Einige markante Hausbäume prägen die Dorfstraßen, so auch die Wilhelmstraße. Hier wohnt einer, der die alten hausüberragenden Linden-, Kirsch- oder Walnussbäume besonders zu schätzen weiß. Er schreibt über die Bäume, wie sie den Häusern eine gewisse Geborgenheit und einen unverwechselbaren Charakter verleihen, und er fotografiert sie. Er ist jedoch nicht der einzige mit wachem Blick auf die Natur in Ratzert. Ein junger Mann in der Nachbarschaft hatte zum Abitur nur einen Wunsch: Er wollte Rinder. Seitdem kümmert er sich leidenschaftlich um eine kleine Herde von Galloways und studiert Agrarwissenschaft.
Zwei Familien halten Bienen oder pflanzen in ihren Gärten sogenannte Bienenweiden; das sind Pflanzen, die besonders viel Pollen oder Nektar produzieren, oder sie legen Streuobstwiesen an. Die sogenannten Krautfrauen pflegen die Gartenanlagen rund um den Dorfpavillon. Eine andere Frauengruppe weiß Bäume kulinarisch zu schätzen. Die Nachbarinnen sammeln in jedem Frühjahr Tannenspitzen, um daraus Säfte, Liköre oder Gelee zu produzieren. Es scheint, als gäbe das etwas abgelegene Dorf den Menschen hier innere Ruhe und Muße. Einer der Bewohner der Wilhelmstraße baut sein eigenes Boot, ein anderer züchtet Papageien - und immer wieder pflanzen die Ratzerter Bäume in ihre Gärten.