Bestand in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geht zurück

Foodwatch: Anzahl der Milchkühe halbieren für den Klimaschutz

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Autor/in
Martin Thiel
Onlinefassung
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch fordert, die Anzahl der Milchkühe in Deutschland zu halbieren. Nur so könnten die Klimaziele erreicht werden.

Nach Angaben von Foodwatch gibt es bundesweit 3,67 Millionen Milchkühe. Die Milchlobby würde bei ihren Werbekampagnen suggerieren, dass sie auf grünen Wiesen grasen und dies auch gut für den Umwelt- und Klimaschutz sei.

In der Realität - so die Verbraucherschutzorganisation - komme weniger als ein Drittel der Kühe in der Milchindustrie einen Teil des Jahres auf die Weide. Außerdem sei die Nutzung der Grünfläche zur Fütterung nicht klimafreundlich, da häufig Moorflächen dafür entwässert worden seien.

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Landwirte haben bereits weniger Milchkühe

In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sinkt der Milchkuh-Bestand: In Baden-Württemberg waren zu Jahresanfang rund 305.000 Milchkühe vom Landesamt für Statistik erfasst, das waren 20.000 weniger als 2020.

In Rheinland-Pfalz waren vergangenes Jahr 97.000 Milchkühe registriert. 2.000 weniger als im Vorjahr.

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Vorwurf von Foodwatch: Greenwashing durch geschönte Bilanzen

In einem aktuell veröffentlichten Report namens "Milchmärchen" wirft Foodwatch der Milchlobby Greenwashing vor. Die Hauptvorwürfe sind:

  • Die Milchbranche rechnet ihre Klimabilanz schön
  • Das Tierleid wird durch vermeintliche Klimaschutzbemühungen vergrößert
  • Die Lobbyorganisation "Initiative Milch" versucht mit irreführender Werbung die Missstände zu vertuschen.

 

Laut Foodwatch fehlen bei der Angabe der deutschen Emissionen aus der Tierhaltung die "indirekten" Emissionen etwa aus Bodennutzung und der Futteranbau-Produktion.
Laut Foodwatch fehlen bei der Angabe der deutschen Emissionen aus der Tierhaltung die "indirekten" Emissionen etwa aus Bodennutzung und der Futteranbau-Produktion.

Weitere Klimaschützer fordern weniger Milchproduktion

In Wahrheit - so die Verbraucherschützer - seien die Emissionen der Tierhaltung in Deutschland dreimal höher als von der Milchlobby in einer aufwendigen PR-Kampagne suggeriert. 

Das bestätigen auch Experten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Sie unterstützen die Forderung, die Milchproduktion umzuwandeln

Weniger Milch, weniger CO2

Durch eine Umstellung der Milchwirtschaft könnten rund zehn Prozent der gesamten deutschen klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen reduziert werden, so Foodwatch. Die Organisation plädiert für mindestens eine Halbierung der Zahl der fast 3,7 Millionen Milchkühe hierzulande.

Weideflächen müssten renaturiert und mehr pflanzliche Milchalternativen konsumiert werden.

"Initiative Milch": Forderung nach sachlichem Dialog

Die "Initiative Milch", die von Molkereien und Milchbäuerinnen getragen wird, widerspricht den Klimaherausforderungen nicht, fordert aber ihrerseits einen sachlichen Dialog und betont viel für den Klimaschutz zu tun.

Die weltweiten Klima-Herausforderungen sind Fakt. Auch die Milchbranche ist in Bewegung, um Emissionen immer weiter zu reduzieren und dabei ökologisch wichtige Kreisläufe zu integrieren.

In Deutschland sind - nach Angaben der "Initiative Milch" - verarbeitende Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe weiter, als viele denken würden. Es seien Systeme zur Datenerfassung und Datenauswertung entwickelt und implementiert worden. Der CO2-Rucksack einer Milchkuh sei hierzulande und in Europa halb so groß wie der weltweite Durchschnitt.

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