im Kreislauf zu halten und so den Neuplastikverbrauch zu reduzieren. Mittlerweile seien schon fast alle Materialien zumindest recyclingfähig.
Aber: Die Bezeichnung recyclingfähig bedeutet nicht automatisch, dass Verpackungen auch tatsächlich ins Recycling gehen.
Zum Aluminium hat Nestlé erklärt:
Dabei verfüge man über strenge Kontrollen und Audits, um die vollständige Einhaltung der internationalen Standards sicherzustellen, wenn es um recyceltes Aluminium geht.
Von einem Ausbau der Mehrwegquote war in der Nestlé-Stellungnahme nicht die Rede.
Über den Negativpreis haben laut DUH über 20.000 Menschen online abgestimmt. Nestlé hat ihn 2019 schon einmal bekommen. Auf Platz zwei und drei lagen dieses Jahr Avia Heizöl und CapriSun.