Obersteinebach liegt mitten im Naturpark Rhein-Westerwald, und so wundert es kaum, dass der Tourismus für das kleine Dorf wichtig ist. Zum einen lockt das Hotel Heiderhof Gäste nach Obersteinebach, zum anderen der Lahrbach-Stausee. Mitte der Siebzigerjahre war hier bloß eine feuchte Wiese, durch die der Lahrbach floss. Doch der damalige Ortsbürgermeister Johannes Gehlen hatte eine Vision: Ein Stausee sollte die Attraktivität seines Ortes steigern. Am Anfang wollte es aber nicht so recht klappen, der aufgeschüttete Damm war partout nicht dicht zu bekommen. Der Visionär Gehlen erntete damals nur Spott, im Dorf nannte man den See, der keiner war, nur noch "Getra-See", Gehlens Traum-See. Schließlich brachte aber eine Abdichtung mit Lehm doch noch den gewünschten Erfolg und heute sind die Obersteinebacher stolz auf ihre Attraktion.
In der Hauptstraße gibt es noch mehr Männer mit Visionen: Den pensionierten Manager aus der Automobilindustrie etwa, der sich in den Kopf gesetzt hat, das älteste Fachwerkhaus des Ortes von 1723 zu sanieren. Die notwendigen Fachkenntnisse eignete er sich selber an, und da es so einiges an Balken zu ersetzen gibt, hat er sich gleich ein eigenes, kleines Sägewerk dazu errichtet. Und dann gibt es dort noch einen Mann, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Der gelernte Goldschmied ist vernarrt in Pferdesättel, er fertigt exklusive Exemplare für jeden Geschmack, auf Wunsch auch mit Tausenden Swarovski-Steinen besetzt. Zwanzig Mitarbeiter hat er mittlerweile und ist damit der bedeutendste Arbeitgeber in der Hauptstraße geworden.