Die zwölf Raunächte stehen je für einen Monat im Jahr. Früher verwendete man kein Räuchermännchen mit gekauftem Räucherwerk, sondern sammelte die Pflanzen und Harze selbst. Als Ritual nach der Wintersonnenwende wurden Wohnungen, aber auch Ställe ausgeräuchert, um sie von bösen Geistern und der Vergangenheit zu reinigen und freien Raum für das Gute und Neue zu schaffen. Die Pflanzen dazu finden Sie oft im eigenen Garten.
Beifuß - Artemisia vulgaris
Beim Räuchern darf Beifuß nicht fehlen! Er ist eine alte Heilpflanze und noch heute ein Würzkraut zu fetten Speisen. Die Wildform wächst an trockenen und mageren Plätzen wie beispielsweise an Wegesrändern. Der Beifuß braucht volle Sonne und ist ansonsten sehr unkompliziert.
In der Artimisia-Familie gibt es zahlreiche Arten und Sorten, die im Garten eine gute Figur als Strukturpflanze machen, zum Beispiel als Rosenbegleiter, für Beeteinfassungen und als imposante Pflanzen in Präriegärten.
Nice to know: Der botanische Name Artemisia erinnert an Artemis, die griechische Göttin der Jagd und Schutzherrin der Heilkräuterkundigen. Die Römer verwendeten Beifuß in ihren Sandalen: er sollte sie vor müden Füßen bei langen Märschen bewahren.
Echter Lorbeer – Lauris nobilis
Die würzigen Blätter gehören in viele leckere Gerichte. Doch in den Raunächten werden sie - sorgfältig getrocknet - auch gerne ins Stövchen gelegt. Der würzig herbe Duft soll die Wahrnehmung schärfen und reinigend wirken.
Im Garten auspflanzen kann man den Lorbeer nur in sehr milden Regionen. Sicherer ist es, ihn im Kübel zu halten und in kalten Nächten ins Haus zu holen. Am besten wächst er in der vollen Sonne, kommt aber auch mit weniger Licht klar. Die Erde sollte einen hohen Humusanteil haben und gleichzeitig viel Sand und Lehm enthalten. Den Lorbeer regelmäßig düngen.
Lavendel – Lavandula angustifolia
Die Urform des Lavendels ist eine Heilpflanze, die desinfizierend und reinigend wirkt aber auch ausgleichend und beruhigend. So soll die Wirkung auch beim Räuchern entspannend und klärend sein.
Der mediterrane Halbstrauch liebt die Sonne und mag karge, eher magere Böden. Die Blüten zu ernten macht Sinn, die Pflanze bleibt durch einen Rückschnitt nach der Blüte schön buschig.
Rosmarin – Salvia rosmarinus
Auch der Rosmarin ist nicht nur in der Küche, sondern auch als Heilpflanze beliebt. Seine Wirkung ist erfrischend, anregend und stärkend. Seine Nadeln enthalten Öle, die den Rauch verstärken.
Als mediterraner Strauch braucht es der Rosmarin sonnig und trocken. Nicht alle Sorten sind bei uns winterhart, besonders in Höhenlagen sollte man ihn besser im Kübel halten.
Salbei – Salvia apiana/ officinalis
Ein Salbei sollte im Garten nicht fehlen, als Heil- und Würzpflanze ist er sehr wertvoll! Beim Räuchern schreibt man dem Salbei reinigende und die Konzentration fördernde Eigenschaften zu.
Wacholder – Juniperus communis
In der Küche verwenden wir die Wacholderbeeren zu Wildgerichten, Linsen oder Sauerkraut. Als Räucherwerk eignen sich neben den Beeren auch getrocknete Triebspitzen. Der süßliche, harzige Duft belebt und soll ein Haus reinigen und schützen.
Die Wildform des Wacholders ist in Gärten eher selten, verbreiteter sind Säulenformen oder breit kriechende Sorten. Er würde aber durchaus in vollsonniger Lage wachsen, denn er ist recht anpassungsfähig.
Tipps zum Räuchern
- Die Pflanzenteile müssen restlos trocken sein, sonst entsteht Qualm. Entweder im Sommer geerntete Zweige im Zimmer oder Heizungskeller trocknen oder im Dörrautomat oder Backofen (max. 50°C). Trocknet man im Backofen braucht es anderthalb bis zwei Stunden: bitte immer wieder prüfen, es lässt sich keine Regel ableiten, wie lange es dauert.
- Am besten verwendet man ein Stövchen mit Teelicht. Das Stövchen hat ein Sieb für die getrockneten Pflanzen.
- Für indirektes Räuchern sollte unten ins Sieb etwas Sand oder Lava gegeben werden, damit es nicht anfängt zu brennen.
Experte: Volker Kugel, Gärtnermeister