Wer leidet an Schwerhörigkeit?
Welche Formen von Schwerhörigkeit gibt es?
Hören üben: Audiotherapie
Warum leiden so viele Menschen an Schwerhörigkeit?
Welche Arten von Hörgeräten gibt es?
Folgen von Schwerhörigkeit
Welche Hörgeräte kann man für wen empfehlen?
3D-Hörgeräte
Im schlimmsten Fall: Hörimplantate?
Forschung: Gibt es eine Haarzellen-Therapie?
Wer leidet an Schwerhörigkeit?
Jeder achte Deutsche soll schlecht hören und nur etwa ein Drittel davon tragen eine Hörhilfe. Sprich 6,4 Millionen Menschen haben zwar ein Problem mit dem Gehör, tun aber nichts dagegen.
Schon ab einem Alter von 50 Jahren nimmt die Hörfähigkeit immer mehr ab. Ab 60 Jahren leidet schon jeder Dritte unter alters- oder krankheitsbedingter Schwerhörigkeit.
Welche Formen von Schwerhörigkeit gibt es?
Mediziner unterscheiden zwei Arten von Schwerhörigkeit: Die erste ist die sogenannte Schallleitungsschwerhörigkeit.
Dort liegen die Ursachen im äußeren Bereich des Ohres. So kann beispielsweise der Gehörgang durch einen Pfropf aus Ohrenschmalz verstopfen. Das kann dazu führen, dass Schallwellen das Fell nicht mehr zum Schwingen bringen können. Passieren kann das beispielsweise auch, wenn das Trommelfell beschädigt ist.
Die zweite Form der Schwerhörigkeit findet weiter im Innenohr statt. Diese Form wird Schallempfindungsschwerhörigkeit genannt.
Im Innenohr befindet sich die sogenannte Hörschnecke, die mit sehr feinen Haarzellen ausgestattet ist, die den Schall in elektrische Signale umwandeln. Sie verstärken außerdem sehr leise Geräusche und dämpfen laute Geräusche.
Diese Haarzellen können jedoch durch Lärm oder zu hohe Lautstärke geschädigt werdenBei einer Beschädigung der Haarzellen werden Signale nicht korrekt übertragen. So kann es passieren, dass leise Geräusche gedämpft und laute Geräusche verstärkt werden.
Sind diese Schäden einmal entstanden, lassen sie sich nicht mehr rückgängig machen. Die einzige Möglichkeit ist eine Behandlung. Durch Therapie oder ein Hörgerät kann der Hörsinn verstärkt werden.
Hören üben: Audiotherapie
Bei Schwerhörigkeit kann das Gehör trainiert werden. Die sogenannte Audiotherapie schult das Gehör. So kann Gehörtes im Gehirn besser verarbeitet werden.
Das Erkennen von Melodien ist beispielsweise eine Form der Hörtherapie. Mit Übungen dieser Art kann man Schwerhörigkeit auch vorbeugen.
Ein Tipp der Expertin ist, sich gegenseitig laut vorzulesen. Alternativ kann man sich bei einem Spaziergang auf eine Bank setzen, die Augen schließen und die Richtung der verschiedenen Geräusche wie beispielsweise des Vogelgezwitschers zu ermitteln.
Warum leiden so viele Menschen an Schwerhörigkeit?
In erster Linie liegt die hohe Rate an Schwerhörigen daran, dass die Hörschwierigkeiten oft und lange unentdeckt bleiben. Der Fernseher wird einfach lauter gedreht, auf Familientreffen wird lauter gesprochen und Orte, wo das Hören besonders schwierig ist, wie in Restaurants oder Treffen mit Freunden, werden gemieden.
Wenn man nichts versteht, tendiert man dazu, sich bei Gesprächen auszuklinken, was selten bemerkt wird. Dazu kommt, dass die Bereitschaft, eine Hörhilfe auszuprobieren, oft nicht hoch ist. Viele reagieren auf das Angebot eines Hörgerätes ablehnend.
Altersschwerhörigkeit
Die Altersschwerhörigkeit ist eine normale, schleichende Verschleißerscheinung an den Haarzellen des Innenohrs, die zuerst die höheren Frequenzen betrifft, das heißt, man hört etwa kein Vogelgezwitscher mehr.
Altersschwerhörigkeit wird beschleunigt, wenn Risikofaktoren ins Spiel kommen wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, erbliche Veranlagung, aber auch Diabetes, Rauchen und stressinduzierte Hörstürze sowie Lärm, der das Innenohr stark schädigen kann.
Folgen von Schwerhörigkeit
Zu den Folgen der Schwerhörigkeit gehören eine verminderte geistige Leistungsfähigkeit in Form von herabgesetzter Aufmerksamkeit, Konzentrationsproblemen und schnellerer Erschöpfung.
Das haben Menschen auch schon mit leichter oder mittlerer Schwerhörigkeit vor allem in Gruppengesprächen, Familienfeiern, Konferenzen, wo das Sprachverstehen bei Umgebungsgeräuschen bei Schwerhörigkeit besonders anstrengend ist.
Bei vielen ist oft ein Ohr stärker betroffen als das andere. Das heißt, das Gehirn versucht beim selektiven Hören - wie etwa Richtungshören - zu kompensieren, was wiederum Ressourcen im Gehirn verbraucht.
Welche Arten von Hörgeräten gibt es?
Funktionell eignen sich Im-Ohr-Hörgeräte nur für leichte bis mittelgradige Schwerhörigkeit, denn die Verstärkung des Schalls ist aufgrund der kleineren Technik nicht so stark wie bei Hinter-Ohr-Geräten oder Implantaten, auf die man bei starker Schwerhörigkeit angewiesen ist. Ausschlaggebend für die Entscheidung zwischen beiden Hörgeräte-Arten ist oftmals aber auch die Handhabung.
So sind viele der gängigen Im-Ohr-Hörsysteme mit sehr kleinen Batterien ausgestattet, die alle zwei bis vier Tage gewechselt werden müssen – wobei ein gewisses Maß an Fingerfertigkeit vonnöten ist. Bei Im-Ohr-Geräten kommt je nach anatomischer Ausformung des Gehörgangs manchmal eine Gehörgangreizung vor.
Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte dagegen werden mittels fest integrierter Akkus betrieben, so dass sie über Nacht in einer kleinen Ladestation wieder aufgeladen werden. Dafür ergibt sich bei Hinter-Ohr-Geräte oftmals ein mangelnder Tragekomfort für Brillenträger.
Welche Hörgeräte sind für wen zu empfehlen?
Mit den Modellen, die von der Krankenkasse komplett bezahlt werden, sind die meisten Patienten schon zufrieden, denn auch sie können den Schall in den meisten Fällen ausreichend verstärken.
Das selektive Hören kann man durch die Einstellung bestimmter Frequenzen auch bei günstigen Modellen noch verbessern - lautes Klappern darf auf keinen Fall stören. Aber es ist auch eine Frage des Hörtrainings und wie oft man das Hörgerät trägt, weil das Gehirn auf die neue Hörsituation trainiert werden muss.
Je teurer die Hörgeräte, desto mehr Funktionen kommen hinzu, wie Kopplung mit dem Handy und dem Fernseher oder eine Fernbedienung zur Lautstärke-Regelung. In einem sogenannten "Power Hörgerät" sind statt zwei sogar drei Mikrofone verbaut, und es kann den Schall besonders laut verstärken.
3D-Hörgeräte
Die meisten modernen Hörgeräte sind sogenannte 3D-Hörgeräte. Das heißt, sie verbessern die akustische Raumwahrnehmung, in dem sich die Hörgeräte auf beiden Ohren untereinander abstimmen und zum Beispiel das Richtungshören koordinieren.
Im schlimmsten Fall: Hörimplantate?
Wenn man mit einem Hörgerät unter ein Sprachverständnis von 50 Prozent rutscht, also nur noch jedes zweite Wort versteht, sollte ein Hörimplantat in Erwägung gezogen werden, denn damit kann man mit Training wieder auf 80 bis 90 oder sogar 100 Prozent Sprachverständnis kommen.
Ein Hörimplantat kann allerdings nicht jeden Patienten retten. Es muss noch ein intakter Hörnerv existieren, der Signale vom Cochlea Implantat aufnehmen kann. Das ist beispielsweise bei Patienten mit Akustikusneurinom - einem gutartigen Tumor im Gehörgang - oft nicht möglich.
Mittelohrimplantate
Für Menschen, die Probleme mit dem Innenohr haben, kommen Mittelohrimplantate, auch implantierbare Hörgeräte genannt, in Frage.
Sie sind auch schon für Schwerhörige bei gering- bis mittelgradiger Innenohrhörstörung geeignet, sowie bei Schallleitungs- und kombiniertem Hörverlust. Also für Schwerhörige, die aus unterschiedlichen Gründen mit konventionellen Hörgeräten nicht zufrieden sind.
Die Funktion ist so: Über Mittelohrimplantate wird entweder die Gehörknöchelchenkette direkt mechanisch in Schwingungen versetzt oder auch das Innenohr durch direkte Ankopplung an das runde oder ovale Fenster unmittelbar angeregt.
Knochenleitungsimplantate
Ein Knochenleitungsimplantat ist nur für Patienten geeignet, deren Innenohr mit Hörschnecke noch gesund und intakt ist, die aber ein Schallleitungsproblem im Außen- oder Mittelohr haben.
Hörimplantate, die die Knochenleitung nutzen, versetzen mithilfe mechanischer Vibrationen die Schädelknochen hinter dem Ohr in Schwingung. Diese Signale werden dann über die Schädelknochen an das Innenohr weitergeleitet. Somit kann das Knochenleitungsimplantat das Außen- und Mittelohr des Trägers umgehen.
Forschung: Gibt es eine Haarzellen-Therapie?
Momentan gibt es viel Forschung zu Therapien, die zur Regeneration von Stammzellen im Innenohr und der Neubildung von Haarzellen führen könnten. Auch wird nach präventiven Möglichkeiten gesucht, diese im Hörorgan zu schützen.