Mit jährlich über 62.0000 neuen Fällen ist das Prostatakarzinom die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Das Gefährliche: Gerade zu Beginn spüren Betroffene kaum Symptome. Doch schreitet der Krebs unbemerkt voran, kann er sich im gesamten Körper ausbreiten und weit über die Prostata hinaus Metastasen bilden. Dann ist es weitaus schwieriger, die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Daher ist die regelmäßige Prostatakrebs-Früherkennung (manchmal auch als Vorsorge bezeichnet) wichtig. Ab dem 45. Lebensjahr übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen eine jährliche Untersuchung durch den Urologen.
Prostata-Probleme Gutartige Prostatavergrößerung: So kann man sie behandeln
Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist die häufigste urologische Erkrankung des Mannes. Harndrang und Schmerzen können die Folge sein. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wie kann Prostatakrebs behandelt werden?
Bisher gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs - etwa die Hormontherapie, die Zerstörung der Krebszellen mithilfe von Ultraschall, die Bestrahlung der Prostata von außen oder die Entfernung der Prostata. Diese kommen meist nicht ohne Nebenwirkungen aus, die die Betroffenen in ihrer Lebensqualität einschränken. Darüber hinaus kann es sein, dass sie nicht die gewünschten Behandlungserfolge bewirken.
Neue Hoffnung soll jetzt ein radioaktives Medikament bringen - die sogenannte PSMA-Radioliganden-Therapie. Sie verspricht eine besonders effektive und nebenwirkungsarme Bekämpfung der Prostatakrebszellen. Für wen ist die PSMA-Therapie geeignet? Und wie wirksam ist sie?
Neue PSMA-Radioliganden-Therapie
Die PSMA-Therapie kommt für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs infrage, bei denen anderen Therapien nicht mehr wirken. Dass dabei verwendete Medikament wurde erst im Dezember 2022 zugelassen und wird per Infusion über die Blutbahn verabreicht. "Für den Patienten bedeutet diese Therapie ganz konkret häufig, dass er die beschränkte Lebenszeit im weit fortgeschrittenen Tumor-Stadium […] verlängern kann", erklärt Prof. Samer Ezziddin, Klinikdirektor Nuklearmedizin Uniklinikum Homburg.
So funktionierts - Krebszellen von innen bekämpfen
Das bei der PSMA-Therapie verabreichte Medikament besteht aus einem radioaktiven Wirkstoff, dem Radionuklid Lutetium-177, und einem Eiweiß. Damit der radioaktive Wirkstoff auch tatsächlich in den Prostatakrebszellen landet, wird er mit einem Molekül gekoppelt, das Krebszellen anhand eines bestimmten Eiweißes erkennen kann: dem Prostataspezifischen Membran Antigen, kurz PSMA. Einmal angedockt, wird der Wirkstoff von den Krebszellen aufgenommen - und bekämpft sie von innen heraus. Weil die Strahlen nur wenige Millimeter weit reichen, wird umliegendes, gesundes Gewebe geschont. Der Wirkstoff findet die Prostatakrebszellen im Körper, auch wenn sie sich bereits ausgebreitet haben.
Was erwartet Patienten bei der PSMA-Therapie?
Die Patienten erhalten das Medikament in bestimmten Abständen über Infusionen. Dazu wird zuerst im Computertomographen (CT) überprüft, wie sich die Metastasen im Körper seit der letzten Infusion entwickelt haben. Danach kann die exakte Dosierung des radioaktiven Wirkstoffs festlegt werden.
Auf bestimmte Dinge gilt es vor, während und nach der Therapie zu achten. So ist zum Beispiel eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, um Schäden an den Nieren zu vermindern. Zudem erhalten Patienten Kühlpackungen für die Speicheldrüsen. Auf diese Weise soll eine mögliche Speicherung von Lutetium-177 PSMA beziehungsweise eine Anreicherung von Radioaktivität in diesem Bereich verringert werden, weil durch die Kühlung die Durchblutung reduziert wird.
Solange der Patient eine gute Organ- und Knochenmarksfunktion sowie eine gute Nierenfunktion hat, kann das Medikament so oft wie nötig angewendet werden. Allerdings gibt es zu möglichen Langzeitfolgen bisher noch keine konkreten Studienergebnisse.
Wie steht es um Nebenwirkungen?
Die meisten Patienten vertragen die PSMA-Therapie gut, trotzdem kann es zu allgemeinen Nebenwirkungen oder Komplikationen kommen, darunter beispielsweise:
- Allergische Reaktionen
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Leichter Haarausfall nach der Therapie
Zudem können spezielle Nebenwirkungen auftreten wie beispielsweise eine vorübergehende Veränderung des Blutbilds. Auch kann es bei mehrmaliger Therapie zu einer Einschränkung der Nierenfunktion kommen. Daher wird diese vor jeder Therapie untersucht.
Behandlung, aber keine Heilung
Auch wenn die Therapie bei Patienten gut anschlägt und die Metastasen zurückgedrängt werden, eine komplette Heilung erfolgt dadurch nicht. Laut Prof. Samer Ezziddin können einzelne Metastasen oder mehrere Metastasen an einer Stelle zu 100 Prozent abgetötet werden. Jedoch sei dies in der Regel keine Heilung. Nach einer gewissen Zeit kehre der Tumor immer in irgendeiner Form wieder zurück.
Die PSMA-Therapie kann also angewandt werden, wenn das Tumor-Wachstum verzögert werden soll oder man das Tumorgewebe verringern will. Dies kann für den Patienten wiederum positive Auswirkungen haben, da möglicherweise Beschwerden zurückgehen, die der Tumor hervorgerufen hatte. Außerdem kann die Behandlung die Lebenszeit verlängern.