Winterwetter

Was bedeutet Kälte für die Gesundheit?

Stand
Autor/in
Wolfgang Weber
Cordelia Marsch
Sola Hülsewig

Wer sollte bei kalten Außentemperaturen aufpassen – und für wen ist Kälte sogar gesund? Wie schützt man sich gerade im Winter vor Kälte?

Ist Kälte ungesund?

Kälte ist für unseren Körper eine große Herausforderung. Kaltes Wetter erhöht, so die Weltgesundheitsorganisation, das Risiko von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.

Wer sollte besonders vorsichtig sein bei Kälte?

Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße. In der Folge steigt der Blutdruck an und das Herz muss das Blut gegen einen größeren Widerstand durch die Adern pumpen. Was für gesunde Menschen kein Problem darstellt, kann bei Vorerkrankten für den Herzmuskel und die Gefäßwände eine hohe Belastung darstellen. Auch eine gefährliche Überlastung des Herzmuskels ist möglich, so die Herzstiftung.

Besonders Patienten, die Bluthochdruck, eine Herzschwäche oder Angina Pectoris haben, sollten aufpassen – ebenso Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben.

Herzkranke: Besser keine Anstrengungen in der Kälte

Die deutsche Herzstiftung rät Herzpatienten bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt vorsichtig zu sein und Anstrengungen in der Kälte zu vermeiden. Herzkranke sollten etwa davon absehen, Schnee zu schippen.

Personen mit Blutdruckbeschwerden sollten ihren Blutdruck bei kalten Temperaturen öfter messen und ihre Medikamentation gegebenenfalls anpassen lassen.

Herzschmerzen bei Kälte ernst nehmen

Wer – auch als gesunder Mensch – bei Kälte plötzlich Atemnot bekommt oder Druck oder Brennen im Brustkorb spürt, sollte dies unbedingt von seiner Ärztin oder dem Arzt abchecken lassen, rät die Herzstiftung.

Wie kann ich mich vor Kälte schützen?

Generell bedeutet Kälte für den Körper Anstrengung. Wenn man ihn warm einpackt, hilft das in jedem Fall. Ein Schal ist nicht nur gut für den Hals, sondern auch, um ihn vor Mund und Nase zu halten. So atmet man direkt etwas vorgewärmte Luft ein.

Die Schleimhäute bleiben warm, gut durchblutet und trocknen nicht so schnell aus. Abwehrkräfte sind damit in den Schleimhäuten aktiver, Viren und Bakterien können besser daran gehindert werden, in den Organismus einzudringen.

Empfindet jeder Mensch Kälte gleich?

Nein. Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Kälteempfinden, auch, weil jeder Mensch eine unterschiedliche Menge und Dichte an Kälterezeptoren hat. Alter, Gesundheitszustand, Hunger, Müdigkeit, Trainingszustand, körperliche Konstitution, Gene – all das spielt auch eine Rolle bei der Frage, ob jemandem kalt ist oder eben nicht.

Fit im Winter - das sollten Sie für den Sport in der Kälte wissen:

Der menschliche Körper versucht seine Kerntemperatur konstant auf rund 37 Grad zu halten. Dies wird im Hypothalamus gesteuert.
Der menschliche Körper versucht seine Kerntemperatur konstant auf rund 37 Grad zu halten. Dies wird im Hypothalamus gesteuert. Bild in Detailansicht öffnen
Wenn wir uns in der Kälte bewegen, droht die Kerntemperatur zu fallen. Um dies zu vermeiden, schickt der Hypothalamus Botenstoffe.
Wenn wir uns in der Kälte bewegen, droht die Kerntemperatur zu fallen. Um dies zu vermeiden, schickt der Hypothalamus Botenstoffe. Bild in Detailansicht öffnen
Die Muskelaktivität wird angeregt, dadurch beginnt der Körper zu zittern – er erzeugt Wärme.
Die Muskelaktivität wird angeregt, dadurch beginnt der Körper zu zittern – er erzeugt Wärme. Bild in Detailansicht öffnen
Um möglichst wenig Wärme nach außen zu lassen, verengen sich die Blutgefäße an der Oberfläche des Körpers – dadurch steigt der Blutdruck. Das Herz muss nun gegen einen größeren Widerstand in den Gefäßen arbeiten und stärker pumpen: Ein Kraftakt für das Herz-Kreislauf-System und die Gefäße.
Um möglichst wenig Wärme nach außen zu lassen, verengen sich die Blutgefäße an der Oberfläche des Körpers – dadurch steigt der Blutdruck. Das Herz muss nun gegen einen größeren Widerstand in den Gefäßen arbeiten und stärker pumpen: Ein Kraftakt für das Herz-Kreislauf-System und die Gefäße. Bild in Detailansicht öffnen

Frieren Frauen eher als Männer?

Statistisch gesehen haben Männer mehr Muskelmasse und eine dickere Haut als Frauen - beides schützt vor Kälte. Muskeln wandeln etwa ein Drittel ihrer Leistung in Bewegungsenergie um, den Rest in Wärme.

Auf längere Sicht machen Hautdicke, Konstitution oder Erbfaktoren aber kaum noch einen Unterschied. Früher oder später reagiert jeder Mensch gleich auf tiefe Temperaturen. Wind verstärkt das Kältegefühl noch.

Kann man sich gegen Kälte abhärten?

Wer seinen Körper über das Jahr hinweg auf die Kälte vorbereitet, verkraftet die Kältebelastung im Winter besser. Ein kaltes Bad nach einem Saunagang trainiert beispielsweise die Blutgefäße. Ebenso wirken Wechselduschen und Kneipp-Bäder. Damit die Maßnahmen wirklich etwas bringen, sollten sie über einen längeren Zeitraum regelmäßig durchgeführt werden.

Auch die Kälteempfindlichkeit unseres Körpers lässt sich trainieren: Wer die Kälterezeptoren auf der Haut häufiger niedrigen Temperaturen aussetzt, lässt diese auf Dauer weniger empfindlich reagieren. Wer seltener frieren möchte, muss also zuerst lernen, mehr Kälte auszuhalten. Auch hier ist es wichtig, sein Kälteempfinden regelmäßig und über einen langen Zeitraum zu trainieren.

Auch eine Frage des Trainings: Die Muskelmasse im Körper. Wer viele Muskeln hat und gut Energie verbrennen kann, erzeugt mehr Wärme. Und das nicht nur in Bewegung, sondern auch in Ruhe.

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Handwärmer, beheizbare Einlegesohlen und Co. versprechen einem, so richtig einzuheizen und die Kälte aus dem Körper zu vertreiben. Ein Nebeneffekt sollte jedoch beachtet werden: Wird dem Körper Wärme von Außen zugeführt, erweitern sich die Blutgefäße. Erweiterte Blutgefäße geben allerdings auch mehr Wärme an ihre Umgebung ab – lässt die Wärmezufuhr von Außen nach, kühlt der Körper deshalb umso schneller wieder ab.

Hilft Alkohol gegen Kälte?

Normalerweise versucht der Körper, bei Kälte die lebenswichtigen inneren Organe zu schützen. Die Extremitäten, Hände und Füße, werden deshalb schlechter durchblutet und schneller kalt.

Alkohol bringt das durcheinander: Die Gefäße werden geweitet, das Blut zirkuliert schneller im ganzen Körper. Für die Organe kann das jedoch bei extremen Temperaturen lebensgefährlich sein – während der stark alkoholisierte Mensch nichts von dem drohenden Organkollaps spürt.

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