Akute und chronische Rhinosinusitis

Wenn Schnupfen und Erkältung einfach nicht weggehen

Stand
Autor/in
Yvonne Rüchel
Onlinefassung
Sola Hülsewig

Ist eine Nasennebenhöhlenentzündung nach mehreren Wochen immer noch nicht abgeklungen, könnte eine chronische Rhinosinusitis die Ursache sein. Wie kann man sie behandeln?

Mit einer Nasennebenhöhlenentzündung müssen sich Erwachsene durchschnittlich etwa zwei Mal im Jahr herumschlagen. Jeder kennt die typischen Erkältungssymptome: Die Nase läuft und ist verstopft, das Atmen durch die Nase fällt schwer, man riecht und schmeckt weniger. Manchmal kommen drückende Schmerzen im Gesicht hinzu, der Kopf fühlt sich "verstopft" an. Das Gefühl verstärkt sich meist, wenn man sich nach vorne beugt.

Nasennebenhöhlenentzündung oder akute Rhinosinusitis

Der Fachbegriff für das Leiden: akute Rhinosinusitis. "Rhino" bedeutet Nase und "Sinus" Hohlraum: Die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen und der Nase sind entzündet.

Wie viele Erkältungen sind bei Kindern normal?

Kinder machen deutlich häufiger eine akute Rhinosinusitis durch als Erwachsene, sagt Tobias Albrecht, Hals-Nasen-Ohren-Arzt an der Uniklinik Tübingen und Experte für obere Atemwegserkrankungen. Etwa zehn Rotznasen pro Jahr seien da im Bereich des Normalen.

Verantwortlich für eine gewöhnliche Erkältung sind fast immer Viren. In sehr seltenen Fällen können auch Bakterien und Pilze die Auslöser für eine akute Rhinosinusitis sein.  

Schnupfen: Zäher Schleim sammelt sich

Versuchen die Krankheitserreger durch die Schleimhaut in den Körper zu gelangen, reagiert diese gereizt und entzündet sich. In der Folge schwillt sie an und sondert ein zähflüssiges Sekret ab. Das führt dazu, dass die engen Verbindungsgänge zwischen Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen verstopfen und sich Schleim ansammelt. Der wiederum verstärkt die Entzündung der Schleimhäute. 

Was tun gegen Erkältung? Nasenspray und Hausmittel

"Eine Akute Rhinosinusitis dauert nicht länger als 10 Tage und ist selbstlimitierend. Es reicht eine symptomatische Therapie", so Albrecht. Bei verstopfter Nase könne man durchaus abschwellende Nasensprays oder -tropfen verwenden – nur nicht länger als 10 Tage, empfiehlt der Arzt. Lesen Sie hier, was man sonst alles gegen Erkältungen tun kann:

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Wenn die Erkältung einfach nicht weggeht

Halten die Beschwerden länger als 12 Wochen an, könnte die Ursache auch eine chronische Rhinosinusitis sein. Warum genau die chronische Erkrankung auftritt, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt.

Mögliche Ursachen einer chronischen Rhinosinusitis

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nennt verschiedene Faktoren, die die Erkrankung begünstigen oder verstärken können, darunter zum Beispiel ein allergischer Schnupfen, Asthma oder eine krumme Nasenscheidewand. Auch die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) könne bei Unverträglichkeit gegen den Wirkstoff eine chronische Rhinosinusitis begünstigen.

"Viele Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis haben jahrelang Beschwerden und haben eine wahre Arzt-Odyssee hinter sich. Erst in den letzten Jahren haben wir angefangen zu verstehen, wie dieses Krankheitsbild funktioniert."

Bislang ist bekannt: Patienten, die an einer chronischen Rhinosinusitis leiden, haben vermutlich eine Barrierestörung der Nasalen Schleimhaut. Durch die defekte Membran dringen Pathogene ein. Pathogene sind zum Beispiel Allergene, Bestandteile von Viren, Bakterien oder Schadstoffe aus der Umwelt. Sie setzen einen Entzündungsprozess in Gang, der nicht mehr abklingt.

Nasenpolypen operativ entfernen?

Besonders schwer ist der Krankheitsverlauf, wenn sich zusätzlich Nasenpolypen bilden, wie es bei 20 Prozent aller Patienten der Fall ist. Nasenpolypen sind Gewebeverdickungen, die die Nasenhöhle vollständig verstopfen können.

Bis vor kurzem war die einzige Therapiemöglichkeit bei Nasenpolypen, diese operativ zu entfernen, sagt HNO-Arzt Tobias Albrecht. Das Problem: Die Polypen können sich immer wieder neu bilden.

Neue Medikamente gegen chronische Rhinosinusitis

Nun geben jedoch neue Medikamente Anlass zu Hoffnung: Sogenannte Biologika. "Diese Biologika greifen in den Prozess der Entzündung ein und blockieren wichtige Botenstoffe", erklärt Albrecht. Die Zellen, die für die Entzündung sorgen, werden damit nicht "angelockt" – die Entzündung bleibt im Idealfall aus und der Patient kann eine Operation vermeiden.

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