Bisher hatten Amazon-Kunden 30 Tage Zeit, um zu entscheiden, ob sie einen Artikel behalten oder zurückschicken wollen. Das US-Handelsunternehmen verkürzt die Rückgabefrist für einige Produkte aber auf 14 Tage. Betroffen sind die Warengruppen Elektronik, Kamera, Bürobedarf, Musik, Filme und Videospiele.
Von Amazon selbst hergestellte Produkte und aufbereitete Artikel sind von der kürzeren Rückgabefrist ausgenommen. Auch die meisten Artikel aus anderen Produktgruppen sollen weiter innerhalb von 30 Tagen zurückgeschickt werden können.
- Warum verkürzt Amazon die Rückgabefrist?
- Warum nur für bestimmte Produkte?
- Woher weiß ich, welche Rückgabefrist gilt?
- Welcher Anteil an zurückgeschickten Waren kann wieder verkauft werden?
- Wie viele Retouren bei Amazon werden vernichtet?
Warum verkürzt Amazon die Rückgabefrist?
Ein Sprecher hat dem SWR gegenüber diese Frage in einer offiziellen Anfrage nicht beantwortet. Amazon räumt aber ein: Der Umgang mit zurückgeschickten und unverkauften Produkten sei eine Herausforderung für Händler - egal, ob im Geschäft oder online. Aus Unternehmenskreisen hieß es, mit der Änderung gleiche man sich dem an, was bei vielen Händlern üblich sei: 14 Tage sind die gesetzlich vorgeschriebene Rückgabefrist.
Fakt ist, Retouren verursachen Kosten: Laut einer im Dezember veröffentlichen Studie des Handelsforschungsinstituts EHI müssen Händler für jeden zurückgesendeten Artikel im Schnitt zwischen fünf und zehn Euro aufwenden. Mitarbeitende müssen die retournierten Artikel überprüfen – unter anderem darauf, ob sie beschädigt sind.
Eine kürzere Rückgabefrist könnte helfen, Retouren zu vermeiden und Kosten zu sparen. Allerdings stagnieren die Retourenquoten im Handel. Laut EHI liegen sie im Schnitt zwischen sechs und zehn Prozent, bei Modeprodukten sogar bis 50 Prozent. 14 Prozent der Händler überlassen den Käufern die Versandkosten für Retouren.
Warum gilt die verkürzte Rückgabe nur für bestimmte Produkte?
Auch dazu gab es keine Informationen von Amazon. Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass Artikel aus den Bereichen Elektronik, Kamera oder auch Bürobedarf verglichen mit anderen Produkten oft einen höheren Warenwert haben. Außerdem dürfte der Aufwand, sie auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen, höher sein als bei anderen Waren.
Ob ein T-Shirt ein Fleck oder Riss hat, lässt sich leichter feststellen als das Funktionieren eines Smartphones. Auch der Schaden wäre höher, sollte ein zurückgeschicktes High-Tech-Produkt beschädigt sein.
Woher weiß ich, welche Rückgabefrist gilt?
Amazon versichert, das Rückgaberecht und Rückgabedatum werden weiterhin deutlich gekennzeichnet unter dem Produktpreis zu finden sein.
Es lohnt sich, genau hinzuschauen: Denn die Plattform überlässt es Verkäufern, die das Verpacken, Versenden und Bearbeiten möglicher Retouren selbst übernehmen, auch eine längere Rückgabefrist anzubieten als die von Amazon selbst angebotenen 14 Tage. Ob Händler das nutzen werden, muss sich zeigen.
Onlinehandel Studie: Retouren kosten Händler bis zu 10 Euro
Online-Bestellungen, die wieder zurückgeschickt werden, verursachen bei Händlern hohe Kosten. Das geht aus einer Branchenumfrage hervor.
Welcher Anteil an zurückgeschickten Waren wird wieder verkauft?
Laut Amazon können viele Produkte aus den vom Unternehmen selbst bearbeiteten Retouren wieder als Neuware verkauft werden. Außerdem gibt das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht verkaufte Waren auch an Lieferanten zurück: 2022 sei das bei fast 80 Prozent der Überbestände möglich gewesen.
Geöffnete oder beschädigte Produkte werden den Angaben zufolge reduziert auf der eigenen Plattform erneut an Kundinnen und Kunden oder an Verwertungsunternehmen verkauft. Ein Teil der Retouren werde auch an gemeinnützige Organisationen gespendet.
Wie viele Retouren werden bei Amazon vernichtet?
Zu den vernichteten Mengen macht Amazon keine Angaben. Ziel sei, die Wiederverwendung zu maximieren und den Abfall zu minimieren. Um die Wahrscheinlichkeit einer Retoure zu senken, würden den Kundinnen und Kunden vor dem Kauf umfangreiche Produktinformationen zur Verfügung gestellt.
Das Unternehmen weist auch darauf hin, dass mehr als die Hälfte der weltweit verkauften Produkte von unabhängigen Partnern stamme. Diese würden selbst entscheiden, was mit zurückgeschickten Waren passieren soll.