„Leichenfinger“

Raynaud-Syndrom: Weiße Finger – was tun?

Stand
Autor/in
Wolfgang Weber
Onlinefassung
Sola Hülsewig
Cordelia Marsch

Beim Raynaud-Syndrom werden Finger bei Kälte leichenähnlich weiß. Ist das gefährlich? Was steckt dahinter?

Hände verfärben sich weiß und blau

Im Spätherbst beginnt es meist: Leonidas Harpalidis‘ Hände verfärben sich bei kühleren Temperaturen; zur Hälfte werden sie weiß, zur Hälfte dunkelblau, erzählt er.

Harpalidis leidet unter dem Raynaud-Syndrom. Die Symptome sind bei ihm so stark ausgeprägt, dass sie seinen Alltag beeinträchtigen. Sogar, wenn er im Sommer in der Tiefkühltruhe oder im Eisfach des Kühlschranks hantiert, reagieren die Finger und verfärben sich, wie er berichtet.

Meist ist Kälte der Auslöser für die "Leichenfinger" – wie bei Harpalidis. Mitunter kann aber auch emotionaler Stress oder Vibration das Phänomen hervorrufen.

Wie verbreitet ist das Raynaud-Syndrom?

Bis zu zwölf Prozent der Deutschen sind vom Raynaud-Syndrom betroffen – statistisch gesehen eher jüngere Menschen zwischen 15 und 45 Jahren sowie deutlich häufiger Frauen, sagt Professor Jörg Latus vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.

Warum werden die Finger weiß?

„Es kommt zu Spasmen, das heißt zu Verschlüssen der kleinsten Gefäße“, so Prof. Latus. „Die führen dazu, dass die Finger plötzlich und anfallsartig weiß werden. Wenn langsam die Durchblutung wieder einsetzt, wird das so blau-lila und dann, im Verlauf, wenn die Durchblutung wieder stärker einsetzt, kommt eine Rötung hinzu.“

Die Medizin unterscheidet beim Raynaud-Syndrom zwischen dem primären und dem sekundären Phänomen.

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Primäres Raynaud-Syndrom

Das primäre Raynaud-Syndrom kommt deutlich häufiger vor als das sekundäre. Es betrifft häufig jüngere Frauen ohne Begleiterkrankungen – zwei Drittel der Betroffenen sind unter 40. Die Weißfärbung der Finger tritt häufig symmetrisch an beiden Händen auf.

Werden die Hände wieder warm, verschwindet die Verfärbung wieder. Davor, dass Gewebe absterben könnte, muss man hier keine Angst haben – dennoch sollte man sich vom Arzt oder der Ärztin untersuchen lassen, um auszuschließen, dass eine andere Erkrankung dem Raynaud-Syndrom zugrunde liegt.

Sekundäres Raynaud-Syndrom

Dann handelt es sich nämlich um das sekundäre Phänomen, welches etwa 20 Prozent der Erkrankten betrifft. Wenn sich zum ersten Mal die Symptome zeigen, sind die Patienten in der Regel über 30 Jahre alt.

Die Attacken sind schwerer und schmerzhafter als beim primären Phänomen. Sie können asymmetrisch und einseitig sein.

Um mögliche Veränderungen festzustellen, schauen sich die Ärzte die Durchblutung in den vom Raynaud Syndrom betroffenen Körperstellen unter dem Mikroskop genauer an.

"Bei der primären Form sehe ich keine pathologischen Veränderungen, das heißt, die Dichte, die Schlängelung, alles sieht ganz normal aus. Wohingegen es bei der sekundären Form eher so ein bisschen wild aussieht und man sieht einfach, dass da etwas nicht stimmt. Das muss dann weiter abgeklärt werden."

Raynaud-Syndrom: Mögliche Ursachen

Unter anderem mit einer Blutuntersuchung wird versucht, die Krankheit hinter dem Raynaud-Syndrom zu bestimmen.

Bei Leonidas Harpalidis hatte sich herausgestellt: Die Ursache für seine Kälteempfindlichkeit war eine Autoimmunkrankheit, die Durchblutungsstörung war ein Hinweis darauf.

Andere Erkrankungen, die mit dem sekundären Raynaud-Syndrom einhergehen, betreffen häufig das Bindegewebe, wie rheumatoide Arthritis. Aber auch andere Krankheiten sind möglich.

Was hilft beim Raynaud-Syndrom?

Das Raynaud-Syndrom ist nicht heilbar. Betroffene sollten alles vermeiden, was die Gefäße schädigt, zum Beispiel Rauchen.

Außerdem sollten die Hände möglichst warmgehalten und vor Feuchtigkeit geschützt werden. Regelmäßiges Muskeltraining hilft, die Durchblutung der Finger zu verbessern.

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