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Geld abheben im Supermarkt: Was dabei zu beachten ist

Stand
Autor/in
Michael Herr
Onlinefassung
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

"Und bitte noch 50 Euro!" Geld abheben im Supermarkt wird immer beliebter. Was dabei zu beachten ist.

Es erspart den Weg zur Bank oder dem Geldautomaten: Geld abheben an der Kasse ist praktisch. Vor allem Supermärkte, Baumärkte und Drogerien bieten den "Cash Back" genannten Service an. Und der wird immer beliebter:

Vergangenes Jahr haben Kundinnen und Kunden bundesweit in Läden Bargeld in der Rekordhöhe von 12,31 Milliarden Euro abgehoben. Vor der Pandemie 2019 waren nur gut 2,2 Milliarden Euro - so das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI.

Tipps, damit der Service gut und sicher funktioniert

1. In welchen Märkten kann man Geld abheben?
2. Wie funktioniert Geld abheben im Supermarkt?
3. Ist Geld abheben im Supermarkt sicher?
4. Was kostet es?
5. Ist Bargeldabheben im Supermarkt empfehlenswert?
6. Was haben die Märkte davon?
7. Warum könnte Geldabheben im Supermarkt für den Handel teurer werden?

1. In welchen Märkten kann man Geld abheben?

Die meisten Supermarktketten sind dabei. Die große Ausnahme bildet Aldi Nord. Hier ist Geld abheben nicht möglich. Der Höchstbetrag der Auszahlung liegt in aller Regel bei 200 Euro.

Rewe: Geld abheben mit der Girocard ab einem Einkaufswert von 0,01 Euro.
Aldi Süd: Ab einem Einkaufswert von 5 Euro mit EC-/Girocard und mit Debit- oder Kreditkarte möglich. Die Auszahlung ist in 10-Euro-Schritten gestaffelt.
Lidl: Mit der Girocard ab einem Einkaufswert von 5 Euro. Mindestbetrag sind 10 Euro
Penny: Ab einem Einkaufswert von 0,01 Euro mit der Girocard.
Netto: Mit Giro- oder Kreditkarte ab einem Einkaufswert von zehn Euro einmal täglich möglich.
Edeka: Mit Girocard, Einkaufswert unterscheidet sich abhängig von der Filiale.
Kaufland: Mit der Girocard ab einem Einkaufswert von 10 Euro.

Auch viele Baumärkte (Toom, OBI) oder Drogeriemärkte wie dm ersparen den Gang zum Geldautomaten. Bei dm ist Abheben möglich ab dem Kauf eines Produkts, und zwar mit Giro-, Kredit- oder Debitkarte.

2. Wie funktioniert Geld abheben im Supermarkt?

Grundsätzlich ganz ähnlich wie das Bezahlen mit Karte an der Kasse: Wenn alle Einkäufe über das Band gezogen sind und der Kassierer den Gesamtpreis genannt hat, kündigt man an, mit Karten zahlen zu wollen - und, dass man zusätzlich noch Bargeld abheben möchte. Wer hier zu spät schaltet und den Wunsch erst nach dem Bezahlen äußert, hat möglicherweise Pech gehabt. Dann muss die Bezahlung unter Umständen storniert werden, bevor doch noch Geld ausgezahlt werden kann.

Das weitere Vorgehen unterscheidet sich kaum vom normalen Bezahlvorgang: Die Karte wird in das Lesegerät eingesteckt oder aufgelegt. Dort erscheint die gesamte Summe - also Einkäufe plus Bargeldwunsch. Die Buchung wird dann in aller Regel durch PIN-Eingabe freigegeben, der komplette Betrag wird als ein Vorgang vom Konto abgebucht. Deshalb hat man später beim Kontoauszug meist keine glatte Zahl, sondern was mit Centbeträgen.

Reibungslos möglich ist das Geldabheben im Supermarkt mit der Girocard, dem Nachfolger der EC-Karte. Manche Märkte akzeptieren daneben auch Kreditkarten, siehe die Liste oben. Knifflig wird es manchmal mit den sogenannten Debitkarten internationaler Zahlungsdienstbetreiber etwa von Visa oder Mastercard: Die Verbraucherzentralen erreichen immer wieder Beschwerden, dass Geldabheben mit diesen Karten an der Kasse nicht möglich ist.

3. Ist Geld abheben im Supermarkt sicher?

Ziemlich sicher - zumindest wenn man einige Faustregeln einhält: "Wer beim PIN-Eingeben die Hand über die Tastatur des Kartenlesegeräts hält und darauf achtet, dass weitere Kunden einen Mindestabstand einhalten, für den ist das Risiko kaum größer als am Geldautomaten in der Bankfiliale", meint Josephine Holzhäuser, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Wer hier nachlässig ist, riskiert, dass die Geheimzahl ausgespäht wird.

4. Was kostet es?

Geld abheben im Supermarkt ist in aller Regel kostenlos. Das gilt auch für Abhebungen mit Kredit- und Debitkarten - zumindest, wenn die Läden den Service dafür anbieten. In vielen Märkten müssen Kundinnen und Kunden allerdings für einen Mindestbetrag eingekauft haben, um den Service gewährt zu bekommen. Selten liegt diese Schwelle bei mehr als 20 Euro.

5. Ist Bargeldabheben im Supermarkt empfehlenswert?

Gerade im ländlichen Raum, wo vielerorts Bankfilialen schließen, bietet der Einzelhandel einen praktischen und kostenlosen Service, um an Bargeld zu kommen. Allerdings gibt es zwei Einschränkungen: Für höhere Summen größer als 200 Euro müssen die Menschen immer noch zur Bank gehen. Und gerade in den Morgenstunden, wenn die Kassen in den Läden noch nicht prall mit Bargeld gefüllt sind, kann es beim Geldabheben im Supermarkt manchmal Probleme geben, meint Verbraucherschützerin Josephine Holzhäuser: "Dann kann es schon mal passieren, dass der Kassierer mit großen Augen anschaut, wenn man 100 Euro abheben möchte." Bedingungslos als einzige Quelle der Bargeldversorgung verlassen sollte man sich auf den Einzelhandel also nicht.

6. Was haben die Märkte davon?

Der Handel bietet den Service aus drei Gründen heraus an. Zunächst erhofft er sich davon einen zusätzlichen Anreiz, um Kundinnen und Kunden in die Märkte zu locken. Durch den Mindesteinkaufswert, den viele Ketten zur Bedingung fürs Geldabheben machen, schielt man zweitens auf Umsätze, die ohne den Service vielleicht gar nicht erzielt worden wären - einfach, weil die Kundin nur etwas kauft, damit sie Geld abheben kann.

Und zuletzt war der Service für den Handel ein Vehikel, um den Bargeldtransfer zu den Banken zu minimieren, erklärt Verbraucherschützerin Josephine Holzhäuser: "Bargeld in den Kassen muss nach Ladenschluss zur Bank, Münzen müssen davor gerollt werden. Da kann es praktisch sein, wenn die Kundinnen den Märkten einen Teil dieses Geschäfts abnehmen, indem sie das Bargeld einfach mit nach Hause nehmen."

7. Warum könnte Geldabheben im Supermarkt für den Handel teurer werden?

Was für Kundinnen und Kunden ein schöner Service ist, hat für den Einzelhandel natürlich seinen Preis: Gut 17,2 Millionen Euro Gebühren hat der Einzelhandel laut EHI allein im vergangenen Jahr für die Dienstleistung an Banken und Finanzdienstleister abgeführt - ein Plus von fast einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Zwischen 0,1 und 0,2 Prozent der Auszahlungssumme müssen die Geschäfte dafür abführen.

Und die Kosten für die Händler könnten bald weiter steigen: Denn die Bargeldmenge, die die Geschäfte in Deutschland vorrätig haben, sinkt. In Supermärkten, Baumärkten und Drogerien werden schon heute nur noch 30 bis 35 Prozent der Einkäufe mit Bargeld abgewickelt. Sollte die Quote weiter sinken, könnten Märkte den Service bald nicht mehr ohne Weiteres anbieten - und müssten sich im Zweifel von Banken zusätzliches Bargeld besorgen - natürlich nur gegen Gebühren. Dem Handelsforschungsinstitut zufolge könnten viele Unternehmen dann Probleme bekommen, den Service in bekannter Form aufrechtzuerhalten.

Beispiel Edeka in Koblenz: Jeder vierte Kunde hebt ab

Bei EDEKA in Koblenz hebt etwa jeder vierte Kunde beim Einkaufen auch Bargeld ab, sagt Filialleiter Michael Steingass. Im Durchschnitt seien es 80 Euro. Die Tansaktionskosten von 0,1 bis 0,2 Prozent, die an die Banken gehen, nimmt Steingass in Kauf - "allein schon wegen der Kundenbindung", sagt er.

Die Möglichkeit, beim Einkaufen auch gleich Bargeld an der Kasse abzuheben, sei grundsätzlich eine gute Sache und derzeit auch bereits Standard. Er selbst würde sich wünschen, dass das System in Zukunft noch weiter ausgebaut werde, etwa, dass die Transaktionskosten irgendwann ganz wegfallen, ebenso die Beschränkung auf die maximale Abhebesumme von 200 Euro.

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