Dachbegrünung ist ökologisch und ökonomisch
Übers Jahr ertragen unsere Dächer Sonne, Wind und Wetter mit Temperaturschwankungen von bis zu 100 °C. Pflanzen schützen das Dachmaterial vor UV-Strahlung, Witterung und mechanischer Beschädigung. Auch dem Klima in der Stadt tun grüne Dächer Gutes: Sie reinigen, kühlen und befeuchten die Luft, indem sie bis zu 85 Prozent der Staubpartikel und mehr als die Hälfte der Niederschläge binden.
Intensive oder extensive Begrünung
Mit einem grünen Dach fügen sich Carport, Garage oder Geräteschuppen erst richtig in den Garten ein. Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Pflanzdecke zu schaffen: Die so genannte intensive Begrünung bezeichnet das Gestalten des Daches wie einen Hausgarten. Allerdings müssen Sie dafür die statischen Voraussetzungen prüfen. Eine extensive Begrünung kommt bereits mit einer dünnen Erdschicht aus bzw. sie wächst auf einer Vegetationsmatte mit geringem Gewicht.
So geht es: Aufbau in Schichten
Auf wurzelfesten Bitumendächern, meist aus Dachpappe, müssen Sie zuerst ein Schutzvlies verlegen (mechanischer Schutz). Darauf folgt eine wasserspeichernde Schicht aus Blähton oder eine Matte aus Kunststoff. Letztere sieht aus wie eine Eierpalette mit Noppen (Wasserspeicher). Damit die folgende Substratschicht nicht zwischen die Noppen gerät, wird ein weiteres Vlies zur Abtrennung aufgelegt. Die Höhe der Erdmischung beträgt nur etwa 3- 5 cm und ist von den ausgewählten Pflanzen abhängig. Die Begrünung erfolgt über Aussaat, Jungpflanzen oder bewurzelten Pflanzmatten.
Minimaler Pflegeaufwand
Sie sollten einmal jährlich die Gehölzsämlinge entfernen. Vom Wind herangeweht werden vor allem Samen von Birke, Ahorn und Pappel. Wässern müssen Sie nur bei Trockenheit in der Anwuchsphase. Düngung ist nur erforderlich, wenn man anspruchsvollere Arten erhalten möchte. Bei Flachdächern mit einem Dachgully müssen Sie den Wasserablauf jährlich kontrollieren.
Grüne Dächer gibt es schon lange
Die ersten grünen Dächer entstanden vor rund 9.000 Jahren im Vorderen Orient und dienten allein der Schönheit. Die hängenden Gärten der Semiramis wurden durch ihre Pracht gar zum zweiten der sieben Weltwunder. Bei den Dachbegrünungen in Skandinavien und Island hingegen standen stets praktische Werte im Vordergrund. Die Grasdächer lieferten wirkungsvolle Wärmedämmung im rauen, nördlichen Klima.
Expertin: Heike Boomgarden, Gartenbauingenieurin