Sie ist nicht die schönste oder die bekannteste Straße in Speyer. Wer auf der Durchreise durch die Domstadt ist, wird sich hierher nicht verlaufen, aber kaum ein Einheimischer kommt an der Hilgardstraße im Laufe seines Lebens vorbei.
Eine Straße mit Anfang und Ende, und dazwischen liegt das Leben. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Knapp 2000 Babys erblicken hier in der Hilgardstraße das Licht der Welt. Und ebenso in der Hilgardstraße, gerade mal einen Steinwurf entfernt, befindet sich ein Hospiz.
Das Hospiz ist ein Ort der Ruhe und Geborgenheit. Es ist im Erdgeschoss des Wilhelminenstiftes, einem Anbau des Mutterhauses der Diakonissen, untergebracht. Eine besondere Schwester der Diakonissen ist die Oberin Schwester Isabell. Sie ist nicht nur die Jüngste der insgesamt 34 Diakonissen in Speyer, sondern auch die letzte Aktive. Ihre Schwestern sind mittlerweile im Ruhestand oder ehrenamtlich tätig.
Das Mutterhaus haben die Diakonissen einem besonderen Menschen zu verdanken. Heinrich Hilgard. Nach ihm wurde die Straße auch benannt. Hilgard wurde 1835 in Speyer geboren. Seine Büste steht – wie könnte es anders sein - in der Straße, der er seinen Namen gab. Henry Villard, eigentlich Heinrich Hilgard, ist nach Amerika ausgewandert und wurde ein Eisenbahnmagnat in den USA.
Obwohl Hilgard nicht gläubig war, errichtete er in Speyer das Mutterhaus der Diakonissen. Das heutige Haus ist das dritte Mutterhaus in Speyer. Es wurde 1884 erbaut und diente als Zentrum der Ausbildung der Diakonissen. In der ersten Etage nahe der Kapelle waren daher Krankenzimmer untergebracht, bis 1907 das erste Krankenhaus eingeweiht wurde.