Wirksame Medikamente gegen Bluthochdruck: Kombi- statt Einzelpräparate
Bluthochdruck hat meist mehrere Ursachen. Unterschiedliche Substanzen greifen daher an unterschiedlichen Stellen an:
- Wirkstoffe wie ACE-Hemmer zum Beispiel verringern die Spannung in den Gefäßen, machen sie elastischer.
- Betablocker dämpfen die Aktivität des Herzens: Das Blut fließt dann sanfter durch die Gefäße, das senkt den Druck.
- Diuretika reduzieren die Blutmenge, indem sie die Nieren anregen, mehr Wasser auszuscheiden. Auch das entlastet die Gefäße.
Nicht selten nehmen Patienten täglich drei oder mehr Blutdruckmedikamente als Einzelpräparate zu sich. Im Vergleich zu vielen einzelnen Pillen werden bei Kombipräparaten, auch Fixpräparate genannt, verschiedene Wirkstoffe in einer Tablette zusammengefasst. Der Vorteil von Kombipräparaten: Gut aufeinander abgestimmte Wirkstoffe, die zudem niedriger dosiert werden können. Das verringert mögliche Nebenwirkungen.
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Hoher Blutdruck betrifft 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland. Oft bleibt der Bluthochdruck allerdings unentdeckt.
Darum verschreiben Ärzte selten Kombipräparate
Sobald mehr als zwei Wirkstoffe gegeben werden müssen, empfehlen die Fachgesellschaften seit fast fünf Jahren in ihren Leitlinien die Kombipräparate anstelle der Einzelpräparate. Doch in der Praxis verschreiben Mediziner die empfohlenen Fixpräparate selten. Möglicherweise liegt das daran, dass die Ärzte sich mit den Einzelpräparaten gut auskennen und sie darum gerne verordnen.
Vor allem aber liegt es wohl an den Kosten, denn viele Kombipräparate sind immer noch teure Originalpräparate. Im Durchschnitt kosten die Kombipräparate mehr als die Einzelpräparate. Und Ärzte sind aufgrund des sogenannten Wirtschaftlichkeitsgebots verpflichtet, die günstigsten Medikamente auszusuchen. In der Praxis heißt das: Wenn Ärzte ihren Bluthochdruckpatienten die meist teureren Kombipräparate verschreiben, überschreiten sie schnell ihr Arzneimittelbudget.
Das Arzneimittelbudget geben die Krankenkassen vor. Der baden-württembergische Verband der Ersatzkassen erklärt: "Wenn es aus Compliancegründen auf Seiten des Patienten nur sinnvoll möglich ist, mit einer Fixkombi zu arbeiten, kann (der Arzt) diese selbstverständlich mit dieser Begründung auch verordnen…"
Das stimmt zwar, doch der Arzt läuft dann Gefahr, sein Budget zu überschreiten und der Krankenkasse gegenüber schadensersatzpflichtig zu werden.
Was Patienten mit Bluthochdruck tun können
Wer mehrere Blutdrucksenker nimmt, sollte seine Hausärztin oder seinen Hausarzt dennoch darauf ansprechen, ob die Verschreibung eines Kombipräparats unter Umständen die bessere Möglichkeit wäre.
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Häufig unerkanntes Krankheitsbild: Sekundärer Bluthochdruck
Professor Martin Hausberg, Internist am Städtischen Klinikum in Karlsruhe, weist auf einen anderen, häufig vernachlässigten, Zusammenhang hin. "Die allgemeine Empfehlung ist: Wer mit drei verschiedenen bluthochdrucksenkenden Mitteln nicht zurechtkommt, sollte sich auf sekundäre Hochdruckformen untersuchen lassen."
Bei einem sekundären Bluthochdruck wird der Bluthochdruck durch eine andere Grunderkrankung verursacht. Rund zehn Prozent aller Menschen mit Bluthochdruck sind davon betroffen. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine unentdeckte Nierenerkrankung handeln. Häufig stecken auch Hormonstörungen dahinter – vor allem eine Überproduktion des Hormons Aldosteron, ausgelöst durch gutartige Knoten in der Nebennierenrinde.
Schwierige Diagnose: Durch Hormontests sekundären Bluthochdruck erkennen
Weil es kaum körperliche Anzeichen gibt, die auf eine organische Ursache hindeuten, wird sekundärer Bluthochdruck oft übersehen. Das einzige, häufige Symptom sind Muskelkrämpfe, die auf einem Kaliummangel beruhen.
Vorsicht geboten ist auch dann, wenn ein Bluthochdruck bei jüngeren Menschen um die 30 Jahre auftritt. Oder wenn Bluthochdruck jahrelang gut einstellbar war und dann plötzlich außer Kontrolle gerät.
Die Diagnose eines Sekundären Bluthochdrucks bedeutet Detektivarbeit: Um herauszufinden, was den hohen Blutdruck genau verursacht, werden verschiedene Hormontests durchgeführt. Abhängig von Tageszeit und anderen Faktoren kann es zu großen Hormonschwankungen kommen, die die Diagnose erschweren.
Zu viel vom Hormon Aldosteron: Bluthochdruck jahrelang falsch behandelt
So lief es auch bei Margott Köntop - sie leidet bereits seit über zehn Jahren an Bluthochdruck. Zum Teil nahm sie neun verschiedene Blutdrucksenker am Tag ein, ohne dass der Blutdruck dadurch sank. Als sie die Nebenwirkungen der Medikamente - wie Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Sensibilitätsstörungen und Taubheitsgefühle in den Beinen, nicht mehr aushält - geht sie zu einem Spezialisten.
Und tatsächlich: Nach vielen aufwändigen Untersuchungen und Hormontests, bei denen auch über einen Katheter Blut aus den Venen der Nieren entnommen wird, ist schließlich klar, dass ihre Nebennierenrinde zu viel Aldosteron produziert.
Das Hormon Aldosteron hält Natrium und Wasser im Körper. Zu viel Wasser erhöht das Blutvolumen – und sorgt damit für Druck auf die Gefäße. Zusätzlich macht Aldosteron die Gefäße steif, was den Blutdruck steigen lässt.
Plötzlich geht die Therapie in eine ganz andere Richtung: Dr. Flohr erklärt, dass man die Überproduktion des Hormons Aldosteron gezielt mit einem Medikament – einem Aldosteronblocker – unterdrücken kann. Oder man könne die betroffene Nebenniere mit einer Operation entfernen und damit den Blutdruck verbessern.