Jetzt läuten sie wieder, die Glocken der Antonius-Kirche in der Hauptstraße von Liebshausen im Hunsrück. Mehr als ein halbes Jahr mussten sie schweigen, weil der alte Glockenstuhl marode war und man einen Einsturz befürchtete. Vielen Anwohnern hat das vertraute Glockenläuten gefehlt, und so haben sie alles dafür getan den Missstand zu beheben. Die musikalische Familie etwa, die seit den 70er-Jahren das alte Schulhaus in der Hauptstraße bewohnt, hat ein Wohltätigkeitskonzert in der Kirche organisiert, der Erlös kam der Sanierung zugute. Ohne den Zuschuss aus dem Dorf hätten die Liebshausener wohl noch lange auf den Glockenklang verzichten müssen.
Nicht immer schallten nur friedvolle Klänge durch die Hauptstraße, in früheren Zeiten waren hier auch schon mal Schüsse zu hören. Liebshausen war nämlich Ende des achtzehnten Jahrhunderts Unterschlupf von Räuberbanden, auch der berühmt-berüchtigte Schinderhannes hat sich oft hier aufgehalten. Bei einer Schießerei in einem Wirtshaus in der Hauptstraße wurde er 1793 angeschossen. Die Räuber sind verschwunden, das Wirtshaus auch, und heute geht es in der Hauptstraße friedlich zu. An ihrem Ende ist ein neues Wohngebiet entstanden, "Liebshausen Nord" nennen es seine Bewohner augenzwinkernd. Hier wohnen junge Familien, die untereinander engen Kontakt pflegen und gerne abends spontan zusammenkommen.