Der Flaumbach - seit Jahrhunderten fließt er unterhalb der Hunsrückstraße dahin. Und auch das Leben fließt hier dahin. Es ist eine Straße zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wie ihre Zukunft aussehen wird, weiß noch keiner so recht. Wie ihre Vergangenheit aussah, das weiß Elisabeth Schneider. Ihre 70 Lebensjahre verbrachte sie an der Hunsrückstraße.
Nach wie vor lebt sie in ihrem Elternhaus. Bis 1982 betrieb Elisabeth ein Geschäft in der Hunsrückstraße. Wegziehen kam für sie nie in Frage, denn für Elisabeth Schneider ist die Hunsrückstraße wie ein guter alter Bekannter. Man versteht sich und man schätzt sich. Schätzen gelernt haben ihn auch viele neue Blankenrather. Seit den 90er Jahren sind viele Aussiedler aus den osteuropäischen Ländern hierher gezogen. Eine von ihnen ist Regina. Sie kam 1991 aus Polen nach Blankenrath - und: Es war Liebe auf den ersten Blick.
Hans-Joachim Kleinmann ist DIE Autorität der Hunsrückstraße. Kräftig, resolut, ein Mann ein Wort. Nur nicht das Wort Ausländer, bitte! Die Geschichte der Familie Kleinmann an der Hunsrückstraße reicht über 125 Jahre zurück. Seit 1888 versorgen die Kleinmanns die Blankenrather mit Nahrung. Seither ist nicht nur die Ladenfläche stetig gewachsen, auch das Angebot und die Kundschaft. Das Geschäft ist inzwischen zum sozialen Treffpunkt geworden.
Die Hunsrückstraße ist die älteste, längste und kurvenreichste Straße in Blankenrath. Sie hat viele kommen und gehen sehen. In einer alten Villa war während der Naziherrschaft das SS-Kommando untergebracht. Heute lebt dort ein Arzt. Und in der alten Post: drei Junggesellen.
Wer mehr über die Seele der Blankenrather erfahren will, kommt ins Gasthaus Gräff - um Punkt 12 Uhr zum Mittagstisch. Ein deftiges Mittagsmahl und dazu ein Bierchen - bodenständig, so wie die Hunsrückstraße eben. Ingrid Osten führt das Gasthaus in dritter Generation. Sie ist quasi an der Theke großgeworden. Seit kurzem bekommt sie Unterstützung von ihrer Schwester Beate, die aus Solidarität und Familienverbundenheit ihrer Heimatstadt Köln den Rücken gekehrt hat.
Solidarität und Hilfsbereitschaft sind auch eine Hausnummer in der Hunsrückstraße. Auch für Elisabeth Schneider sind das nicht bloße Worte. Sie hat einer bosnischen Flüchtlingsfamilie ein neues zu Hause gegeben, unterstützt sie bei Behördengängen. Das Leben fließt durch die Hunsrückstraße, genauso wie der Flaumbach.