In der Praxis sieht es so aus, dass Tempo 30 tatsächlich Sinn ergäbe. Auch wenn das schwer zu "beweisen" ist. Sowohl der wissenschaftliche Dienst des Bundestages als auch das Umweltbundesamt haben sich schon daran die Zähne ausgebissen.
Es kommt drauf an, was man misst. Der ADAC, üblicherweise ein Kritiker von flächendeckendem Tempo 30, stand 2018 mit den Ergebnissen einer Studie ziemlich allein dar. Der Automobilclub befand, Tempo 30 führe nicht zu niedrigeren Schadstoffemissionen, sondern zu schlechteren Ergebnissen. Die Untersuchung fand allerdings nicht unter realen Bedingungen, sondern auf dem Rollenprüfstand statt.
Positivbeispiele für Tempo 30
In Berlin, Stuttgart und auch in Madrid wurden die Auswirkungen auf echten Straßen gemessen. Das Stuttgarter Ergebnis zeigt: ja, Tempo 30 bringt was, wenn der Verkehr dadurch auch flüssiger wird. Insbesondere auf Strecken mit Steigungen hätten Geschwindigkeitsdrosselungen Effekte erzielt. Dagegen kamen die Messungen auf gerader Strecke und bei ohnehin permanentem Stau nur auf magere Ergebnisse.
In Berlin ist der Stickoxidwert an Straßen, bei denen ein schärferes Limit gilt, in realen Messungen um sechs bis zwölf Mikrogramm zurückgegangen. Das ist spürbar und hat in vielen Fällen geholfen, den Grenzwert von 40 Mikrogramm einzuhalten.
In Madrid ist bei Testfahrten im echten Verkehr der Verbrauch messbar gesunken. Dort sind praktisch alle Schadstoffe um ein Viertel zurückgegangen.
Bei Tempo 30 auch weniger Verkehrslärm
Neben Stickoxiden und Feinstaub gibt es noch mehr gesundheitliche Aspekte bei Tempo 30. Lärm und Unfälle sorgen auch für Gesundheitsschäden. Unter diesen Aspekten ist die Formel leicht: langsamer bedeutet sicherer und leiser. An der Rheinstrasse In Mainz ist beispielsweise der durchschnittliche Lärmpegel nachts um drei Dezibel gesunken – und die Zahl der besonders stressig-lauten Einzelvorfälle ist um 40 Prozent zurückgegangen.