Inhaltsverzeichnis:
- Atemwegserkrankungen und ihre vielen Namen - eine Begriffsabgrenzung
- Akute Bronchitis: Wenn entzündete Schleimhäute und Hustenreiz zur Qual werden
- Symptome lindern: Welche Hausmittel und rezeptfreien Medikamente helfen
- Oft nicht die richtige Wahl: Antibiotika helfen nicht bei Viruserkrankungen
- Chronische Bronchitis: Wenn der Husten nicht weggeht
- Lungenentzündung: Wenn zum Husten auch noch Fieber kommt
- Manche Lungenentzündung lässt sich vermeiden: Pneumokokken-Impfung für Risikogruppen
- Risikogruppen, alarmierende Symptome und chronische Verläufe: Wann ein Arztbesuch sinnvoll ist
- Schutz der Anderen und vor Neuinfektionen: Wunderwaffe Händehygiene
Atemwegserkrankungen und ihre vielen Namen - eine Begriffsabgrenzung
Husten, Erkältung, Bronchitis, Lungenentzündung, grippaler Infekt und Grippe - besonders in der kalten Jahreszeit kommt keiner an diesen Begriffen vorbei. Doch was ist eigentlich was? Und warum ist Husten im Grunde keine Erkrankung?
Akute Bronchitis: Eine Entzündung der unteren Atemwege
Jährlich erkranken in Deutschland über fünf Millionen Menschen an einer akuten Bronchitis, die in 90 Prozent der Fälle durch Viren ausgelöst wird. Die Bronchien und deren kleine Verästelungen, die Bronchiolen, bilden zusammen mit der Luftröhre die unteren Atemwege. Bei einer Bronchitis entzündet sich die Schleimhaut der Bronchien. Es kommt zu vermehrter Schleimbildung. Sowohl die Entzündungen als auch der Schleim lösen einen Hustenreflex aus. Ein Antibiotikum hilft hier nicht, denn es kann nur Bakterien bekämpfen - nicht Viren.
Hauptsymptom einer akuten Bronchitis ist dieser Husten: Während er zunächst meist trocken ist und hinter dem Brustbein schmerzt, husten die Betroffenen im weiteren Verlauf zähflüssigen Schleim ab. Mitunter beginnt ein Teufelskreis: Der Körper versucht durch heftiges Husten den zähflüssigen Schleim loszuwerden. Das reizt die Schleimhäute zusätzlich, was wiederum zu vermehrter Schleimbildung führt.
Sofern keine Komplikationen auftreten, dauert eine akute Bronchitis zwei bis drei Wochen. Unter ungünstigen Bedingungen - also beispielsweise bei Rauchern, staubiger oder trockener Luft - kann sich die Erkrankung auch über sechs bis acht Wochen hinziehen.
Achtung: Manchmal wird eine Bronchitis begleitet von Fieber. Das kann auch ein Anzeichen für eine Lungenentzündung sein. Daher empfiehlt es sich, bei dieser Kombination einen Arzt aufzusuchen.
Eine gut strukturierte Übersicht über weitere virusbedingte Atemwegserkrankungen, wie beispielsweise SARS oder Vogelgrippe, finden Sie auf den Seiten des Lungeninformationsdienstes des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL).
Welche Hausmittel und rezeptfreien Medikamente sinnvoll sein können
Gut zu wissen: Eine akute Bronchitis verläuft meist unkompliziert. Aber egal was man unternimmt, man kann sich damit nur Linderung verschaffen und dafür sorgen, dass es nicht zu Komplikationen kommt. Beschleunigen kann man den Heilungsprozess nicht.
- Ruhe und Erholung: Gefragt sind daher vor allem ausreichend Ruhe, Geduld und eine maximale Stressreduzierung, denn Stress schwächt das Immunsystem. Die Devise heißt also: Schonen und nochmals schonen - und nicht zu früh wieder durchstarten.
- Ausreichend Luftfeuchtigkeit: Trockene Atemluft reizt die Schleimhäute zusätzlich. Um das zu verhindern, kann man nasse Handtücher über die Heizung legen oder eine Schale Wasser darauf stellen. Da Viren bei feuchter Luft schneller nach unten sinken und gleichzeitig langsamer sind, verhindert man auf diese Weise auch, sich mit weiteren Erregern anzustecken.
- Temperaturschwankungen, Staub und Rauch vermeiden: Neben dem Verzicht auf das Rauchen ist es außerdem hilfreich, Temperaturschwankungen der Atemluft zu vermeiden. Wer also aus der gut geheizten Wohnung in die Kälte will, sollte sich einen Schal über Mund und Nase wickeln.
- Viel Trinken: Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr in Form von Tee, Suppen oder Wasser sorgt nicht nur für feuchte Schleimhäute, sondern hilft gleichzeitig, weitere Viren oder Bakterien aus dem Mund- und Rachenraum in den Magen zu befördern, wo sie von der Magenschleimhaut vernichtet werden.
- Bonbons lutschen: Den gleichen Effekt kann man erzielen, wenn man Bonbons lutscht. Teure Hustenbonbons müssen es nicht sein, da es hauptsächlich darum geht, die Schleimbildung im Mund anzuregen. Allerdings sollte man darauf achten, dass man auf diesem Weg nicht zu viel Zucker zu sich nimmt.
- Inhalieren mit Salz, Kamille oder ätherischen Ölen: Auch das Inhalieren kann helfen, festsitzenden Schleim zu lösen. Neben der althergebrachten Methode, den Kopf über eine Schlüssel mit dampfendem Wasser zu halten und ein Handtuch darüber zu legen, gibt es Inhalatoren und insbesondere für die unteren Atemwege Ultraschall- oder Düsenvernebler. Die Zugabe von ätherischen Ölen ist allerdings für Allergiker tabu und kann bei Säuglingen und Kleinkindern zu akuter Atemnot führen.
- Schleimlösende Medikamente (Hustenlöser): Sogenannte Hustenlöser können dabei helfen, den zähen Schleim zu verflüssigen, so dass er leichter abgehustet werden kann. Eine Untersuchung von Ökotest aus dem Jahr 2018 hat nicht rezeptpflichtige Schleimlöser getestet und dabei erhielten mit „Bronchipret TP“, „Gelomyrtol Forte“ und „Soledum Kapseln Forte “ drei pflanzliche Produkte die Note „sehr gut“.
- Hustenstiller nur mit Bedacht einsetzen: Sogenannte Hustenstiller machen genau das Gegenteil - sie versuchen, den Hustenreiz zu bändigen und damit den Teufelskreis aus Dauerhusten und der damit einhergehenden Reizung der Schleimhäute zu unterbrechen. Sie werden vorzugsweise am Anfang einer Erkrankung genommen, wenn der Husten noch sehr trocken ist. Da es aber angeraten ist, den Schleim loszuwerden, sollten diese Mittel nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, zum Beispiel damit man in der Nacht durchschlafen kann. Außerdem ist darauf zu achten, dass man sie nicht zeitgleich mit den Schleimlösern einnimmt.
- Kombipräparate mit Wirkstoffmix: Auch die Stiftung Warentest gibt Tipps zu Atemwegserkrankungen mit Husten. Bei Erkältungsmitteln gibt die Stiftung Warentest unter anderem zu bedenken, dass bei Kombipräparaten mit mehreren Wirkstoffen die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen steigt.
Antibiotika nur in Ausnahmefällen sinnvoll
Antibiotika helfen nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren - und 90 Prozent der Bronchitiden, also der Bronchitis-Erkrankungen, werden durch Viren ausgelöst. Antibiotika wirken in diesen Fällen nicht. Im Gegenteil: Oft muss man - ohne einen Nutzen zu haben - die Nebenwirkungen des Medikaments ertragen. Die gefährliche Ausbreitung resistenter Bakterien wird damit außerdem gefördert.
Sinnvoll ist die Gabe von Antibiotika nur, wenn es sich entweder um eine bakterielle Infektion handelt oder auf jeden Fall verhindert werden muss, dass der Patient sich unter Umständen noch zusätzlich eine bakterielle Infektion einhandelt - also, wenn jemand beispielsweise schwer chronisch krank ist. In solchen Fällen wird das Antibiotika prophylaktisch verordnet.
Trotz der Fakten werden bei Atemwegserkrankungen häufig unnötigerweise Antibiotika verschrieben. Zwar gibt es inzwischen unterschiedliche Testmethoden, mit denen sich herausfinden lässt, ob Bakterien im Spiel sind, doch keiner der Tests hat sich bisher flächendeckend durchgesetzt.
Im Zuge der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie DART 2020 tut sich in diesem Bereich gerade aber sehr viel: In Hamburg wird beispielsweise in einem Modellprojekt seit Mitte 2018 ermittelt, inwieweit sich mithilfe eines neuen Blutschnelltests die unnötigen Antibiotika-Verordnungen reduzieren lassen. Ärzte können damit innerhalb weniger Minuten ermitteln, ob eine virale oder bakterielle Erkrankung vorliegt. Sollte sich dieser neue Schnelltest bewähren, könnte das Verfahren bald auch bundesweit eingesetzt werden.
Tipp: Es lohnt sich also, den Arzt nach neuen Erkenntnissen zu fragen und abzuklären, ob die Verordnung eines Antibiotikums wirklich sein muss.
Ist ein Antibiotikum angeraten, sollten Sie dringend mit Ihrem Arzt über die Wirkstoffe reden, denn Antibiotika aus der Gruppe Fluorchinolone können schwere Nebenwirkungen auslösen.
Wenn aus einer akuten eine chronische Bronchitis wird
Besteht Husten mit Auswurf über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten in zwei aufeinander folgenden Jahren, spricht man von einer chronischen Bronchitis. Hier sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Welche Gefahren mit einer chronischen Bronchitis, insbesondere der bisher unheilbaren chronischen obstruktiven Lungenerkrankung COPD, einhergehen, erfahren Sie auf den Seiten des Lungeninformationsdienstes von Helmholtz Munich.
Husten plus Fieber kann Symptom einer Lungenentzündung sein
Die Bronchiolen enden in rund 300 Millionen Lungenbläschen, den Alveolen, in denen der sogenannte Gasaustausch stattfindet: Kohlendioxidhaltiges Blut fließt in die Lunge, wird dort mit Sauerstoff angereichert und fließt anschließend wieder in den Körper. Von einer Lungenentzündung, einer Pneumonie, spricht man, wenn die Lungenbläschen entzündet sind.
Auslöser sind meist Bakterien, seltener Viren oder Pilze. An einer Pneumonie erkranken in Deutschland pro Jahr bis zu einer halben Million Menschen und rund jeder Siebte davon muss stationär behandelt werden.
Durch ihr noch nicht ganz ausgereiftes bzw. geschwächtes Immunsystem sind Säuglinge und Kleinkinder, ältere Menschen und schwer chronisch Erkrankte besonders gefährdet.
Beim Verdacht auf eine Lungenentzündung sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen. Da Husten in Verbindung mit Fieber ein Anzeichen einer Lungenentzündung sein kann, sollten insbesondere gefährdete Personen bei dieser Kombination umgehend mit ihrem Arzt sprechen.
Ausführliche Informationen zum Thema Lungenentzündung finden Sie auf den Seiten des Lungeninformationsdienstes.
Pneumokokken-Schutzimpfung für Risikogruppen
Viele bakteriell verursachte Lungenentzündungen werden durch Pneumokokken ausgelöst. Außerdem können diese Bakterien auch andere Erkrankungen auslösen, zum Beispiel Entzündungen von Nasennebenhöhlen, Mittelohr und Hirnhaut sowie schwere allgemeine Entzündungen wie eine Blutvergiftung. Besonders gefährdet sind Kinder unter zwei Jahre, chronisch Kranke und ältere Menschen ab 60 Jahren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher für diese Risikogruppen eine Schutzimpfung gegen Pneumokokken.
Grippeimpfung ebenfalls empfohlen
Für ältere Menschen, Schwangere und Personen mit Vorerkrankungen empfiehlt die Ständige Impfkommission außerdem auch die Grippeschutzimpfung.
Wann ein Arztbesuch empfehlenswert ist
Auch wenn bei vielen Erkrankungen der Atemwege Ruhe und Erholung die beste Medizin sind, ist ein Arztbesuch sinnvoll,
- wenn sich Beschwerden nicht nach einigen Tagen von selbst bessern
- wenn zum Husten weitere Symptome wie hohes Fieber oder Nachtschweiß hinzukommen
- wenn Sie sich sehr krank fühlen
- wenn Sie von starken Hustenanfällen, Atembeschwerden oder auffälligen Atemgeräuschen wie Keuchen oder Pfeifen geplagt werden.
Hat ein Baby Husten, sollte vorsichtshalber immer der Kinderarzt kontaktiert werden. Das gleiche gilt für Schwangere und chronisch Erkrankte, die an Asthma, COPD oder Lungenfibrose leiden.
Ganz wichtig: Verschwindet der Husten nach sechs Wochen nicht, sollten Sie unbedingt erneut einen Arzt aufsuchen.
Schutz vor weiteren Erkrankungen
Um zu verhindern, dass man weitere Personen ansteckt, sollte man beim Niesen und Husten immer mindestens einen Meter Abstand von anderen Personen halten und sich wegdrehen. Idealerweise verwendet man ein Einweg-Taschentuch und entsorgt es umgehend in einem geschlossenen Mülleimer. Haben Sie kein Taschentuch griffbereit, husten Sie in die Armbeuge und nicht in die Hände.
Apropos Hände: Ein sehr effektiver Schutz vor Neuansteckungen ist - neben einer ausgewogenen, vitaminreichen Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung an der frischen Luft und einer generellen Stärkung des Immunsystems - eine sorgfältige Händehygiene und der Verzicht aufs Händeschütteln.
So geht richtiges Händewaschen: 20 Sekunden gründlich einseifen
In einem anschaulichen Video zeigt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, wie es klappt mit dem richtigen Händewaschen:
Mit diesen Maßnahmen senkt man nicht nur erheblich das Ansteckungsrisiko durch gängige Viren und Bakterien, sondern ist auch ein Stück weit geschützt gegen neuartige Erreger.